18. Sitzung vom 11. März 1982
12 Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode
999
Präsident
(Dr. Jänicke!
Rebsch; Eine Zusatzfrage, Herr Abgeordneter
Dr. Jänicke (AL): Also, wenn ich mal von der sprachlichen Parfü-
mierung absehe, nämlich dem Ausdruck „Parkway“, dann ist das ja
^wohl doch eine Wiederbelebung der alten Idee der Westtangente.
'Herr Senator, ich frage Sie: Wie bewerten Sie als Umweltsenator
Idiese Schaffung neuer Mobilitätsvorteile für den Autoverkehr, und
(wie gefallen Sie sich überhaupt in Ihrer neuen Rolle als Senator zur
Rechtfertigung von Umweltbeeinträchtigungen?
[Zuruf von der CDU; Ha, ha I]
Präsident Rebsch; Herr Senator Dr. Hassemer!
Dr. Hassemer, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt-
Ischutz: Herr Abgeordneter Jänicke, ich verstehe zum ersten, daß
-Sie am Schluß gestockt haben; das sind so die Zusammenhänge,
wenn die Dinge nicht richtig stimmen, dann ist es schwer, sie aus-
(zusprechen.
[Beifall bei der CDU]
Zum zweiten wäre ich dankbar für eine Aufklärung über die zur
(Zeit bestehende „Verkehrsberuhigungsaktion“ durch eine sechs-
spurige Entlastungsstraße durch den Tiergarten, eine achtspurige
(Straße mitten durch das Kulturforum und ein Kreuzungspunkt am
äLandwehrkanal, für die Sie sich offenbar einsetzen, indem Sie diese
Situation fortschreiben wollen.
Ich wäre Ihnen auch dankbar, wenn Sie deutlich machten, ob Sie
durch die Wiedereinführung des Begriffs „Westtangente“ eine Auf
forderung an jedermann erreichen wollen, daran auch künftig fest
zuhalten, oder ob Sie in der Lage sind, nachdem Sie schon nicht in
sder Lage waren, das Expertenverfahren mit zu verfolgen und die in
haltlichen Aussagen dazu, meine heutigen Hinweise, die ich zu der
»dort geplanten Straße gegeben habe, erstens zur Kenntnis zu neh
men und dann detailliert und vielleicht mit einer Spur von Offenheit
[in der Sache mit mir auch zu diskutieren.
[Beifall bei der CDU]
Präsident Rebsch; Die nächste Zusatzfrage kommt vom Ab
geordneten Sellin.
Sellin (AL): Die Bürgerinitiative „Westtangente“ schlägt eine
'Grüntangente vor. Wie stehen Sie zu der Aussage, daß der Land
wehrkanal in West-Ost-Richtung verläuft und Ihre Westtangente
als Bundesfernstraße in Nord-Süd-Richtung? Wie soll das zu einer
Entzerrung von Verkehr führen, und zweitens, wie stehen Sie dazu,
daß die Konzeption einer Grüntangente auf dem ehemaligen
iReichseisenbahngelände dazu führt, daß die ökologische Luftsitua
tion in dieser Stadt verbessert wird?
Präsident Rebsch: Bitte sehr, Herr Senator Dr.Hassemer!
Dr. Hassemer, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt
sschutz; Zum ersten Teil Ihrer Frage, Herr Abgeordneter Sellin: Es
(gibt zwei Variationen der Grüntangente. Die eine Variation ist, daß
,?man die Nord-Süd-Verbindung autostraßenfrei versucht. Das ist ein
möglicher Vorschlag, ich halte ihn jedoch im Ergebnis für nicht
durchsetzbar; schon deshalb, weil er dann zu einer gleichmäßigen
(Belastung aller Wohnstraßen in diesem Gebiet führen wird.
Die zweite Alternative ist, daß man zum einen eine Grüntangente
(versieht, zum anderen aber die heutige Straßenbelastung beibehält,
»Das war die Konzeption des alten Senats. Ich habe die Konsequenz
(in meiner Stellungnahme beschrieben.
Zu Ihrer konkreten Frage zum Landwehrkanal darf ich Sie daran
.erinnern, daß die Konzeption, wie sie heute im Flächennutzungs-
plan steht, und die faktisch geltenden Konzeption den Kreuzungs
knotenpunkt an den Landwehrkanal legt. Eine schlimmere Bela
stung dieses Kanals als die Belastung durch einen solchen Knoten,
der in der Zukunft noch durch die zusätzliche Bebauung der südli
chen Friedrichstadt verstärkt werden würde, kann ich mir
schlechthin nicht vorstellen.
