Abgeordnetenhaus von Berlin - 8. Wahlperiode
28. Sitzung vom 29. Mal 1980
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(A) Stellv. Präsident Baetge: Bitte sehr, Sie haben das Wort.
Stellv. Präsident Baetge: Zu einer weiteren Zusatzfrage hat
(B) Herr Dr. Hassemer das Wort. Bitte schön!
1. Trifft es zu, daß auf Beschluß der Ärztekammer Berlin die
Zusatzbezeichnung „Arzt für Naturheilwesen“ und „Arzt für
Homöopathie“ auf Berliner Arztschildem nicht mehr geführt
werden darf?
2. Hält der Senat diese Maßnahmen gerade zu einem Zeit
punkt für sinnvoll, an dem über die Wirksamkeit von Naturheil
verfahren verstärkt diskutiert wird?
Stellv. Präsident Baetge: Herr Senator Pätzold, bitte schön,
Sie haben das Wort zur Beantwortung.
Pätzold, Senator für Gesundheit und Umweltschutz: Herr Prä
sident! Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Dr. Meis-
ner! Zu Frage 1: Ja. Diese neue Regelung würde jedoch erst
ab 1. Januar 1982 wirksam werden.
Zu Frage 2: Nach intensiven Gesprächen mit der Ärztekammer
Berlin, in denen auf die gegenteiligen Regelungen aller anderen
Ärztekammern, die inzwischen getroffen worden sind, und auf
neuere Literatur hingewiesen worden ist, wurde von der Ärzte
kammer Berlin ein Gutachten angefordert, das eine abschließen
de Klärung ermöglichen soll. Der Senat geht davon aus, daß
auch insofern noch vor dem 1. Januar 1982, wenn immer möglich,
eine einheitliche Regelung erreicht wird.
Stellv. Präsident Baetge: Zu einer Zusatzfrage Herr Dr. Meis-
ner, bitte schön!
Dr. Meisner (SPD); Herr Senator, sind schon Einsprüche von
Ärzten, die sich bisher „Arzt für Homöopathie“ oder „Arzt für
Naturheilweise“ nennen durften, bekannt, und - weitere Frage -
wie ist der Entscheidungsweg? Hat der Senat eine Möglichkeit,
in diesen Konflikt einzugreifen?
Stellv. Präsident Baetge: Herr Senator Pätzold, bitte schön!
Pätzold, Senator für Gesundheit und Umweltschutz: Herr
Abgeordneter Dr. Meisner, ich muß nochmals bekräftigen - das
lag in Ihrer ersten Frage schon drin -, daß nach dem Gesetz
über die Weiterbildung in den Medizinalberufen, das dieses
Haus beschlossen hat, der Kammer ausdrücklich die Aufgabe
übertragen worden ist, die einzelnen Gebiets-, Teilgebiets- und
Zusatzbezeichnungen zu bestimmen, allerdings unter Beach
tung bestimmter gesetzlicher Voraussetzungen. Davon hat die
Kammer Gebrauch gemacht. Zum damaligen Zeitpunkt sah es
so aus, als würde dies einem Teil der Entwicklung in anderen
Bundesländern entsprechen. Aber nachdem inzwischen alle
neuen Weiterbildungsqrdnungen der Länder vorliegen, wird er
kennbar, daß nur die Ärztekammer Berlin eine solche Haltung,
gestützt auf eine bestimmte Rechtsposition, bezogen hat. Es
liegen in der Tat Beschwerden vor, weniger bei der Senatsver
waltung, die dafür nicht unmittelbar zuständig ist, als bei der
Ärztekammer. Das ist auch der Grund dafür, daß wir auf die
Ärztekammer einwirken, ihre Entscheidung noch einmal zu
überdenken.
Ob sich möglicherweise daraus sogar die Notwendigkeit er
gibt, auch im Rechtsaufsichtswege tätig zu werden, soll nach
Vorliegen des Gutachtens geklärt werden.
Stellv. Präsident Baetge; Ich erteile das Wort zu einer wei
teren Zusatzfrage dem Abgeordneten Swinne.
Swinne (F.D.P.): Herr Senator, sind Sie aus gesundheitspoli
tischen Aspekten für die Entscheidung der Ärztekammer, oder
glauben Sie, daß diese Entscheidung mehr unter konservativen
Aspekten getroffen worden ist?
Stellv. Präsident Baetge: Bitte schön, Herr Senator Pätzold!
