Abgeordnetenhaus von Berlin - 8. Wahlperiode
15. Sitzung vom 12. Dezember 1979
Sen Ristock
(A) Interessen der sozialen Marktwirtschaft, insgesamt nicht dem
Anliegen der CDU/CSU entspricht, und sie haben dort
< Heß (SPD): Hört, hört! >
< Dr. Lehmann-Brauns (CDU): Das ist doch ein Aliut! >
— Nein, nein! Es ist genau dieses. Das ist nur ein Teil. Gucken
Sie mal hinein. Ich kann Ihnen das alles zeigen. Ich habe alles.
Das kann man sich ja aus Bonn sehr schnell beschaffen. Und es
geht nur um einen Teilaspekt. Sie gehen hier weiter. Und wir
haben das ja auch deutlich gemacht. Herr Wartenberg hat das
deutlich gemacht und ganz eindeutig auch die F.D.P., daß wir
hier auch Ihnen in den weitergehenden Vorstellungen folgen und
daß wir das im Ausschuß besprechen werden. Hier habe ich jetzt
1 ' abschließend eine Bitte, meine Damen und Herren von der Oppo
sition. Natürlich, Herr Abgeordneter Lorenz, werden Sie hier an
der Haushaltsdebatte weiter teilnehmen. Es ist ja auch ganz sinn
voll, daß man an wichtigen Debatten teilnimmt. Das sollte immer
für alle Teile gelten, auch solche, die heute hier abwesend sind.
Na gut! Geschenkt!
< Beifall bei der SPD — Lorenz (CDU): Er soll doch nicht
so angeben! — Franke (CDU): Jetzt sülzt er wieder! >
Aber, und jetzt wirklich jenseits aller Polemik — da wir hier über
wirklich Wichtiges reden, was die Menschen in unserer Stadt
wirklich erheblich beunruhigt, belästigt, ängstigt: Ich würde seit
heute die Hoffnung haben,
< Wronski (CDU); Das ist das Motiv! >
daß wir vielleicht noch einige Anstrengungen auf den Bundesrat
am 21. hin unternehmen. Da brauchen Sie natürlich nicht, hin
zureisen, Fernschreiber, Telefone, das gibt es ja alles. Ich bitte
Sie noch einmal, daß sie dort eine Zustimmung zu erwirken ver
mögen und daß wir dann, wenn das nicht gelingt, eine Initiative —
sei es, wie Sie es hier sagen, im Deutschen Bundesrat, da ist im
Moment die Hoffnung gering, wenn Sie am 21. nichts erreichen —
möglicherweise im Deutschen Bundestag noch einmal ein-
bringen. In jedem Fall sollten wir gemeinsam nach Bonn gehen.
Wir — die Koalition und der Senat — bringen Ihnen im Bundestag
die Mehrheit, im Bundesrat nur 5 : 6. Sorgen Sie dafür, daß wir
im Bundestag das gemeinsam beschließen und auch im Bundes-
rat, dann kommen wir ein Stück weiter und helfen unseren Berliner
Mietern.
< Beifall bei der SPD und der F.D.P. >
Stellv. Präsident Sickert: Das Wort hat der Abgeordnete
Landowsky.
Landowsky (CDU): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Her Senator! Ich bin Jetzt viereinhalb Jahre in diesem
Parlament
< Zuruf von der SPD: Wem sagen Sie das? >
und habe mich seitdem um diesen Bereich, den wir heute Abend
behandeln, im Interesse — ich möchte sagen — potentiell vieler
hunderttausend Bürger dieser Stadt gekümmert. Das sind nicht
nur die paar bisher umgewandelten Sozialwohnungen, sondern
das ist auch eine Vielzahl von Altbaumietern, die ebenfalls Sorge
haben, umgewandelt und möglicherweise der Eigenbedarfsklage
ausgesetzt zu sein, um die wir uns hier kümmern. Es ist für mich
heute mit eines der frustrierendsten Erlebnisse
< Papenfuß (SPD): Dank Bendzko, den Sie in der
„Berliner Rundschau" loben! >
— Herr Papenfuß, reden Sie bitte nicht über Bendzko! Sie wissen
ganz genau, daß der Geschäftsführer von Herrn Bendzko Ihr
Parteigenosse ist und bei Ihnen hoffähig gemacht wird. So sieht
es doch aus!
< Papenfuß (SPD): Aber Sie loben ihn in der „Berliner
Rundschau"! >
— hören Sie jetzt auf mit diesen Dingen!
< Beifall bei der CDU >
Ich bin es jetzt endlich leid; ich habe den Fall Frau Reichel auch
nicht vor dem Parlament angesprochen, obwohl das auch ein
Skandal ist, meine Damen und Herren!
