Abgeordnetenhaus von Berlin — 8. Wahlperiode
20. Sitzung vom 31. Januar 1980
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Sen Ulrich
(A) wird. Der Sachverhalt ist allerdings noch nicht hinreichend
aufgeklärt, so daß eine abschließende Beurteilung des Gesamtvor
gangs nicht möglich ist. Aus diesem Grunde kann die in Ihrer
Anfrage zum Ausdruck kommende Bewertung der Gutachter
praxis des Bezirksamts Charlottenburg vom Senat nicht geteilt
werden.
Zu 2: Wie bereits in der Antwort auf die Kleine Anfrage Nr. 526
des Abgeordneten Masteit dargelegt, ist der Senat um einen
beschleunigten Abschluß des Ermittlungsverfahrens bemüht.
Stellv. Präsident Sickert; Herr Abgeordneter Hucklenbroich zu
einer Zusatzfrage.
Hucklenbroich (F.D.P.): Herr Senator! Unter dem Gesichts
punkt des Vertrauensschutzes der Bevölkerung; nachdem ein
Gesunder — so war in der Presse nachzulesen — zu Unrecht krank
geschrieben worden ist: Können Sie sicherstellen, daß nicht
Kranke auf Wunsch des Arbeitgebers oder von Vorgesetzten
gesundgeschrieben werden und dann in den Sielen Schaden
nehmen? Gibt es Möglichkeiten der Aufklärung der Bevölkerung,
um gerade nach den Pressemeldungen zu diesem Thema einer
begründeten Unruhe entgegenzuwirken?
Stellv. Präsident Sickert: Bitte, Herr Senator!
Ulrich, Senator für Inneres: Ich kann dazu nur schwer Stellung
nehmen, Herr Abgeordneter Hucklenbroich, weil die Verantwor
tung für diesen Bereich zunächst natürlich immer erst beim
Bezirksamt Charlottenburg liegt, und nicht beim Senat. Erst dann,
wenn wir bezirksaufsichtliche Maßnahmen treffen können, sind
wir in der Lage, auch einzuschreiten. Deshalb bitte ich um
Verständnis, wenn wir die Beurteilung des Ermittlungsverfahrens
von dem Gesamtvorgang abhängig machen.
Stellv. Präsident Sickert: Das Wort hat Herr Abgeordneter
' ' Oxfort zu einer Zusatzfrage.
Oxfort (F.D.P.): Herr Senator, kann man angesichts Ihrer
Antwort davon ausgehen, daß ein gegen einen Beamten laufendes
Ermittlungsverfahren wegen schwerwiegender Vorwürfe grund
sätzlich einer Beförderung in Berlin nicht entgegensteht?
Stellv. Präsident Sickert: Herr Senator Ulrich!
Ulrich, Senator für Inneres: Nein, das kann man, Herr Abgeord
neter Oxfort, mit Sicherheit nicht. Das hängt vom Einzelfall ab! Die
Beförderung ist, wie Sie wissen, nicht vom Senat ausgesprochen
worden, sondern vom Bezirksamt. Auch dieser Vorgang wird in
dem Zusammenhang natürlich mit zu prüfen sein.
Stellv. Präsident Sickert: Keine weiteren Zusatzfragen,
Das Wort hat Herr Abgeordneter Palm zu einer Mündlichen
Anfrage über
Temperaturrichtlinien für öffentliche Gebäude
Palm (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
frage den Senat: Welche höheren Erkenntnisse haben den Senat
dazu verleitet, Richtlinien für die Begrenzung der Raumtempera
turen in öffentlichen Gebäuden zu erlassen, wenn er die Kleine
Anfrage Nr. 447 vom 24. Oktober 1979 über Erfüllung der
technischen Voraussetzungen für diese Maßnahme bis heute nicht
beantworten kann?
Stellv. Präsident Sickert: Das Wort zur Beantwortung hat Herr
Senator Ristock.
