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Volume Nr. 49, 10. Februar 1977

Full text: Plenarprotokoll (Public Domain) Issue1977, 7. Wahlperiode, Band III, 46.-74. Sitzung (Public Domain)

Abgeordnetenhaus von Berlin - 7. Wahlperiode 
49. Sitzung vom 10. Februar 1977 
2097 
Präsident Lorenz: Zu einer Zusatztrage hat der Abge 
ordnete Roloff das Wort. 
Roloff (F.D.P.): Herr Senator, können Sie mitteilen, wie 
die Auswahl der Künstler erfolgt ist und wie sie auf diese 
Aufgabe vorbereitet worden sind ? 
Präsident Lorenz: Herr Senator Rasch! 
Basch, Senator für Schulwesen: Herr Abgeordneter Ro 
loff! Von den 160 Interessenten, die sich ursprünglich be 
worben haben, hat der Leiter des Modellversuchs in einer 
Arbeitsgruppe 45 ausgewählt. Diese wurden in einer Art 
Seminar auf ihre Tätigkeit in der Schule vorbereitet. Das 
geschah vom 1. November 1976 bis zum 31. Januar 1977 In 
der Akademie Remscheid in Nordrhein-Westfalen. Die Aka 
demie wird vom Bund und von dem Land NRW gefördert. 
Präsident Lorenz: Weitere Zusatzfrage? — Herr Abge 
ordneter Roloff! 
Boloff (F.D.P.): Herr Senator! Für den Fall, daß dieser 
Modellversuch positiv verläuft und zu einer ständigen Ein 
richtung wird: Halten Sie es für wünschenswert, daß 
— angesichts der Tatsache, daß jetzt die Auswahl offen 
sichtlich von privater Seite erfolgt ist — dann in den Aus 
wahlprozeß die Künstlerverbände Berlins mit einbezogen 
werden ? 
Präsident Lorenz: Herr Senator Rasch! 
Rasch, Senator für Schulwesen: Da die Künstlerver 
bände, Herr Abgeordneter Roloff, an diesem Modellversuch 
— sowohl an dem, der jetzt beginnt, als auch an dem 
musikalischen Modellversuch — großes Interesse gezeigt 
und ihre Unterstützung zugesagt haben, halte ich es für 
ein sinnvolles Verfahren, die Kulturverbände, falls das 
noch nicht bei dem Auswahlgremium in vollem Umfange 
der Fall gewesen sein sollte, zu beteiligen. 
Präsident Lorenz: Weitere Zusatzfragen liegen nicht vor. 
Ich erteile das Wort Herrn Abgeordneten Führer zu 
einer Mündlichen Anfrage über politische Torheit. 
Führer (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Her 
ren! Ich frage den Senat: 
1. Teilt der Senat meine Auffassung, daß es nicht nur 
ein Mißgeschick, sondern politische Torheit war, die Bun 
desrepublik Deutschland auf Informationstafeln der Son 
derschau des Senators für Wirtschaft anläßlich der „Inter 
nationalen Grünen Woche 1977“ mit „BRD“ zu bezeichnen ? 
2. Wenn nein: Warum nicht? 
3. Wenn ja: Werden dann die Verantwortlichen zur 
Rechenschaft gezogen, und welche Maßnahmen wird der 
Senat treffen, daß sich eine solche, der DDR in die Hände 
arbeitende Panne nicht wiederholen kann ? 
Präsident Lorenz: Das Wort zur Beantwortung hat Herr 
Bürgermeister Lüder. 
Ltider, Bürgermeister und Senator für Wirtschaft: Herr 
Präsident! Herr Abgeordneter Führer! Der Senat teilt 
nicht die Auffassung, daß es sich hier um eine „politische 
Torheit“ handelt. Diese Ausstellung in der Sonderschau 
des Senators für Wirtschaft wurde in eigener Verantwor 
tung gestaltet von der Vereinigung Deutscher Landes 
schafzuchtverbände e. V. Die Vereinigung Deutscher Lan 
desschafzuchtverbände hat in allen Dokumentationen die 
Abkürzung „BRD“ für Bundesrepublik Deutschland. Ich 
halte dieses politisch für falsch und habe dies auf der 
Grünen Woche auch den Verantwortlichen gesagt und 
werde dies dem Verband auch schriftlich noch einmal 
sagen. Ich hielt es allerdings nicht für richtig, auf der 
Grünen Woche, ohne daß ich mit den Verbänden eine Eini 
gung bekommen kann, von mir aus die selbstgestaltete 
Ausstellung der Vereinigung administrativ zu verändern. 
Präsident Lorenz: Zu einer Zusatzfrage hat das Wort der 
Abgeordnete Wronski. 
Wronski (CDU): Herr Senator, sehen Sie einen Zusam 
menhang mit der Tatsache, daß dieses Kürzel „BRD“ aus 
gerechnet von den Schafzüchtem verwendet wurde ? 
(Heiterkeit) 
Präsident Lorenz: Herr Bürgermeister Lüder! 
Lüder, Bürgermeister und Senator für Wirtschaft: Wenn 
ich mich richtig erinnere, ist das Kürzel in den 60er Jahren 
von der Springer-Presse erfunden worden, und insoweit 
sehe ich einen Zusammenhang. 
(Heiterkeit und starker Beifall 
bei der F.D.P. und der SPD) 
Präsident Lorenz: Herr Abgeordneter Wronski! 
Wronski (CDU): Herr Senator! Soll man aus dieser 
pointierten Antwort, die Sie mir eben gegeben haben, 
folgern, 
(Zurufe von der SPD: Unerhört!) 
daß die Deutsche Demokratische Republik die Argumenta 
tion des Herrn Springer oder seines Verlages auf greift 
und künftig ihre Politik in dessen Sinne vertreten wird ? 
(Gelächter bei der SPD und der F.D.P.) 
Präsident Lorenz: Herr Bürgermeister Lüder! 
Lüder, Bürgermeister und Senator für Wirtschaft; Ich 
bin weder Interpret von Herrn Springer 
(Abg. Wischner; Jetzt auf einmal — 
Weitere Zurufe von der CDU) 
noch gar der DDR. Im übrigen bitte ich um Nachsicht 
dafür, daß ich, wenn Sie schon eine Assoziationen heraus 
fordernde Frage stellen, auch die gebührende Assoziation 
wähle. Historisch war das nun einmal so. Daran können 
wir wenig deuteln. Im übrigen wiederhole ich, was ich ge 
sagt habe, daß ich es für richtiger hielte und auch in Zu 
kunft darauf hinweisen werde und auch darauf hingewie 
sen habe, daß wir hier die Bundesrepublik Deutschland mit 
ihrem vollen Namen ausschreiben, denn schließlich war es 
Theodor Heuss, der diesem Staat diesen Namen gegeben 
hat. 
(Zuruf von der CDU: Aber der Gaus!) 
Präsident Lorenz: Herr Abgeordneter Wronski! 
Wronski (CDU): Herr Senator, was hat eigentlich Ihre 
Erinnerung an das Jahr 1960 mit der Tatsache zu tun, daß
	        
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