Abgeordnetenhaus von Berlin - 8. Wahlperiode
6. Sitzung vom 28. Juni 1979
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(A) Präsident Lorenz eröffnet die Sitzung um 13 Uhr.
Präsident Lorenz: Meine Damen und Herren! Ich eröffne die
6. Sitzung des Abgeordnetenhauses von Berlin und bekunde
unseren unbeugsamen Willen, daß die Mauer fallen und daß
Deutschland mit seiner Hauptstadt Berlin in Frieden und Freiheit
wiedervereinigt werden muß.
Der Kollege Jürgen Wahl hat heute Geburtstag. Leider können
wir ihm nur aus der Entfernung gratulieren, weil er nicht da ist.
Jedenfalls herzlichen Glückwunsch und alles Gute für das neue
Lebensjahr; ich bitte, ihm das zu übermitteln.
< Beifall >
Meine Damen und Herren! Die Fraktion der SPD hat mit
Schreiben vom 26. Juni 1979 eine Aktuelle Stunde beantragt. Das
Schreiben liegt Ihnen fotokopiert vor. Gemäß § 52 Absatz 6 der
Geschäftsordnung müßte die Aktuelle Stunde nach der Frage
stunde durchgeführt werden. Erhebt sich dagegen Widerspruch? —
Das ist nicht der Fall. Dann werden wir so verfahren.
Ferner liegen folgende Dringlichkeitssachen vor: Erstens
Beschlußempfehlung des Hauptausschusses vom 27. Juni 1979
zur Vorlage — zur Beschlußfassung — über Neufassung der
Ziffer I, 4 der Tarifbestimmungen der Berliner Verkehrs-Betriebe
und zweitens ein Antrag der Fraktion der CDU über Einhaltung
und Verbesserung der Besuchsvereinbarung. Wird der Dringlich
keit widersprochen? - Das ist nicht der Fall. Dann werden wir sie
heute behandeln. Ich schlage vor, die Beratung der Beschluß
empfehlung mit dem Tagesordnungspunkt 10 und die Beratung
des Antrags der CDU mit der lfd. Nr. 3 der Tagesordnung zu
verbinden. Erhebt sich dagegen Widerspruch? — Das ist nicht der
Fall. Dann ist das so beschlossen.
mationsgespräch stattgefunden, in denen die Vertreter der (C)
Gruppen ihre Vorstellungen künftiger kultureller Aktivitäten vor
trugen.
2. Der Senat hält an seiner Planung fest, wonach das Grund
stück für die Erweiterung des Finanzamts und als Gewerbefläche
zur Verfügung stehen soll.
3. Die Entscheidung darüber, ob den Gruppen ein anderes
landeseigenes Grundstück zur Verfügung gestellt werden kann,
hängt von der näheren Abklärung der Pläne dieser Gruppen ab.
Diese ist noch nicht abgeschlossen, wobei ich hoffe, daß die
Phantasie aller daran beteiligten Behörden sich nicht auf
Gewerbegrundstücke richtet, denn wenn dieses Grundstück von
rechtswidrig handelnden Nutzern geräumt werden soll, dann
haben wir natürlich nicht die Tendenz, an anderer Stelle, wo ent
sprechendes Gewerbegelände vorgehalten werden soll, es für
diese Zwecke zur Verfügung zu stellen. Insofern hoffe ich, daß
die Phantasie aller derer, die an den Entscheidungsprozessen
beteiligt sind, sich dann auf Grundstücke richtet, die nicht für die
Gewerbeansiedlung vorgesehen sind.
Präsident Lorenz: Zu einer Zusatzfrage hat der Abgeordnete
Rzepka das Wort.
Rzepka (CDU): Herr Senator, da ich nach Ihrer Antwort davon
ausgehen kann, daß eine Nutzung durch diese alternativen
Gruppen nach Auffassung des Senats nicht in Betracht kommt,
frage ich Sie, wie Sie eine Anfrage der Post beantworten werden,
die vom Senat eine Auskunft darüber begehrt, ob der Senat bereit
ist, nach Abschluß des Kaufvertrages das Grundstück in dem
gegenwärtigen besetzten Zustand zu übernehmen oder nicht?