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Palm! Die Richt
linien zur Begrenzung der Raumtemperaturen in Dienstgebäuden
sind in der Tat noch nicht erlassen. Der Senat hat allerdings (C
bereits von der entsprechenden Vorlage Kenntnis genommen;
auch der Rat der Bürgermeister hat zugestimmt. Aufgrund des
Personalvertretungsgesetzes ist der Hauptpersonalrat zustim
mungspflichtig; er hat wegen bestimmter Belange der Behinderten
Einwände erhoben.
Was Ihre eigentliche Frage betrifft, ob die Voraussetzungen für
die Einhaltung der in den Richtlinien genannten Soll-Temperaturen
vorliegen, kann ich Sie beruhigen, Herr Palm: Sie sind zum Teil
vorhanden, zum Teil ist ihre Realisierung eingeleitet. Ich erinnere
hier insbesondere an das Programm zur energiesparenden Aus
rüstung des Gebäudebestands der öffentlichen Hand vom Oktober
1979.
Die Antwort auf die zitierte Kleine Anfrage Nr. 447 wird in den
nächsten Tagen vorliegen. Darin werden die Einzelheiten über die
Voraussetzungen genannt,
Stellv. Präsident Sickert: Wird das Wort zu einer Zusafzfrage
gewünscht? — Bitte schön, Herr Swinne, Sie haben das Wort.
Swinne (F.D.P.): Herr Senator, werden Sie bei der Ausarbei
tung der von Ihnen genannten Richtlinien dafür sorgen, daß bei
Smog-Alarm in unserer Stadt die Temperaturen in den öffentlichen
Gebäuden herabgesetzt werden, damit auch der Staat den
Bürgern ein Beispiel in dieser Angelegenheit gibt?
Stellv. Präsident Sickert: Bitte sehr, Herr Senator Ristock!
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: In den Ge
sprächen, die der Umweltsenator mit dem Bausenator geführt hat,
ist dies mit einbezogen worden. Es ist aber noch nicht abschlie
ßend Stellung genommen worden. Wir sind allerdings, Herr
Abgeordneter, der Meinung, daß wir durch veränderte Technik bei
der Beheizung unserer öffentlichen Dienstgebäude und durch die
Anbringung von Thermostaten — wir haben ja u. a. unterschied- (D
liehe Wärmesituationen in Teilen von Gebäuden z. B. in bezug auf
bestimmte Windrichtungen — die Möglichkeiten schaffen, bei der
Lösung dieser Probleme auf den Einzelfall eingehen zu können.
Sonst haben Sie recht mit Ihrer Frage, daß sich selbstverständlich
die öffentliche Hand nicht den allgemeinen Anforderungen, die
sich hinsichtlich des Smogs ergeben, entziehen darf.
Stellv. Präsident Sickert: Zu einer weiteren Zusatzfrage hat das
Wort Herr Abgeordneter Palm.
Palm (CDU): Herr Senator, ist damit zu rechnen, daß noch in
dieser Heizperiode von dieser Maßnahme praktische Auswirkun
gen zu erwarten sind?
Stellv. Präsident Sickert: Bitte, Herr Senator Ristock!
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Palm! In einer
Reihe von Bürodienstgebäuden wird praktisch schon gehandelt,
ohne daß die Richtlinien vorliegen. Ich kann Ihnen das für meinen
Bereich sagen: Wir haben zum Beispiel dafür gesorgt, daß die
Beheizung der Flure eingestellt wird. Es geht auch so, weil die
Wärmeversorgung der Flure durch das gelegentliche öffnen der
Türen sichergestellt ist.
Stellv. Präsident Sickert: Zu einer weiteren Zusatzfrage hat Herr
Abgeordneter Gerald Lorenz das Wort.
Lorenz, Gerald (SPD): Herr Senator, sind Sie nicht mit mir der
Meinung, daß es in vielen Amtsstuben Heizkörper gibt, die man
mit einem Drehknopf regulieren kann, und daß ein Beamter mit
Hilfe eines Thermometers in der Lage sein müsse, die Zimmer
temperatur seiner Amtsstube auf 20 Grad Celsius einzustellen?
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