Abgeordnetenhaus von Berlin — 7. Wahlperiode
70. Sitzung vom 10. November 1977
Boroffka (CDU): Herr Senator, sind Sie mit mir der Mei
nung, daß, da das Bundesgesetz von uns übernommen ist und
hier gilt, eine Wiederholung dieser juristischen Gespreiztheit
juristisch nicht notwendig ist?
Luder, Bürgermeister und Senator für Wirtschaft: Ich habe
eben gesagt, Herr Abgeordneter Boroffka, daß man darüber
juristisch streiten kann. Wenn das Hohe Haus der Meinung ist,
daß dies überflüssig ist, weil im Bundesgesetz enthalten und
damit auch in Berlin gültig, bin ich der letzte, der sich dafür
einsetzt, noch einmal eine vielleicht juristisch exakte, sprach
lich allenfalls hier zum Vortrag geeignete Definition vorzu
legen. An diese Formulierung sollten wir uns dann nicht klam
mern; klammern wir uns lieber daran, die Forsten forstlich zu
erhalten. — Danke schön!
(Beifall bei der F.D.P. und der SPD)
Stellv. Präsident Sickert: Das Wort hat Herr Senator Ristock,
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr Präsi
dent! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Abgeord
neter Boroffka, ein Zwischenruf von Ihnen stimmt mich fröh
lich. Was Sie hier eben kritisiert haben und woraufhin der
Kollege Lüder gesagt hat, das würden wir herausnehmen, weil
es Bundesrecht ist, das gilt natürlich auch für die Kritik, die
Sie eben geübt haben. Sie sagten nämlich, daß Teile des
ursprünglichen Referentenentwurfs jetzt im Antrag der Koali
tionsfraktionen nicht mehr enthalten sind. Dort sind alle Dinge
rausgenommen worden, die schon geltendes Bundesrecht sind.
Ich wollte darauf hinweisen, daß dies in Übereinstimmung mit
Ihrem Zwischenruf ist.
Inhaltlich möchte ich hier — denn es ist ja mehr eine Debatte
der Fraktionen — nichts Weiteres sagen. Nur zur Verfahrens
weise: Wir haben Ihren Antrag und den Antrag der Koalitions
fraktionen natürlich durchgesehen. Im Koalitionsentwurf sind
Unebenheiten bereits raus; bei Ihnen sind noch einige drin.
Inhaltlich — und ich weiß jetzt nicht, welcher Abgeordnete
dies gesagt hat, ich sehe das genauso — machen wir keinen
Gesetzentwurf, der die Ziffer „gelbe Partei", „rote Partei" oder
„blaue Partei“ hat, sondern wir machen ein Landesnaturschutz
gesetz. Und ich sage hier ganz deutlich, daß auch im Entwurf
der CDU einige Fragen so geregelt sind, daß man das natür
lich in die Diskussion wird einbeziehen müssen. Ich gehe
davon aus, daß es uns vielleicht möglich ist — ich habe das hier
schon mal in der Vorrunde gesagt — zu erreichen, was auch im
Deutschen Bundestag erreicht worden ist, nämlich ein wirk
lich von allen drei Parteien getragenes einheitliches Landes
naturschutzgesetz hier zu verabschieden; das müßte unser Ziel
sein! Und ich bin sicher, daß wir das auch erreichen werden.
(Beifall bei der SPD)
Stellv. Präsident Sickert: Das Wort hat Frau Abgeordnete
Saß,
Frau Saß (CDU); Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Der Wunsch nach einem einheitlichen, von allen getragenen
Naturschutzgesetz, den Herr Senator Ristock hier eben ge
äußert hat, wird sicherlich von allen geteilt werden. Und
gerade das war für die Fraktion der CDU ja der Grund, bereits
vor Monaten einen entsprechenden Gesetzesantrag in diesem
Haus einzubringen.
Mein Kollege Boroffka hat bereits Ausführungen darüber
gemacht, daß es doch eigentlich verwunderlich ist, daß wir uns
nach dem Gang der bisherigen Beratungen nunmehr zwei
Gesetzentwürfen der Koalitionsfraktionen gegenübersehen,
und alles, was hier von den Kollegen von der SPD und von
der F.D.P. an Begründungen gesagt worden ist, hat mich nicht
von der Notwendigkeit dieser neu eingebrachten Gesetze in
letzter Konsequenz überzeugen können. Vielleicht ist die
Ursache dieser zwei Gesetzesentwürfe, die uns hier vorliegen,
die, daß einer von der SPD und einer von der F.D.P. ist. Nun
hat jeder seinen eigenen, deswegen konnte man vielleicht
nicht, wie wir es versucht haben, in einem Gesetz die Dinge
regeln, denn gesetzestechnisch wäre das durchaus möglich.
