Abgeordnetenhaus von Berlin - 8. Wahlperiode
24. Sitzung vom 20. März 1980
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Sen Ristock
(A) Erörterungen zwischen den Verwaltungen und der Bauausstellung
Berlin GmbH sind in vollem Gange. Hierbei werden sich je nach
dem Stand der finanziellen Konkretisierung und der Dringlichkeit
der Baumaßnahme Veränderungen ergeben, auf die ich bei der
Beantwortung der Frage 9 gleichfalls näher eingehen werde.
Nun zu Ihrer Frage 7: Im Hinblick auf die Internationale
Bauausstellung 1984 wird von der GmbH eine Vielzahl von
Wohnfolgeeinrichtungen sowie Maßnahmen zur Verbesserung des
Wohnumfelds geplant. Hier möchte ich nur einige Beispiele nen
nen; Erweiterung und Umbau der Schulanlage Lüfzowstraße, Ent
lastung des Tiergartens, Grünanlage am Kemperplatz, Neubau
einer Grünanlage am ehemaligen Prinz-Albrecht-Palais, Schul
erweiterung Sekundarstufe I Block 129 in Kreuzberg, Kultur
zentrum Tegeler Hafen, Umbau des Tegeler Hafens am Tegeler
See, verkehrsberuhigende Maßnahmen in Kreuzberg und Tier
garten.
Zur Frage der Finanzierung dieser Maßnahmen habe ich mich
bereits bei der Beantwortung zu Frage 2 geäußert.
Nun zu Ihrer Frage 8: Mit der ersten Handlungsfähigkeit der
Bauausstellung Berlin GmbH im Herbst 1979 habe ich die
Gesellschaft aufgefordert, als erste wichtige Planungsaussage ein
Programm über die notwendigen Infrastruktureinrichtungen der
öffentlichen Hand auszuarbeiten. Hierzu sind im Zeitraum vom
10. bis 18. Oktober 1979 von der GmbH entsprechende Verhand
lungen mit den betroffenen Bezirken geführt worden. Diese ersten
Kontakte wurden kontinuierlich fortgesetzt und intensiviert.
Anfang Januar 1980 wurde mir die erste umfassende Zusammen
stellung von notwendigen und wünschenswerten Einzelmaßnah
men übergeben, deren finanzielle Auswirkungen ich Ihnen mit der
Antwort zu den Fragen 1 und 2 beschrieben habe. Nach
Einarbeitung von zeitlichen Dringlichkeitsstufen wurde Mitte
Januar 1980 das Gesamtprogramm den betroffenen Bezirken und
den zuständigen Fachverwaltungen des Senats zur Prüfung und
Stellungnahme übersandt. Damit wurde die Voraussetzung ge
schaffen, daß die Vorhaben entsprechend den fachlichen Erfor-
(B) dernissen in die Fortschreibung der Investitionsplanung 1980 bis
1984 eingearbeitet werden können. Die notwendigen fachlichen
Gespräche hierfür sind zur Zeit in vollem Gange.
Nun zu der wichtigen Frage 9: Wie ich schon bei der
Beantwortung der Frage 1 ausgeführt habe, sind Grundlage der
finanziellen Überlegungen die von der Bauausstellung Berlin
GmbH als notwendig und wünschenswert bezeichneten Infrastruk
tureinrichtungen in Höhe von 1,23 Milliarden DM. Auf meine Bitte
hin hat die Gesellschaft diese Maßnahmen in Dringlichkeitsklas
sen eingeteilt. Wir gehen einvernehmlich davon aus, daß lediglich
die ersten beiden Dringlichkeitsstufen jetzt finanziell abgesichert
werden sollen, d. h. die Vorhaben, die entweder bis 1984
ferfiggestellt oder in Angriff genommen werden sollen. Die übrigen
Vorhaben werden zwar auch planerisch im Sinne einer städtebau
lichen Gesamllösung von der Gesellschaft weiterverfolgt, sie
können jedoch zur Zeit nicht realisiert werden.
Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen der ersten beiden
Dringlichkeitsstufen betragen nach dem derzeitigen Preisstand
1,004 Milliarden DM; davon sollten nach den Vorstellungen der
Gesellschaft bis einschließlich 1983 615 Millionen DM finanziert
sein. In der Ihnen vorliegenden Investitionsplanung 1979 bis 1983
sind für IBA-Baumaßnahmen der gleichen Kategorien 258 Millio
nen DM objektbezogen vorgesehen. Ich füge hinzu — weil das
möglicherweise den einen oder anderen verwirrt —: Diese Zahl
steht nicht im Widerspruch zu den unter 4 genannten 501
Millionen DM, weil dort alle Dringlichkeitsstufen zusammengefaßt
sind.
