Abgeordnetenhaus von Berlin — 8. Wahlperiode
16. Sitzung vom 13. Dezember 1979
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Kayser
(A) Publikumsarbeit in der Form stattfindet, daß man kostenlos oder
zu sehr geringem Entgelt den Zugang erleichtert?
Präsident Lorenz: Herr Senatsdirektor Dr. Struve!
Dr. Struve, Senatsdirektor in der Senatsverwaltung für Kulturelle
Angelegenheiten: Ich glaube, es wäre der bessere Weg, mehr
Konzerte zu haben und nicht während der Proben anwesend zu
sein, wo sonst nur auf Show gemacht werden würde, nämlich auf
Freundlichkeit und Liebe zwischen Orchester und Dirigenten, die
zwar in der Regel sein werden, aber nicht immer sein müssen.
Eine echte Arbeitsprobe wird ganz sicher mit Publikum nicht
möglich sein. Ich sagte, daß es Dirigenten gibt, die es nicht
dulden und sehr, sehr grob werden, wenn der Hornist einen
falschen Ton bläst.
Präsident Lorenz: Ja, das ist manchmal in anderen gesell
schaftlichen Bereichen auch so.
< Heiterkeit >
Haben wir sonst noch Zusatzfragen? — Das ist nicht der Fall.
Meine Damen und Herren! Ich wäre dankbar, wenn die
Kollegen, bevor sie an ein Mikrophon treten, den kleinen Knopf
drücken würden; dann leuchtet hier nämlich eine Lampe auf,
und es fällt dem Schriftführer leichter, sofort das richtige Mikro
phon in Gang zu setzen. — Herzlichen Dank!
Ich erteile nunmehr das Wort dem Abgeordneten Palm zu
einer Mündlichen Anfrage über
Energiepolitik
Palm (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
frage den Senat;
g) 1. Was wird der Senat unternehmen, um die im Aktions
programm Berliner Energiepolifik von der SPD aufgestellten
Forderungen wie Überprüfung der Kraftwerksplanung und Er
höhung der Ölabhängigkeit der Energieversorgung unserer Stadt
gesetzgeberisch und administrativ zu verwirklichen?
2. Ist der Senat gewillt, sich durch Unterstützung des SPD-
Energieprogramms in Gegensatz zur erklärten Energiepolitik der
Bundesregierung zu setzen?
Präsident Lorenz: Das Wort zur Beantwortung hat Herr
Bürgermeister Lüder.
Lüder, Bürgermeister und Senator für Wirtschaft und Verkehr:
Herr Präsident! Herr Abgeordneter Palm, gestatten Sie mir zwei
Vorbemerkungen:
Erstens vermag ich, soweit ich dieses in Rede stehende Pro
gramm bisher studiert habe, die Ihrer Fragestellung zugrunde
liegende Tatsachenbehauptung daraus nicht zu verifizieren.
< Beifall des Abg. G. Lorenz (SPD) >
Zweitens stelle ich erfreut anhand der Ihrer Frage zu 2 zugrunde
liegenden Tatsachenbehauptung fest, daß Sie das Energie
programm der Bundesregierung für unterstützungswert halten.
Das begrüße ich.
< Beifall bei der F.D.P. und der SPD >
Jetzt zur Antwort: Die Basis der Energiepolitik des Senats bilden
die entsprechenden Aussagen in der Regierungserklärung und
diesbezügliche Senatsbeschlüsse über Kraftwerksplanung, Erd
gasbezug, Landesprogramm zur rationellen und sparsamen
Energieverwendung, Energiebilanz, um nur die Stichworte zu
nennen. Im Rahmen der ständigen Förtschreibung und Aktualisie
rung der energiepolltischen Konzeption wird der Senat An
regungen aus allen Parteien sowie sonstigen Bereichen des
öffentlichen Lebens aufgreifen und auf ihre Anwendbarkeit über
prüfen. Dies gilt insbesondere für die Aktivitäten im Rahmen der
Förtschreibung des Ersten Landesprogramms zur rationellen und
sparsamen Energieverwendung. Es besteht weder die Absicht, (C)
die Kraftwerksplanung, wie sie in den entsprechenden Senats
beschlüssen festgelegt und hier diskutiert wurde, zu ändern,
noch eine Energiepolitik der Erhöhung der Ölabhängigkeit zu
verfolgen. Die Energiepolitik der Bundesregierung ist und bleibt
die Basis für die Energiepolitik des Landes Berlin. Abweichungen
sind nur in solchen Fällen denkbar, wo es die Besonderheiten der
Energieversorgungsstruktur dieser Stadt erfordern.
