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Volume Nr. 18, 11. März 1982

Full text: Plenarprotokoll (Public Domain) Issue1981/82, 9. Wahlperiode, Band I, 1.-18. Sitzung (Public Domain)

18. Sitzung vom 11. März 1982 
I 
82 Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode 
1033 
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Müller 
Ich verstehe nicht ganz, meine Damen und Herren, was der 
Antrag soll. Der Senator ist bereits tätig geworden, bevor ein 
derartiger Antrag vorlag. 
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[Finger (AL); Sie kennen wohl nicht Ihren Landespartei 
tagsbeschluß, sonst würden Sie nicht so reden!] 
■L Den kenne ich sehr gut, Herr Kollege Finger. Das ist der 
einzige Punkt, über den man sich unterhalten kann, nämlich 
Iber die Grenzen dieses geschützten Baubereichs. Das, was 
|n der Kleinen Anfrage zum Ausdruck kommt, sind andere 
Grenzen, als die, die in unseren Beschlüssen enthalten sind. 
Ich empfinde es als positiv, wenn eine andere Fraktion die 
;s ‘ politischen Aktivitäten der CDU aufgreift und unterstützt. 
[Finger (AL): Wir sind offen in Sachfragenl] 
Ich sehr gar keinen großen Dissens zwischen dem, was Sie 
wollen, und dem, was wir wollen. Es geht Ihnen hier nur um 
|jas eine Haus in der Thrasoltstraße 20, wo der Landeskonser- 
lervator die Auffassung vertritt, daß dieses Haus nicht schät 
zenswert ist, und Sie der Meinung sind, daß dieses Haus 
schätzenswert sei. 
[Finger (AL): Das ist nicht die Frage!] 
Ober diese Frage kann man sich ebenso wie über die Ab 
grenzung des geschützten Baubereichs in den zuständigen 
Fachausschüssen unterhalten. 
[Schmidt (AL): Seien Sie ein Mann und stellen Sie sich 
den Beschlüssen Ihres Landesparteitages!] 
iWir sollten den Antrag an den Ausschuß für Bau- und Woh 
nungswesen und an den Ausschuß für Stadtentwicklung und 
Umweltschutz überweisen, um uns dort ohne Emotionen und 
' n jnit Sachkunde über die optimale Lösung zu unterhalten. Ich 
o ‘ sehe hier nicht den großen Gegensatz, den Sie in Ihrem Rede- 
" r Beitrag eben konstruiert haben, — Vielen Dank! 
[Beifall bei der CDU] 
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ln Stellv. Präsident Franke; Nächster Redner ist der Abgeord- 
' s nete Nagel. 
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Nagel (SPD): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen 
lind Herren! Lieber Herr Kollege Müller! Es ist zweckmäßig, 
sich auf ein Thema so vorzubereiten, daß man sich nicht nur 
pinmal „huschhusch“ ein paar Unterlagen ansieht. Es geht hier 
picht um billige Polemik gegen die CDU-Fraktion. Vielmehr 
geht es darum, daß man einen geschützten Baubereich so ver 
nünftig abgrenzt, daß er das umfaßt, was tatsächlich in dem 
Bereich schützenswert ist. Es geht in der Tat nicht um einige 
[Gebäude, sondern um ein Gesamtensemble. 
[Müller (CDU); Machen wir das doch im Ausschuß!] 
j- Nein, Herr Kollege Müller, Sie müssen eines wissen. Wir 
[sind inzwischen mißtrauisch geworden. So müssen Sie auch 
die etwas schärferen Worte vom Kollegen Finger verstehen. 
;Wir sind mißtrauisch, daß eine willkürliche Eingrenzung des 
geschützten Baubereichs nur ein Trick ist. Sie müssen dazu 
jnämlich auch andere Antworten dieses Senats berücksichti 
gen. Herr Kollege Dr. Hassemer hatte schon im November auf 
eine entsprechenden Kleine Anfrage von mir zum geschützten 
■Baubereich in Alt-Charlottenburg deutlich gemacht, daß ein 
;sehr viel größerer Bereich festgelegt werden sollte. 
Man kann sich zweifellos über die Größe des Bereichs 
(Unterhalten. Was wir möchten — unabhängig von der Aus- 
;sdiußüberweisung —, ist, daß jetzt nicht willkürlich — wie am 
^Beispiel Thrasoltstraße geschehen — Objekte während des 
[Beratungsfahrplans herausgegriffen werden, und damit Fakten 
^geschaffen werden. Der Europarat hat in dieser Woche eine 
(Kampagne zum Denkmalschutz und zur Stadterneuerung 
'durchgeführt. Es ist vor diesem Hintergrund für Berlin einfach 
beschämend, daß hier ein Gebäude abgerissen wird, das zwar 
[von seiner Einzelsubstanz her nicht erhaltenswert ist, das aber 
entscheidend das ganze Ensemble prägt. 
[Beifall der Abgn. Finger (AL) und Schmidt (AL)] 
Der Einzelerhalt ist aber beim denkmalgeschützten Bereich 
