Abgeordnetenhaus von Berlin - 8. Wahlperiode
39. Sitzung vom 13. November 1980
1685
I
Dr. Birkholz
[) tragung einer Unlernehmensberatungsfirma - oder mehrerer -
sinnvoll ist.
[Boroffka (CDU): Wollen Sie denn bis 85 warten?]
Wir sind der Meinung, daß wir in den Ausschüssen unter Ein
beziehung der dem Senat zur Verfügung stehenden Fachkräfte
prüfen sollten, wie eine möglichst umweltfreundliche, energie-
und rohstoffsparende, aber auch betriebswirtschaftlich ver
nünftige Verwendung von Abfällen erreicht werden kann. Wir
bitten deshalb um Überweisung des Antrages in den Haupt
ausschuß und in den Ausschuß für Gesundheit und Umwelt
schutz. - Danke!
[Beifall bei der SPD - Boroffka (CDU): Das war aber kurz!]
Stellv. Präsident Sickert: Bitte, Herr Abgeordneter Swinne!
Meine Fraktion sieht daher den vorgelegten Antrag der
CDU skeptisch. Mit dem Antrag schanzt die CDU-Fraktion die
künftige Entwicklung einer Berliner Abfallwirtschaft von der Vor
untersuchung bis zur externen Erarbeitung eines Abfallwirt
schaftsplans nur externen Institutionen zu. Meine Fraktion ist der
Auffassung, es wäre besser, daß unter der Federführung des
Senats eine Voruntersuchung über die Möglichkeiten der Berliner
Abfall Wirtschaft unter Einbeziehung privater Unternehmens
beratungsfirmen durchgeführt wird. Meine Fraktion ist allerdings
nicht bereit, den Senat und die sich seit Jahren in diesem Bereich
betätigenden Behörden und Einrichtungen aus ihrer Verantwor
tung zur Erteilung und Erstellung eines Abfallwirtschaftsplans zu
entlassen. Der Senat muß auch auf diesem Gebiet die politische
Verantwortung tragen,
[Wronski (CDU): Aber der kriegt es doch nicht fertig! -
Beifall bei der F.D.P.]
Swinne (F.D.P.): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Herr Kollege Boroffka hat ja bereits im Mai in seiner Begründung
zur Großen Anfrage seiner Fraktion über die Folgen der Novellie
rung des Abfallbeseitigungsgesetzes den Berlinern bewiesen,
daß er kein politischer Sponti ist. Er zeigte damals recht ein
drucksvoll auch die Zusammenhänge, die zwischen dem Müllver
bringungsvertrag und einer gewissen Stagnation, die Wiederver
wendung von Abfällen in Berlin durchzusetzen, bestehen.
[Gelächter des Abgeordneten Boroffka]
Der heutige Antrag der CDU-Fraktion über die externe Bearbei
tung eines Abfallwirtschaftsplans steht für mich eindeutig in der
Kontinuität der Politik, die Herr Boroffka Ende Mai 1980 in diesem
Hause vorgetragen hat. Es blieb aber damals dem zuständigen
Senator Vorbehalten, der Opposition nachzuweisen, daß auch
sie - die Opposition - 1971 gewissen Fehleinschätzungen
unterlegen ist. Die Fehler der Vergangenheit sind ja allgemein
B bekannt, die haben sie ja auch damals ausgeführt: eine falsche
Bevölkerungsprognose bei dem Müllverbringungsvertrag, eine
I falsche Einschätzung der Höhe der Abfallentwicklung in den
zukünftigen Jahren, eine falsche Umrechnung der Volumina auf
die Gewichte der Abfälle. Diese drei falschen Prognosen führten
zu einem Müllverbringungsvertrag mit der DDR, der die Stadt
zwar vom Müll befreit, aber nicht berücksichtigt, daß inzwischen
Abfall und Müll zu einem Rohstoff geworden sind. Die Bundes
regierung hat am 25. September dieses Jahres eine Kleine
Anfrage von Abgeordneten der SPD und der F.D.P. zur Frage der
Forschung und Entwicklung zur Abfallbeseitigung beantwortet.
Die Antwort der Bundesregierung ist sehr optimistisch; es sei
k Energie aus Abfällen, Rohstoff aus Müll zu gewinnen, die
■ Deponieflächen seien durch thermische Abfallbehandlung mit
f gleichzeitiger Müllsortierung in Verbindung mit Recycling zu
reduzieren bzw. länger offenzuhalten, der Klärschlamm sei einer
nutzbringenden Verwendung zuzuführen und Sonderabfälle
I seien gezielt aufzuarbeiten. Insgesamt gibt es offenbar sehr
günstige Prognosen, daß künftig eine Abfallwirtschaft kosten
deckend, möglicherweise sogar teilweise gewinnbringend sein
I wird.