Präsident Lorenz: Zu einer Zusatzfrage hat Herr Abgeordneter
Palm das Wort.
Palm (CDU): Darf ich den Regierenden Bürgermeister fragen,
wie er sich den Widerspruch zwischen seiner Regierungs
erklärung —
Jede Energiepolitik wäre leichtfertig, die einen Zubau von
Grundlastkapazitäf in Berlin mit dem Argument ablehnt, daß
die Prognosen über den zu erwartenden Bedarf an Elektizi-
tät letztlich zu ungenau seien —
und dem Energieprogramm seiner Partei erklärt bzw. wie er ihn
auflösen will.
< G. Lorenz (SPD): Unerträglich >
Präsident Lorenz: Herr Regierender Bürgermeister!
Stobbe, Regierender Bürgermeister: Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Ich rquß zurückweisen, daß es einen solchen
Widerspruch gibt. Außerdem haben Sie das Regierungsprogramm
eben nicht vollständig zitiert. Im übrigen verantwortet der Senat
von Berlin seine Politik vor dem Abgeordnetenhaus. Ich weiß
nicht, ob es ein sehr angemessener Stil ist, daß wir die pro
grammatischen Äußerungen von Parteien hier in unsere Debatte
einbeziehen; das tun wir sonst auch nicht.
< Beifall bei der SPD und der F.D.P. - Buwitt (CDU):
Sagen Sie doch mal was zur Sache! > (D)
Präsident Lorenz: Herr Abgeordneter Wronski!
Wronskl (CDU): Herr Regierender Bürgermeister, werden Sie
als Regierender Bürgermeister die Beschlüsse des Senats — die
konkrete Kraftwerksplanung. Vorbereitung für Kraftwerk Reuter-
West — vorantreiben, oder werden Sie gemäß Ihrer Absegnung
des Energieprogramms Ihrer Partei als Landesvorsitzender — ich
zitiere Punkt 6, Seile 5 Ihres Programms — „die endgültige Bau
entscheidung über die geplanten Kraftwerke — zum Beispiel
Bauentscheidung über das Kraftwerk Reuter-West — erst dann
treffen, wenn auch nach Feststellung seiner Umweltverträglich
keit nachgewiesen worden ist, daß selbst nach Ausschöpfung
der geforderten Maßnahmen usw. Mehrbedarf vorliegf"? Wissen
Sie das immer noch nicht?
Präsident Lorenz: Herr Regierender Bürgermeister!
Stobbe, Regierender Bürgermeister: Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Herr Abgeordneter Wronski! Darf ich das
Haus darauf aufmerksam machen, daß wir bei der Erteilung der
Genehmigung für dieses Kraftwerk an ganz bestimmte gesetzliche
Vorschriften gebunden sind. Der Senat von Berlin wird diese
einhalten, und der SPD-Beschluß, den Sie zitiert haben, sagt
nichts anderes.
Präsident Lorenz: Herr Abgeordneter Gerald Lorenz!
Lorenz, Gerald (SPD): Herr Regierender Bürgermeister, können
Sie das, was Sie eben bestätigt haben, der CDU noch einmal ganz
klipp und klar sagen,
< Zuruf von der CDU: Frage! >
— das ist eine Frage - daß die Autoren dieses Programms an die
Planung des Kraftwerks Reuter-West überhaupt keine Frage