Abgeordnetenhaus von Berlin - 8. Wahlperiode
42. Sitzung vom 11. Dezember 1980
1785
Präsident Lummer eröffnet die Sitzung um 11.04 Uhr.
Präsident Lummer: Meine Damen und Herren! Ich eröffne die
42. Sitzung des Abgeordnetenhauses von Berlin und bekunde
unseren unbeugsamen Willen, daß die Mauer fallen und daß
Deutschland mit seiner Hauptstadt Berlin in Frieden und Freiheit
wiedervereinigt werden muß.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 1:
Fragestunde gemäß §51 der Geschäftsordnung
Als erster hat das Wort Herr Kollege Kittner zu einer Mündlichen
Anfrage über
Kaufmännische Geschäftsleiter der
Eigenbetriebe
Kittner (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
frage den Senat: Trifft es zu,
a) daß der kaufmännische Geschäftsleiter der BSR zum Jahres
ende ausscheidet,
b) daß die Position des kaufmännischen Leiters der Wasser- und
Entwässerungswerke seit Jahresanfang nicht besetzt ist,
c) daß der potentielle Nachfolger des kaufmännischen Geschäfts
leiters der GASAG vom Vertrag zurückgetreten ist,
und aus welchen Gründen geschieht dieses?
Präsident Lummer: Wir haben eine kleine Schwierigkeit, die wir
aber, so Gott will, leicht überwinden können. Der zuständige Se
nator wartet noch auf die wichtigen Unterlagen für dieses Thema.
Ich bitte um Ihr Verständnis, daß wir die Antwort für einen Moment
aussetzen, die Zeit aber gleichwohl ausnutzen. Ich möchte gern
die nächste Mündliche Anfrage aufrufen. Das Wort hat Herr Kol
lege Dr. Meisner zu einer Mündlichen Anfrage über
Avus als Rennstrecke
Dr. Meisner (SPD); Ich frage den Senat: Ist der Senat bereit, auf
den Ausbau der Avus als Rennstrecke zu verzichten und folglich
auch keine Finanzierungsvorschläge zu machen?
Präsident Lummer: Zur Antwort, Herr Senator Ristock!
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr neuer
Präsident!
[Heiterkeit]
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Abgeordneter Dr.
Meisner! Der Senat ist der Meinung, daß es für die Attraktivität
Berlins wichtig ist, auf der Avus auch künftig bedeutende Renn
veranstaltungen durchzuführen. Nach der Entscheidung des
Oberverwaltungsgerichts Berlin vom 23. Juni 1975 sind allerdings
nur zwei derartige Rennen im Jahr möglich, damit die Anwohner
und andere Mitbewohner dieser Stadt nicht unzumutbar belästigt
werden. Die Durchführung von qualifizierten Rennen ist abhängig
von der Erstellung entsprechender Sicherheitseinrichtungen für
die Fahrer und die Zuschauer. Die hierfür ermittelten Kosten von
ca. 1,2 Mio DM werden zur Zeit überprüft. Eine Übernahme der
Aufwendungen aus öffentlichen Mitteln ist nicht möglich. Dies
haben die Bundesminister für Verkehr und Finanzen definitiv mit
geteilt. Auch der Berliner Senat hat in Anbetracht der bekannten
Haushallslage keine entsprechende Möglichkeit. Zur Zeit wird
geklärt, unter welchen Bedingungen eine anderweitige Finan
zierung möglich erscheint und ob dem ADAC oder einem anderen
Motorsportverband empfohlen werden soll, zum Beispiel ein An
trag auf Gewährung von Lottomitteln zu stellen. Die Verhandlun
gen darüber sind nicht abgeschlossen.
Präsident Lummer: Eine Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Dr,
Meisner!
Dr. Meisner (SPD): Herr Senator! Könnten Sie nicht die Chance
wahrnehmen, die sich aus einer Nichtfinanzierung aus öffentli
chen Mitteln ergibt, diese Art von demonstrativem Benzinver
schwenden in Berlin nicht zustandekommenzu lassen?
Präsident Lummer: Herr Senator! (C)
Ristock, Senatorfür Bau- und Wohnungswesen: Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Dr. Meisner! Der
hier interpellierte Senator hat hier nicht seine persönliche Auffas
sung zu vertreten - die füge ich aber gleich hinzu, weil ich da nicht
gerne trenne -, sondern die Auffassung des Senats. Wir haben
alle Gesichtspunkte diskutiert, auch die Frage, die Sie aufwerfen.