Vielleicht mußte man auch in dem einen Gesetz zuerst den
Kollegen Thomas und dann den Kollegen Hauff und in dem
anderen Gesetz zuerst den Kollegen Hauff und dann den
Kollegen Thomas erwähnen, vielleicht gibt es dafür auch
irgendwelche tieferen Hintergründe.
Aus den hier zur Sache vorgebrachten Argumenten vermag
ich jedenfalls nicht zu entnehmen, weswegen wir uns mit
diesen neuen Entwürfen, die doch gerade im Bereich des Natur
schutzes nichts anderes darstellen als eine zweifache Reduzie
rung unseres Entwurfs, erneut zu beschäftigen haben. Es war
ja nicht so, Herr Senator Ristock, daß etwa gnädigerweise der
CDU-Entwurf auch mit in die Beratungen einbezogen werden
sollte, sondern daß im Zuge der Beratung über den CDU-Ent
wurf der vorliegende Referentenentwurf mitbehandelt werden
sollte. Und wir gehen davon aus, daß das auch weiterhin getan
werden soll. Dieser Referentenentwurf aus Ihrem Hause, Herr
Senator, sagt im übrigen, daß es zu ihm keine Alternative gibt.
Ich frage mich, woher die Koalitionsfraktionen jetzt eigent
lich die Berechtigung nehmen, neue Anträge einzubringen,
wenn die Alternative gar nicht mehr denkbar ist. Jedenfalls
wird das im Haus des Bausenators so gesehen.
(Beifall bei der CDU)
Herr Kollege Brandt hat hier gesagt, daß möglichst schnell
beraten werden sollte, um möglichst schnell Naturschutz zu
betreiben. Dies ist in der Tat auch unser Anliegen, deswegen
haben wir schon im Juni einen Antrag eingebracht und nicht
erst im Oktober. Ich weiß nicht, ob es die Begründung des
Oktober-Antrags ist, daß es nun noch schneller gehen sollte,
vielleicht hätten wir den anderen damals beraten sollen.
Und wenn Herr Kollege Krüger hier gesagt hat, daß die
Anträge jetzt nur deswegen eingebracht werden müssen, weil
zwei getrennte Gesetze erforderlich sind, so bin ich nicht
dieser Meinung. Es sind verschiedene Materien, die zu regeln
sind, aber das kann man auch auf einem Stück Papier mit
mehreren Überschriften tun. Und wenn schließlich Herr
Bürgermeister Lüder darüber freut, daß wir hier gemeinsam
beraten,
(Abg. Papenfuß:
Jetzt sind Sie auf dem richtigen Weg!)
dann verstehe ich diese Trennung und die ganze Aufspalterei
überhaupt nicht.
Es bleibt zu hoffen, daß wir in den Ausschußberatungen
wieder zu den Dingen hinkommen, die wir schon seit langer
Zeit als wünschenswert hier vorgeschlagen haben. Mir scheint,
daß es sich hier nur darum handelt, daß die Koalitionsfraktio
nen ihr Selbstbewußtsein durch eigene Anträge ein bißchen
aufpolieren wollten.
(Beifall bei der CDU)
Stellv. Präsident Sickert: Meine Damen und Herren! Weitere
Wortmeldungen liegen mir nicht vor.
Der Ältestenrat empfiehlt zum Berliner Naturschutzgesetz,
Drucksache 7/1024, die Überweisung an den Ausschuß für
Bau- und Wohnungswesen — federführend —, an den Ausschuß
für Gesundheit und Umweltschutz, an den Ausschuß für Wirt
schaft und an den Hauptausschuß. Wer dem die Zustimmung
zu geben wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Danke,
das ist so beschlossen.
Der Ältestenrat empfiehlt zum Landeswaldgesetz, Druck
sache 7/1025, die Überweisung an den Ausschuß für Wirtschaft
— federführend —, an den Ausschuß für Bau- und Wohnungs
wesen, an den Ausschuß für Gesundheit und Umweltschutz
und an den Hauptausschuß. Wer dem die Zustimmung zu
geben wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Danke,
das ist so beschlossen.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 6, Drucksache 7/1026;
I. Lesung des Antrags der Fraktion der CDU über Gesetz
über die Hochschulen des Landes Berlin
Wird das Wort zur Begründung gewünscht? — Bitte, Frau
Dr. Besser!
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