Zur Klärung dessen, was in der Öffentlichkeit in den letzten
Tagen gesagt worden ist: Der Regierende Bürgermeister hat
gestern im Rat der Bürgermeister durchaus darauf hingewiesen,
Herr Buwitt, daß der Finanz- und der Bausenator fast fertig waren.
< Heiterkeit bei der CDU >
— Wir hatten einen klaren Auftrag des Hauptausschusses.
< Buwitt (CDU): Es ist doch heute Frühling,
und nicht Karneval! >
— Daß heute Frühlingsanfang ist, wird diese Stunde hier sicher (C)
beflügeln.
Außerdem ist in der Finanzplanung 1979 bis 1983 eine Pau
schalvorsorge von 135 Millionen DM eingeplant, so daß für den
Zeitraum bis 1983 noch 222 Millionen DM auszugleichen sind (615
minus 258 minus 135 Millionen DM).
Der Senat hat für die 222 Millionen DM folgende Ausgleichs
maßnahmen vorgesehen:
1. Im Demonstrationsbereich Prager Platz - der Bereich, über
den der Kollege Buwitt gesprochen hat — werden vorerst keine
öffentlichen Infrastruktureinrichtungen realisiert. Ich wiederhole,
Herr Kollege Buwitt: keine öffentlichen Infrastruktureinrichtungen
realisiert. Dadurch mindert sich der auszugleichende Betrag um
rund 40 Millionen DM.
2. Im Einvernehmen mit der Bauausfellung Berlin GmbH
werden einige sonstige Baumaßnahmen der ersten beiden Dring
lichkeitsstufen vorerst nicht bzw. zeitlich später begonnen. Dabei
wird die Ersparnis rund 60 Millionen DM betragen.
3. Im Landschafts- und Gartenbau sowie im Tiefbau, für die ich
die Fachaufsicht habe, werden im Austausch mit anderen Vor
haben im Rahmen der Fortschreibung der Investitionsplanung
1980/84 bis 1983 Mittel in Höhe von rund 45 Millionen DM
freigestellt, um damit bisher noch nicht abgesicherte Vorhaben
der gleichen Bereiche durchführen zu können.
Insgesamt können also durch diese Korrekturen 145 Millio
nen DM von der zunächst genannten Deckungslücke in Höhe von
222 Millionen DM abgesetzt werden. Die dann noch verbleibende
Deckungslücke von 77 Millionen DM
< Landowsky (CDU); Die nehmen wir aus der Sparbüchse! -
Franke (CDU); Wenn Sie so weitermachen,
haben wir noch Geld übrig! —
Landowsky (CDU): Den Rest nehmen wir vom Sparbuch! >
soll nicht durch weitere Korrekturen auf der Ausgabenseite,
sondern von der Einnehmenseite her durch den Einsatz zusätz-
lieber Deckungsmittel ausgeräumt werden. — Das ist eben ein
hoher Betrag, ich weiß nicht, warum Sie lächeln.
< Landowsky (CDU): Der Finanzsenator lacht so! —
Heiterkeit bei der CDU >
— Dann füge ich hinzu: Wenn der Finanzsenator schon lächelt,
dann dürfen Sie natürlich auch, aber Sie dürfen natürlich immer.
< Landowsky (CDU): Der lächelt nicht, der lacht —
aber über das, was Sie sagen! —
Heiterkeit bei der CDU >
— Er kann nicht, denn er hat mir geholfen; das kann also
< Landowsky (CDU): Er hat weiter gelacht! >
Dabei ist insbesondere an die Aufnahme von Kreditmitteln und an
die Verwendung von absehbaren Steuermehreinnahmen aufgrund
eines erst seit kurzem offenkundig gewordenen höheren An
spruchs Berlins bei der Lohnsteuerzerlegung gedacht.
Damit kann die bisher aufgezeigte Finanzierungslücke in der
Investitionsplanung 1979 bis 1983 für die Demonstralionsbereiche
der Internationalen Bauausstellung als geschlossen bezeichnet
werden. Alle seit Erstellung der Finanz- und Invesfitionsplanung
1979 bis 1983 gewonnenen Erkenntnisse über die Baumaßnahmen
der Internationalen Bauausstellung und ihre Finanzierung werden
selbstverständlich bei der Fortschreibung der Planungen auf die
Jahre 1980 bis 1984 berücksichtigt werden. Auch hinsichtlich der
parlamentarischen Behandlung — ich möchte ausdrücklich darauf
hinweisen — dieser Investitionsvorhaben kann es natürlich kein
gesondertes Verfahren geben. Jedes vom Senat für die Demon-
sfrationsbereiche der Bauausstellung empfohlene Vorhaben wird
einzeln im Rahmen des jeweiligen Haushalts erörtert werden.
Uber die Realisierung haben Sie dann endgültig zu entscheiden. —
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
< Beifall bei der SPD und der F.D.P. >