Der Senat hat eine einheitliche Auffassung. Er ist der Meinung,
daß ein solches Institut mit den Einschränkungen, die ich hier dar
gestellt habe und wie sie sich aus dem Urteil vom 23. Juni 1975
ergeben, in Berlin bestehen soll,
Präsident Lummer: Eine weitere Zusatzfrage, Herr Dr. Meisner!
Dr. Meisner (SPD): Herr Senator! Sind Sie bereit, bei den künf
tigen Überlegungen mitzubedenken, daß nicht jede Tradition in
Berlin mit seiner besonderen Lage weiter gepflegt werden muß?
Sind Sie auch bereit zu bedenken, daß auch Mittel des Zahlen
lottos Mittel sind, mit denen Sinnvolleres finanziert werden könnte?
Präsident Lummer: Herr Senator!
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Ich bin, Herr
Abgeordneter Dr. Meisner, mit Ihnen der Meinung, daß man nicht
alles, was in dieser Stadt einmal Tradition war-etwa dieses-, auf
recht erhalten sollte. Da gibt es eine ganze Menge von Dingen, die
wirschon längst in den Orkus der Geschichte geworfen haben, was
sich aber zwischendurch auch alsTradition begriff.
Auch auf Ihre zweite Nachhakfrage kann ich die hier vertretene
Auffassung nicht ändern. Ich will nur darauf hinweisen, daß wir in
einem Teilbereich dessen, was Sie hinterfragen, Änderungen
durchgeführt haben.
Wir haben zum Beispiel die Ausscheidungsrennen für die Stra
ßen, die in Forstgebieten liegen, rigide unterbunden; und ich habe
in meiner Verwaltung Vorsorge getroffen, daß selbst dann, wenn
wir möglicherweise juristisch unterliegen würden, solche Aus
nahmen nicht mehr zugestanden werden. Diese Weisung des Bau
senators wird in Zukunft dort gelten. Wir haben also in Richtung
Ihrer drängenden Fragen in Teilbereichen durchaus die von Ihnen (D)
gewünschte Lösung gefunden. In dieser Frage bleibt der Senat bei
seiner Aussage.
Ich muß noch auf eines hinweisen; Der Senat kann nicht für den
Lotto-Beirat entscheiden - in diesem sitzen unabhängige Perso
nen, die zu Recht Wert darauf legen, daß ihre Entscheidung nicht
vorweggenommen wird. Der Lotto-Beirat hat zu entscheiden. Der
Senat kann vielleicht gerade noch Empfehlungen aussprechen;
die Entscheidung kann er niemals übernehmen oder vorwegneh
men.
Präsident Lummer: Kollege Wahl!
Wahl(F.D.P.): Herr Senator! DaSieinlhrererstenAntwort Sicher
heitsmaßnahmen für die Zuschauer eingeschlossen haben, frage
ich Sie: Gehört zu diesen Sicherheitsmaßnahmen auch der Einbau
von schallschluckenden Fenstern vor der Zuschauertribüne, da
bekanntermaßen der Lärm auf der Zuschauertribüne absolut
gesundheitsschädlich ist?
[Franke (CDU); Wandert doch aus!]
Präsident Lummer: Herr Senator Ristock!
Ristock, Senatorfür Bau- und Wohnungswesen: Herr Abgeord
neter Wahl! Der Senat hat derartige Möglichkeiten nicht einbezo
gen.
[Franke (CDU): Laßt die doch auswandern!]
Herr Präsident, wenn ein Zuruf eine Antwort verdient, gebe ich
sie: Der Bausenator ist nicht berechtigt, dazu eine Aussage zu
machen, wer in dieser Stadt leben soll oder nicht leben soll.
[Franke (CDU): War ja nur ein Vorschlag!]
Präsident Lummer: Herr Kollege Schneider von der CDU!
Schneider (CDU); Sie sagten eben, Herr Senator, daß Sie auch
die Frage des Benzinverbrauchs im Senat diskutiert hätten. Kön
nen Sie uns sagen, wie hoch die angebliche Verschwendung ist,
die der Abgeordnete Dr. Meisner erwähnt hat?
Präsident Lummer: Herr Senator!