Pätzold, Senator für Gesundheit und Umweltschutz: Herr Ab
geordneter Swinne, ich würde mich in dieser Situation gern einer
eigenen Meinungsäußerung enthalten, weil ich, wie ich eben
deutlich gemacht habe, möglicherweise vor der Rechtsfrage
stehe, wie ich dies zu beurteilen habe. Daher kommt es - ich
nehme Ihr Wort auf - wohl weniger darauf an, was ich glaube,
sondern vielleicht mehr darauf, was ich nachher rechtlich glau
ben muß.
Dr. Hassemer (CDU): Unter Hinweis darauf, daß im damaligen
Schreiben schon ein Bezug zu Kampfstoffen hergestellt wurde:
Können Sie, da Sie uns heute versprochen haben, die mögliche
Ursache - Kampfstoffe - zu untersuchen, sagen, was in den
vergangenen vier Monaten vom Senat gemacht wurde, um dem
schon damals vorliegenden Hinweis auf Kampftstoffprodukte
nachzugehen?
Stellv. Präsident Baetge: Bitte schön, Herr Senator Ristock!
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Wissen Sie,
Herr Dr. Hassemer, ich schätze doch. Sie haben zugehört, was
ich hier geantwortet habe. Es hat eine Abstimmung gegeben in
dieser Frage mit der Senatsverwaltung für Gesundheit und Um
weltschutz, mit der Polizei und mit unseren alliierten Freunden;
es ist jedem Hinweis nachgegangen worden. Wir beginnen das
auch nicht erst heute, sondern der Termin, daß wir in Abstim
mung mit Polizei und britischer Schutzmacht in ungefähr 14 Ta
gen diese Untersuchung beginnen, war und ist unabhängig von
der hier gestellten Mündlichen Anfrage. Trotzdem sind in dieser
Anfrage und in den Zusatzfragen, wobei mir das eine bedeuten
de Schreiben meines Kollegen an das Bezirksamt Spandau nicht
bekannt ist, zusätzliche Hinweise erfolgt, denen man natürlich
nachgehen muß. Aber meiner Verwaltung lagen Hinweise, wie
Sie sie jetzt zusätzlich hier vorgebracht haben, nicht vor. Ich
kannte, wie gesagt, auch dieses Schreiben nicht, auf das Sie
Bezug nehmen.
Stellv. Präsident Baetge; Weitere Zusatzfragen dazu liegen
mir nicht vor.
Ich erteile das Wort Herrn Abgeordneten Dr. Meisner zu einer
Mündlichen Anfrage über
Naturheilverfahren
Dr. Meisner (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Ich frage den Senat:
Dr. Hassemer (CDU): Zunächst zur Information: Es handelt
sich hier nicht um ein Schreiben an die Bauverwaltung, sondern
bei dem Schreiben, das Sie nicht kannten, handelt es sich um
ein Schreiben an das Bezirksamt Spandau, damit Sie nicht falsch
nachsuchen.
Ist es also richtig, daß der Senat in Vorbereitung auf diese
Mündliche Anfrage einen Bezug der einen Arsenverunreinigung
zu der wenige hundert Meter entfernt liegenden anderen nicht
gezogen hat?
Stellv. Präsident Baetge: Wer will antworten?
< Zuruf von der CDU: Beide! >
- Beide zugleich, das geht nicht. - Bitte schön!
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Wir brauchen
uns hier nicht zu rangeln, denn der Senat spricht immer mit einer
Zunge! Dennoch muß ich sagen, daß dem Senat dieser Zusam
menhang nicht bekannt ist. Ich werde Ihrer Frage nachgehen.
Aus Anlaß Ihrer Mündlichen Anfrage haben wir uns natürlich
noch mehr angesehen. Sollten Sie auch dazu fragen wollen,
kann ich das jetzt schon sagen: Es gab schon einmal 1971 einen
Vorfall bei der Feuerwehr; die Fachbehörden sind damals nicht
eingeschaltet worden, weil die Feuerwehr der Auffassung war,
daß hier die Fachbehörden nicht eingeschaltet werden sollten,
weil sie Gefahren nicht erkennen konnte. Das war damals aus
gelöst worden durch einen Artikel im „Spandauer Volksblatt“,
Ich will sagen, wir haben versucht, uns als Bauverwaltung so
weit wie möglich in der Kürze der Zeit in die Vergangenheit hin
einzubewegen. Für diejenigen, die es nicht ganz mitbekommen
haben: Es handelt sich hier bei den Lonal-Werken um einen
Betrieb, der bis 1945 dort angesiedelt war.