Abgeordnetenhaus von Berlin - 8. Wahlperiode
5. Sitzung vom 14. Juni 1979
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Simon
(A) mündlich — mit dieser Angelegenheit über das hinaus befaßt, was
im Verwaltungsrat besprochen worden ist?
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr Präsident!
Herr Abgeordneter Simon! Sie müßten sehr präzise fragen, was
Sie wirklich meinen. Ich habe diese Frage so abstrakt nicht
begriffen und werde sie auch nicht beantworten.
< Beifall bei der SPD — Oh, oh! — von der CDU >
Stellv. Präsident Sickert: Herr Abgeordneter Hucklenbroich!
Hucklenbroich (F.D.P.): Herr Senator, darf ich davon aus
gehen, daß Sie bei meiner Zusatzfrage realisiert haben, daß ich
nicht aut die Entscheidung im Verwaltungsrat angesprochen habe,
sondern für diesen Mann, der jetzt beruflich — mit der Familie —
im Regen steht, lediglich von Ihnen als dem politisch zuständigen
Senator eine Klarstellung gegenüber der Öffentlichkeit haben
wollte, daß gegen diesen Geschäftsführer kein Ermittlungsver
fahren anhängig war und daß er in dieser Angelegenheit als
unbescholten gelten darf?
Ich darf noch einmal sagen: Haben Sie realisiert, daß es mir
darum geht — es ist ja nicht unser Mann — wie man mit einem
Mann, der mehrere Jahre für Berlin tätig war, jetzt nach seiner
Entlassung umgeht? Das ist einfach ein menschliches Problem
und dazu hätte ich von Ihnen als Senator gern eine Stellung
nahme, die dem Mann hilft und nicht Ihren Rückzug auf die
Vorgänge im Verwaltungsrat, bei deren Beurteilung ich Ihnen
hinsichtlich der Zuständigkeit weitgehend folge.
Stellv. Präsident Sickert: Herr Senator Ristock!
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr Präsident!
Herr Abgeordneter Hucklenbroich! Ich habe an mein Haus
Weisung gegeben, daß, sobald die schriftliche Begründung des
(B) Urteils in der von Ihnen angesprochenen Angelegenheit vorliegt,
eine zusätzliche detaillierte Untersuchung vorzunehmen ist durch
die externe Jurisfenkommission, die wir mit Unterstützung des
Hauptausschusses berufen haben - ob sich aus dem Urteil und
der Begründung zusätzliche Belastungen ergeben gegen einen
oder alle Geschäftsleiler. Dabei könnte es sich auch darum
handeln — insofern kann ich dieses hier so pauschal nicht
beantworten; ich bin mir der Tragweite durchaus bewußt und
versuche, nachher noch einen Satz hinzuzufügen, der mehr in die
menschliche Dimension geht —, daß die Staatsanwaltschaft
versucht, das Verhalten der gesamten Geschäftsleitung - das
haben die Richter gewürdigt, da liegt erst die mündliche Be
gründung vor — zum Beispiel auch gegenüber dem verantwort
lichen Senator zu klären. Das Gericht hat auch die Frage
aufgeworfen — den Ablauf des Prozesses habe ich sehr genau
beobachten lassen, das Urteil liegt aber noch nicht schriftlich vor
— wieso eigentlich die Geschäftsleitung — Herr Hucklenbroich! —
den zuständigen Senator erst ein knappes Jahr später informiert
hat. Dieser Senator hat dann innerhalb von 14 Tagen die Staats
anwaltschaft bemüht, nachdem mir klar wurde, worum es ging.
Insofern kann ich nur sagen: Es hat bis heute keine irgendwie
geartete Anklage oder eine Beschuldigung gegen den Direktor
gegeben, nach dem Sie gefragt haben. Das ist mein heutiger
Erkenntnisstand. Aber ich mußte diesen Vorbehalt machen, denn
zum Zeitpunkt, zu dem ich die Verantwortung für die Wasser
werke übernahm, bis zur Anzeige der Geschäftsleitung bei mir
hinsichtlich des Unterschlagungsfalles waren drei Geschäftsleiter
im Dienst. Ich vermag Schlußfolgerungen erst zu ziehen, wenn
das Gericht die schriftliche Begründung gegeben hat. Und dies
sage ich jetzt zu Herrn Elsner: Selbstverständlich, Herr Elsner,
das wird dann auch im Ausschuß zu besprechen sein, wenn wir
die Unterlagen eines unabhängigen Gerichts vorliegen haben.