Die CDU-Fraktion schlägt nun in ihrem Antrag vor, daß eine
Unternehmensberatungsfirma oder mehrere in einer Vorunter
suchung bis zum 30. September 1981 klären sollen, welche Mög
lichkeiten der Abfallwirtschaft in Berlin bestehen. Ich habe hier
bereits im Mai erklärt, daß meine Fraktion die Meinung derjenigen
teilt, die sagen, daß Abfallbeseitigung zwar eine hoheitliche Auf
gabe sei, die Entsorgung könne aber durch Dritte vorgenommen
werden, wenn diese eine wirtschaftliche Nutzung der Abfälle
besser oder kostengünstiger als beseitigungspflichtige Kör
perschaften auf Dauer gewährleisten. Im Prinzip sind wir daher
auch für eine Entsorgung durch Dritte, da der Wettbewerb in
diesem Bereich nicht von Übel sein kann. Die Entsorgung durch
Dritte kann aber nicht so vor sich gehen, wie zum Beispiel heute in
Berlin beim Altholz, daß sogenannte Dritte eine Art Entsorgungs
monopol haben, wo auch kein Wettbewerb mehr herrscht.
[Boroffka (CDU): Es geht doch nicht um Entsorgung
sondern um Planung.]
Stellv. Präsident Baetge; Weitere Wortmeldungen liegen
nicht vor.
Der Ältestenrat empfiehlt die Überweisung des Antrags an den
Ausschuß fürGesundheit und Umweltschutz - federführend an
den Ausschuß für Betriebe, an den Ausschuß für Wirtschaft und
an den Hauptausschuß. - Wer dem zustimmt, den bitte ich um das
Handzeichen. - Danke! Wer ist dagegen? - Wer enthält sich der
Stimme? - Es ist so beschlossen.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 19, Drucksache 8/585:
Vorlage - zur Beschlußfassung - über Zuwendungen
für Forschungsprojekte im Rahmen des Forschungs
programms Energie in Berlin
Wird das Wort zur Begründung gewünscht?
[Palm (CDU): Nein, zur Begründung nicht!]
Keine Wortmeldungen. Dann kommen wir zur Beratung. Zur
Beratung hat das Wort der Abgeordnete Palm.
Palm (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die
Vorlage - zur Beschlußfassung - soll nicht Anlaß sein für längere
Ausführungen, weil ja fünf Ausschüsse sich mit ihr beschäftigen
werden, aber ich möchte doch einiges sagen.
Die CDU-Fraktion begrüßt im Grundsatz diese Vorlage, weil
hier nach langer Zeit etwas konkret vorgesehen wird für die
Energieversorgung unserer Stadt. Allerdings muß ich doch einige
kritische Anmerkungen machen, bzw. Fragen stellen. Das eine
sind die Zuständigkeiten im Senat - da möchte ich den roten
Faden fortspinnen von der letzten Sitzung über die Große Anfrage
bis zu dieser Vorlage -. Hier wird wiederum dokumentiert, daß für
die Energiepolitik und auch für die Forschung auf diesem Gebiet
vier Senatsverwaltungen zuständig sind, einmal - bei anderen
Energieprojekten - die Senatsverwaltung für Wirtschaft, dann die
Senatsverwaltung für Bauwesen bei Fernwärme, und für For
schung ist die Senatsverwaltung für Wissenschaft und
Forschung zuständig unter Mitarbeit der anderen Verwaltungen,
Wir wiederholen hier noch einmal, daß unserer Meinung nach die
Energiepolitik verantwortlich in eine Hand gehört.
Es wird in der Vorlage davon gesprochen, daß selbstverständ
lich - und das ist uns klar - das Bundesministerium für Forschung
und Technologie - BMFT - nicht alle Forschungsvorhaben finan
zieren kann und das bestimmte Forschungsvorhaben von den
Ländern selbst durchgeführt werden müssen. Wir vermissen hier
allerdings einen Hinweis, wieweit - durch den BMFT oder eine
Länderabstimmung - gewährleistet ist, daß nicht gleiche
Forschungsvorhaben in verschiedenen Bundesländern parallel
laufen und dadurch enorme Kosten für die öffentliche Hand ver
ursacht werden.
(C)
(D) I