und auch nach dem Erhaltungsgebot in § 39 h des Bundesbau 
gesetzes nicht erforderlich. Erforderlich ist vielmehr die Ge 
samtbetrachtungsweise. 
Was Herrn Senator Dr. Hassemer betrifft, da haben wir ja 
vorhin gesagt, daß es für ihn sehr leicht ist, in diesem Parla 
ment große Worte zu sprechen und Sprüche zu klopfen. An 
dieser Stelle aber heißt es, Herr Senator Dr. Hassemer: Hic 
Rhodos, hic salta. Hier müssen Sie springen und sich einmal 
auch dazu bekennen, daß ein solcher Schritt nicht vollzogen 
wird. Sie können es sich als Stadtentwicklungssenator nicht 
länger leisten, auf den hohen Ebenen herumzuspielen und Ge 
dankengebäude zu entwickeln, ohne auf die konkrete Alltags 
realität Ihrer Abrißstadträte in Charlottenburg und in anderen 
Bereichen einzugehen. Wir erwarten von Ihnen, daß Sie klar 
sagen, daß während der parlamentarischen Beratungen in den 
zuständigen Ausschüssen in dem in Rede stehendem Gebiet 
keine weiteren Abrisse vorgenommen werden und Sie auch 
keine weiteren Änderungen im Stadtbild zulassen werden. Da 
sind konkrete Antworten auf unsere Fragen gefordert. Es 
würde Ihnen gut anstehen, einmal konkret unter Beweis zu 
stellen, daß Sie nicht nur Sprüche machen wollen. 
[Beifall bei der SPD und der AL] 
Stellv. Präsident Franke: Das Wort hat Herr Senator Dr. 
Hassemer. 
Dr. Hassemer, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt 
schutz: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bitte um 
Verständnis, daß ich mich jetzt noch einmal zu Wort melde. 
Ich hätte es nicht getan, wenn es nur um die Sache ginge oder 
nur um zu versuchen, das Argument des Schimpfworts zu 
widerlegen. Ich halte es aber für die Pflicht eines Senators, 
die antragsteilende Fraktion über einige Sach- und Rechts 
situationen, die Ihrem Antrag zu Grunde liegen, aufzuklären. 
[Schmidt (AL); Na bitte!] 
Zunächst möchte ich einmal etwas zu Herrn Nagel sagen. 
Das Haus Thrasoltstraße zeigt exakt das Problem, das wir 
beenden wollen. Das war Sanierungserwartungsgebiet von 
schöner, alter Berliner Klasse. Dies hat dazu geführt, daß das 
Grundstück von einem, der mit diesem Haus rechnen konnte, 
gekauft wurde. Zuständig bin ich, Herr Finger, in der Tat, 
solange ich dieses Senatsressort innehabe, nicht. Das Be 
zirksamt stand vor der Wahl und der Frage, ob die Entschä 
digungskosten, die auf dieses Haus zugekommen sind, nach 
dem, was dort passiert und gelaufen ist in früheren Zeiten, 
von Berlin und dem Bezirk übernommen werden können. Das 
ist der erste Hinweis. 
Der zweite Punkt Herr Finger: Ich habe im November keine 
Konzeption für einen geschützten Baubereich vorgefunden. 
Dies will ich Ihnen einfach noch einmal sagen. Ich habe den 
Landeskonservator angewiesen, dort die Arbeit für einen ge 
schützten Baubereich vorzuziehen. Das ist das, was der Lan 
deskonservator noch nicht geplant hatte, als ich noch nicht im 
Amt war. Inzwischen wird — auch ohne Ihren Antrag — zu dem 
geschützten Baubereich dort gearbeitet. Ich hoffe, daß wir 
dazu bald eine Konzeption vorlegen können. 
Der zweite Punkt — dieser interessiert vielleicht auch die 
Vertreter der SPD-Fraktion Ich habe vorgestern bzw. 
gestern den Landeskonservator angewiesen, den Teil des ge 
schützten Baubereichs mindestens auch um die Thrasolt- 
straße, und zwar aus sachlichen Gründen zu erweitern. Ich 
meine nicht aus Gründen des parteipolitischen Streits, son 
dern aus Sachgründen. Das ist der zweite Punkt, den ich ent 
schieden habe. 
Und nun zum dritten Punkt. Hier bitte ich, auch Ihre eigenen 
Argumente und Anträge zu prüfen. Das Schlimme ist, daß 
nach Lage des Denkmalschutzes auch beim Status „Geschütz 
ter Baubereich“ ein Abriß nicht verhindert werden könnte. Ich 
wäre Ihnen deshalb sehr dankbar, wenn Sie Abrisse verhin 
dern wollen, daß Sie Anträge stellen auf Instrumenten, mit 
denen das zu erreichen ist. Sie können nicht ein falsches In 
strument beantragen, das in der Tat in meinen Zuständigkeits 
bereich fällt, sich aber dann aufregen, wenn ein Abriß durch 
geführt wird, der mit diesem Instrument nicht zu verhindern 
wäre. Damit wollte ich Ihnen auf den Weg helfen. 
(C) 
(D)
	        
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