Ich rufe auf
Präsident Lorenz: Herr Senator Dr. Riebschläger!
lfd. Nr. 1:
Fragestunde gemäß § 51 der Geschäftsordnung
Meine Damen und Herren! Ich darf Sie bitten, die Unruhe im Saal
wieder etwas abklingen zu lassen und der Fragestunde mit
Konzentration zu folgen.
Das Wort hat Herr Abgeordneter Rzepka zu einer Mündlichen
Anfrage über
Nutzung des ehemaligen UFA-Geländes in
Tempelhof durch alternative Gruppen
Dr. Riebschläger, Senator für Finanzen: Herr Abgeordneter
Rzepka, was Ihre Vermutung angeht, daß Sie aus meiner Antwort
schließen können, daß der Senat die Nutzung des Grundstücks
durch diese Gruppen nicht vorsieht, so liegen Sie richtig.
Was die Frage des Fernschreibens der Landespostdirektion an
den Senator für Finanzen angeht, so ist die Meinungsbildung über
die Antwort noch nicht abgeschlossen. Fest steht jedenfalls, daß
Berlin aus diesem Anlaß nicht von dem Grundsatz seiner Grund
stückspolitik abgehen wird, daß wir Grundstücke von anderen
Eigentümern grundsätzlich nur frei von Fremdnutzung über
nehmen. Wir sehen keine Veranlassung, in diesem Fall von
diesem Grundsatz abzugehen.
Rzepka (CDU): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Ich frage den Senat:
1. Hält der Senat an seiner Antwort auf meine Mündliche An
frage in der Plenarsitzung vom 14. Juni 1979 fest, daß es bis zum
damaligen Zeitpunkt keine Kontakte mit den alternativen Gruppen
über die Nutzung des ehemaligen UFA-Geländes gegeben habe?
2. Wie ist der gegenwärtige Sachstand in der Frage der zu
künftigen Nutzung des Geländes?
3. Wann ist mit einer Entscheidung über das Begehren der
alternativen Gruppen zu rechnen?
Präsident Lorenz: Das Wort zur Beantwortung hat Herr Senator
Dr. Riebschläger.
Dr. Riebschläger, Senator für Finanzen: Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Herr Abgeordneter Rzepka! Ich beantworte
Ihre Anfrage wie folgt;
1. Der Senat hält an seiner Antwort vom 14. Juni 1979 fest, daß
es bis zu dem genannten Zeitpunkt keine Kontakte mit den
Gruppen über die Nutzung des Grundstücks Viktoriastraße ge
geben hat. Am 8. Juni 1979 hat lediglich mit Vertretern des
Bezirksamts Tempelhof und am 11. Juni 1979 mit Angehörigen
der Senatsverwallung für Kulturelle Angelegenheiten ein Infor-
Präsident Lorenz: Herr Abgeordneter Rzepka!
Rzepka (CDU): Ich frage den Senat: Trifft es zu, daß einige
Senatsverwaltungen dem Vorhaben der alternativen Gruppen zur
Nutzung des Geländes in der Viktoriastraße positiv gegenüber
stehen und daß diese Senatsverwaltungen bereits Ersatzgelände
angeboten haben?
Präsident Lorenz; Herr Senator Dr. Riebschläger!
Dr. Riebschläger, Senator für Finanzen; Herr Abgeordneter
Rzepka, um mich gegen die Gefahren falscher Antworten zu
schützen, muß ich sagen; Sie dürfen den Kenntnisstand, der mir
ausweislich der vorgelegten Papiere, die wir gesondert kenn
zeichnen werden, und ausweislich der Zeitungen, die auch Ihnen
vorliegen, bei mir unterstellen. Danach würde ich zunächst
einmal ausschließen, daß Senatsverwaltungen insgesamt — wenn
Sie Senatoren gesagt hätten, würde ich mich auf einzelne Per
sonen beziehen können —, daß also Senatsverwaltungen ins
gesamt, auch angesichts ihres Umfangs und der Dauer der
Meinungsbildungsprozesse dort, kaum eine abgeschlossene Mei
nung hinsichtlich der Nutzung dieses Geländes gebildet haben
dürften.
Bi