Stellv. Präsident Sickert: Zu einer weiteren Zusatzfrage hat das
Wort Herr Abgeordneter Simon.
einem Verwaltungsratsmitglied — direkt oder indirekt — Kontakte (C
aufgenommen, die die Vertragsverlängerung betrafen? Wenn ja,
mit welchem Ziel und welcher Ausdrucksform?
Stellv. Präsident Sickert: Bitte, Herr Senator!
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr Präsident!
Ich bitte prüfen zu lassen, ob eine solche Frage zulässig ist. Ich
gedenke nicht, sie zu beantworten!
Stellv. Präsident Sickert: Das enthebt mich der Prüfung! Sie
haben die Frage dadurch beantwortet, daß Sie sie nicht beant
worten!
Eine weitere Zusatzfrage, Herr Abgeordneter Wronski!
Wronski (CDU): Herr Senator, in welcher Weise wollen Sie den
Eindruck ungleicher Behandlung und Bewertung der drei Ge
schäftsleiter begegnen, wenn feststellbar ist, daß bei einem
Geschäftsleiter, der in anderer Weise als die beiden anderen
unauffällig geblieben ist, dessen Vertrag nicht verlängert wird,
während die beiden anderen Geschäftsleiter, die in bestimmter
Weise auffällig geworden sind, bedingt — aber immerhin — ihre
Verträge verlängert bekommen haben oder verlängert bekommen
werden?
Stellv. Präsident Sickert: Bitte, Herr Senator!
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Wronski! Was ich
jetzt sage, ist vielleicht ein bißchen unzulässig, weil diese Praxis
durch das Parlament in der Zwischenzeit geändert worden ist. Sie
selbst waren Mitglied von Verwaltungsräten. Ich möchte den
Senator sehen, den Sie ertragen hätten — schon im damaligen
Zeitpunkt, als Sie selbst Mitglied von Verwaltungsräten waren —, (j
der sich angemaßt hätte, nach Ihren Motiven zu forschen, wie Sie
entschieden hätten.
Stellv. Präsident Sickert; Eine weitere Zusatzfrage des Abgeord
neten Wronski.
Wronski (CDU): Ich wiederhole meine Frage in verkürzter
Form: In welcher Weise wollen Sie dem Eindruck begegnen, daß
zwischen den Geschäftsleifern unterschiedliche Wertungen vor
genommen werden?
Stellv. Präsident Sickert: Bitte, Herr Senator!
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Der Senator für
Bau- und Wohnungswesen hat seine Verantwortung und Zustän
digkeit gegenüber diesem Hohen Hause. Dieses Hohe Haus hat
für die Gesamtstruktur dieser Betriebe als Institution die Ver
waltungsräte eingesetzt, und diese Verwaltungsräte sind in
eigener Verantwortung und von jeder Weisung unabhängig tätig.
Es steht mir nicht zu, die Amme für ausgewachsene Männer und
Frauen darzustellen.
Stellv. Präsident Sickert: Eine weitere Zusatzfrage des Abge
ordneten Simon.
Simon (CDU): Herr Senator, in Anbetracht Ihrer Antwort: Sind
Sie in der Lage, dem Haus zu erläutern, wieso Sie auf meine prä
zise Frage hier keine Antwort gegeben haben?
2. Wie werten Sie politisch das Verhalten eines Verwaltungs
rats, der einem langjährigen Geschäftsleiter seinen Arbeitsvertrag
ohne jede Debatte nicht verlängert? — Finden Sie das nicht ein
bißchen sehr merkwürdig?
Simon (CDU): Herr Senator, Ihrem Wunsch entsprechend
möchte ich präzisieren: Haben Sie zu irgendeinem Zeitpunkt mit Stellv. Präsident Sickert: Bitte, Herr Senator!