Abgeordnetenhaus von Berlin — 8. Wahlperiode
11. Sitzung vom 11. Oktober 1979
348
Sen Pätzold
I (A) Die Erwägungen der BSR und des Senats, zu welchem Zeitpunkt
und in welcher Weise gegebenenfalls die Entgelte der BSR ver
ändert werden sollen, sind noch nicht abgeschlossen. Der Senat
wird der Frage erst nähertreten, wenn Geschäftsleitung und Ver
waltungsrat der BSR dazu konkrete abschließende Vorstellungen
unterbreitet haben.
Präsident Lorenz: Zu einer Zusatzfrage, Herr Abgeordneter
Boehm.
Boehm (CDU): Herr Senator, rechnen Sie damit, daß das noch
im Laufe der Haushaltsberatungen der Fall sein könnte?
Präsident Lorenz: Herr Senator Pätzold!
Pätzold, Senator für Gesundheit und Umweltschutz: Herr
Abgeordneter Boehm, ich rechne eigentlich nicht damit!
Präsident Lorenz: Herr Abgeordneter Rheinländer!
Rheinländer (SPD): Herr Senator, ist Ihnen bekannt, daß im
Laufe der Woche die Herren Lummer, Diepgen und Wronski mit
Mitarbeitern der BSR gesprochen haben, und ist Ihnen eventuell
das Ergebnis dieses Gesprächs bekannt?
Präsident Lorenz: Das hat an sich mit der Anfrage nichts mehr
zu tun. Herr Senator, Sie können aber, wenn Sie wollen, ant
worten.
Pätzold, Senator für Gesundheit und Umweltschutz: Ich ent
nehme einem Bericht der „Morgenpost“, daß es solche Gespräche
gegeben haben soll. Ich habe auch dies und jenes andeutungs-
(B) weise gehört. Aber ob das so geeignet ist, schon als wahr an
genommen zu werden, daran habe ich vor allem deshalb Zweifel,
weil ich frühere — sehr kritische — Äußerungen aus Kreisen der
CDU-Fraktion zur Entwicklung in der BSR, insbesondere auf der
Seite von Personalräten, noch gut in Erinnerung habe.
< Beifall bei der SPD >
Präsident Lorenz: Abgeordneter Momper!
Momper (SPD): Herr Senator, gibt es Erkenntnisse oder Ver
mutungen darüber, ob bei diesem Gespräch zwischen der CDU
und dem Personalrat der BSR vielleicht eine Verständigung hin
sichtlich der Tariferhöhungen erzielt worden ist?
< Heiterkeit bei der SPD >
Präsident Lorenz: Herr Senator Pätzold!
Pätzold, Senator für Gesundheit und Umweltschutz: Herr
Abgeordneter Momper, Sie verwenden immer das Wort „Erkennt
nisse“. Ich bin Senator für Gesundheit und Umweltschutz und
habe keine „Erkenntnisse“!
< Heiterkeit >
Präsident Lorenz; Herr Abgeordneter Boehm!
Boehm (CDU): Herr Senator, könnten Sie sich vorstellen, daß
der Abgeordnete Boehm seine Informationen eventuell aus der
Berliner Tagespresse, zum Beispiel aber vom 23. Juli 1999,
< Heiterkeit >
pardon, 1979, bezogen hat?
Präsident Lorenz: Bitte, Herr Senator!
Pätzold, Senator für Gesundheit und Umweltschutz: Ich wollte (C|
schon gerade sagen: Das kann ich mir, bezogen auf das Jahr
1999, auch bei Ihnen nicht recht vorstellen. Aber sonst kann ich
mir das bei Ihnen, bezogen auf 1979, recht gut vorstellen!
Präsident Lorenz: Herr Abgeordneter Momper!
Momper (SPD): Herr Senator, gibt es Hinweise darüber, ob bei
diesem Gespräch die CDU auf ihren alten Standpunkt verzichtet
hat, die Entsorgung möglichst auf private Beseitiger zu verlagern?
Präsident Lorenz: Bitte, Herr Senator Pätzold!
Pätzold, Senator für Gesundheit und Umweltschutz: Herr
Abgeordneter Momper, es ist der Nachteil einer Fragestunde,
daß i c h hier immer antworten muß!
< Heiterkeit >
Präsident Lorenz: Weitere Zusatzfragen liegen erstaunlicher
weise nicht vor.
Dann erteile ich das Wort dem Abgeordneten Masteit zu einer
Mündlichen Anfrage über
gegenwärtig nicht mögliche schulische Versor
gung zahlreicher zugezogener türkischer Kinder
Masteit (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
trage den Senat:
1. Trifft es zu, daß es in mehreren Bezirken gegenwärtig nicht
möglich ist, einige hundert türkische Kinder, die jetzt nach Berlin
zugezogen und größtenteils älter als zehn Jahre sind, schulisch (d)
zu versorgen?
2. Welche Gründe gibt es hierfür, und welche Sondermaßnah
men wird der Senat einleiten, um zu verhindern, daß diese Kinder
erst in einem halben Jahr in die Berliner Schule aufgenommen
werden können?
Präsident Lorenz: Das Wort zur Beantwortung hat Herr Senats
direktor Koch.
Koch, Senatsdirektor in der Senatsverwaltung für Schulwesen: 2
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter I
Masteit! Das Bezirksamt Kreuzberg hat mit einem am 4. Oktober
1979 eingegangenen Schreiben mifgeteilt: Der Bezirk Kreuzberg
sei mit seinen Aufnahmemöglichkeiten für zuziehende türkische
Schüler nunmehr an seine äußerste Grenze gelangt. Zusätzliche
Klassen könnten aus räumlichen Gründen nicht mehr eröffnet
werden.
Im Bezirk Kreuzberg besteht zur Zeit eine Warteliste mit
86 ausländischen Kindern im Grundschulalter, an den Haupt
schulen können zur Zeit 100 Schüler, die sich in den Schulen
angemeldet haben, noch nicht aufgenommen werden. Darüber
hinaus gibt es etwa 100 weitere Kinder, die sich beim Einwohner
meldeamt, aber noch nicht bei den Schulen, gemeldet haben.
In den Bezirken Wedding, Neukölln und Schöneberg gibt es
ebenfalls Wartelisten, allerdings zahlenmäßig geringere, für
zugezogene ausländische Kinder, vornehmlich türkischer Natio
nalität.
Zur Frage 2: Die Zahl der sogenannten Zusteiger im Haupt
schulaller, oft Kinder, die in ihrem Heimatland der Schulpflicht
genügt haben, in Deutschland aber noch der Schulpflicht unter
liegen, läßt sich nicht genau vorausbestimmen. Sie ist besonders
groß nach den Sommerferien, wenn die Eltern von einem Heimat
urlaub nach Berlin zurückkehren und ihre Kinder nicht zuletzt
wegen der günstigen Kindergeldzahlung in Deutschland hierher
mitbringen.