Präsident Rebsch: Das Wort zu einer neuen Zusatzfrage hat
der Abgeordnete Liepelt
Liepelt (CDU): Herr Senator, können Sie mir bestätigen, daß sich
im Hearing der IBA fast ausnahmslos alle Experten für eine lei
stungsfähige Nord-Süd-Verbindung ausgesprochen haben, insbe
sondere unter dem Kriterium, daß nur somit eine qualitative und
großräumliche Stadtplanung für den Bereich Tiergarten-Süd inner
halb der IBA möglich ist?
Präsident Rebsch: Bitte sehr, Herr Senator Dr.Hassemer!
Dr. Hassemer, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt
schutz: Herr Abgeordneter Liepelt, ich kann Ihnen das bestätigen
und hinzufügen, daß das nicht etwa am Rande und en passant in
diesem Verfahren besprochen wurde, sondern dieses wareinerder
wesentlichen Kernpunkte. Man vertrat im Ergebnis die Auffassung,
daß der Autoverkehr in Nord-Süd-Richtung auf eine solche Weise
am stadt- und umweltverträglichsten geführt werden könnte.
Präsident Rebsch: Das Wort zu einer weiteren Zusatzfrage hat
der Kollege Lorenz.
Lorenz, Gerald (SPD): Herr Senator, da „Parkway“ sicherlich
nicht mit Parkweg zu übersetzen ist frage ich Sie, wie denn diese
Straße aussehen wird, und, da man das noch nicht plastisch dar
stellen kann und Sie auch noch nicht ganz sicher sind, wie sie aus
sehen wird, können Sie mir wenigstens sagen, wie breit diese
Straße minimal und maximal sein wird beziehungsweise wieviel
Fahrspuren sie haben wird?
Präsident Rebsch: Bitte sehr, Herr Senator Dr. Hassemer!
Dr. Hassemer, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt
schutz: Herr Abgeordneter Lorenz, die Breite und die Leistungs
fähigkeit dieser Straße wird die Leistungsfähigkeit der heutigen,
sehr unglücklichen Trasse sicher nicht unterschreiten dürfen.
Zum zweiten: Die Punkte, Herr Abgeordneter Dr. Jänicke, Herr
Abgeordneter Lorenz, die die Verbesserung bedeuten, habe ich an
gezeigt, indem ich in Ihre Erinnerung zurückgerufen habe, durch
welche Gegenden die heutige - von Ihnen offenbar auch für die Zu
kunft vorgesehene - Trasse führt. Ich darf in diesem Zusammen
hang noch einmal darauf hinweisen, daß die Überlegung des „Park-
ways“ nicht etwa der Gedanke eines Verkehrsplaners in diesem Ex
pertenverfahren war - ich nehme die Gelegenheit wahr, Ihnen das
aus den Verfahren zu berichten -, sondern der Gedanke zweier Ex
perten, die erstens nicht Verkehrsplaner sind, also nicht die Ver
kehrsplanung an der ersten Stelle ihrer Überlegungen haben, und
zweitens aber von der Art und Weise ihres Vortrags im übrigen als
Leute bekannt sind, die primär die Stadt und erst an sekundärer
Stelle die Verkehrsplanung im Auge haben. Es handelt sich um die
Herren Jaap-Engel und Collin Rowe.
Wie diese beiden Experten möchte ich eigentlich die Bitte an Sie
richten, nicht in gewohnter Berliner Manier die Dinge, die für Sie
neu sind, zunächst einmal mit Ihren alten Begriffen zu belegen und
Ihnen dann mit gleichbleibendem Unverständnis zu begegnen, son
dern daß Sie - wie wir es auch tun - versuchen, sich mit diesen Be
griffen auseinanderzusetzen und den „Parkway“ als planerische
Aufgabe für den Wettbewerb „Zentraler Bereich“ mit mir akzeptie
ren und - wie ich allerdings auch hoffe - kritisch begleiten.
Präsident Rebsch: Das Wort zu einer weiteren Zusatzfrage hat
der Abgeordnete Giesel.
(C)
(D)