< Beifall bei der CDU >
Es gehört für mich zu den frustrierendsten Erlebnissen, daß,
wenn sich eine Partei in dieser Stadt aus Sorge um viele hundert
tausend Menschen Gedanken macht, wie man deren Probleme
auch in Übereinstimmung mit eigenen ordnungspolitischen Auf
fassungen lösen kann, dann mit einem Nebensatz gesagt wird;
Ja, ja, im Prinzip sind wir auch der Meinung! Dann versteigt man
sich noch dazu zu sagen, das sei Politik der Koalition. — Gar nichts
— ich sage es ganz deutlich, Herr Senator — ist in diesem Punkt
Politik der Koalition! Unkreativ, ich möchte sagen, auch eingefah
ren in bürokratischen Gedankengängen, kauen Sie doch seit
Jahren nur das nach, was Ihnen die Bonner vorbeten. Genau wie
bei dem heutigen Dreiparteienantrag.
< Beifall bei der CDU >
Und wenn es uns einmal gelingt, einen Gedankenansatz zu finden,
denn ich gehe nicht davon aus, daß alle, die in Bonn sitzen, jedes
Problem besser lösen, insbesondere für eine Stadt mit einem
geschlossenen Wohnungsmarkt, in die sie keinen Einblick haben,
wenn man einmal Vorschläge bringt, die vielleicht über das
hinausgehen, was Bonner Kollegen — von welcher Partei auch
immer — gedacht haben, dann verwenden Sie neun Zehntel Ihrer
Redezeit auf das, was die Bonner gesagt haben, anstatt Ihre Rede
zeit darauf zu verwenden, was wir gemeinsam zur Lösung der
Probleme von vielen hunderttausend Menschen unternehmen
können.
< Beifall bei der CDU >
Dies kann nicht Stil der Politik in diesen vier Jahren sein. Wir
wissen doch selbst, daß wir mit unserem Vorschlag der Bundes
tagsfraktion der CDU — ich sage es mal so — um eine ganze Elle
voraus sind. Aber das haben wir uns auch gut überlegt. Wir haben
gesagt: Woran liegt es denn, daß das Problem der Umwandlung
von Altbau- wie Sozialwohnungen die Menschen so beeinträch
tigt? — Die Menschen sind unruhig und sie sind erregt, und beides
mit Recht. Bis 1985 — das wissen wir selber, Herr Warfenberg —
ist die Eigenbedarfsklage in Berlin ausgeschlossen. Aber wer
heute eine Wohnung bezieht, der denkt ja gerade bei einer Woh
nung nicht an fünf oder sechs Jahre, sondern der rechnet in Jahr
zehnten. Möglichst nimmt er sich vor, für immer in der Wohnung
zu bleiben. Deswegen ist für die Menschen das beunruhigende
Thema: Was passiert mit meiner Wohnung und mir 1985? - heute
schon genau so relevant wie im Jahre 1983. Deswegen lösen wir
das Problem heute, bzw. wir wollen es versuchen.
< Beifall bei der CDU >
Darüber sind die Menschen beunruhigt, die Altbau- wie die
Sozialmieter. Sie sind außerdem erregt — sie sind mit Recht er
regt —, daß nämlich dieser Umwandlungspraxis — und dies auch
insbesondere im sozialen Wohnungsbau - noch eine öffentliche
Förderung zuteil wird. Jetzt darf ich nur noch einmal auf die
einen anderen Antrag eingebracht - nehmen Sie die Wahrheit
erst einmal zur Kenntnis, wenn Sie sie nicht hören wollen, muß
man das ein bißchen in Ihre Ohren hineinblasen -. Sie haben dort
beantragt, die Bindungsfrist — und jetzt das Ganze, was sie bean
tragt haben, es waren Ja zwei Anträge — von zehn Jahren auf
fünf Jahre zu reduzieren und den Kündigungsschutz von drei auf
fünf Jahre anzuheben. Wir haben sie im Ausschuß beschworen
- Ihre Parteikollegen -, wenigstens im Bundesrat die Initiative
aus dem Bundestag nicht zu blockieren. Der Abgeordnete Paterna
und die Koalitionsfraktionen haben einen Antrag eingebracht, der
Antrag hat auch die Mehrheit des Deutschen Bundestages ge
funden. Aber am 21. Dezember dieses Jahres, meine Damen und
Herren von der Opposition, wird der Bundesrat tagen. Und im
Bundesrat werden die B-Länder, das heißt: Sie, denn da können
Sie sich nicht herauslösen, so sehr mich das hier freut und es
auch die Koalition freut. Das haben Sie ja durch den Beifall, den
Sie, Herr Lorenz, bekommen haben, erfahren, daß man sich freut,
wenn die Opposition hier etwas sagt, was zutiefst auch dem ent
spricht, was wir wollen. Nur Sie können sich nicht aus der
Gesamtgemeinschaft der CDU/CSU herauslösen. Das wollen Sie
ja wohl auch nicht. Und am 21. wird die CDU/CSU, wie ich es
leider erwarten muß, mit 6:5 Stimmen diesen Antrag, der im
Deutschen Bundestag beschlossen worden ist und der noch nicht
einmal so weit geht, wie Sie das hier vorschlagen, ablehnen.