Abgeordnetenhaus von Berlin - 7. Wahlperiode
48. Sitzung vom 3. Februar 1977
gesagt, ein Gespräch mit Herrn Grimming habe es ge
geben, und das sei das erste und einzige Gespräch ge
wesen, das er geführt hat, es könne nach seiner Auffas
sung kein weiteres Gespräch gegeben haben. Dann fragt
ihn der Vorsitzende des Ausschusses, ob dies das Gespräch
gewesen sei, bei dem auch Herr Brinckmeier anwesend
war. Und dann kommt nicht die Aussage von Schütz,
die klar gewesen wäre und auch nach der Sache hätte klar
sein müssen: „Ja, dies ist das Gespräch gewesen“, son
dern es kommt wörtlich:
Herr Brinckmeier war in die Diskussion mit eingefügt,
da er ja, wie ich auch — wir sind ja Neuköllner Ab
geordnete — und dadurch war — oder zu der damali
gen Zeit waren wir es alle noch — er in die Diskussion
mit rein.
(Heiterkeit bei der CDU)
Ich bin im Augenblick der Meinung, daß das Gespräch
Grimming — deshalb, Herr Vorsitzender, überrascht
mich die Frage — ein Gespräch gewesen ist, das ich
mit ihm allein gehabt habe. Aber ich habe auch ein
Gespräch gehabt, bei dem Brinckmeier dabei war. Das
ist dieses Gespräch, auf das, wenn ich es richtig mit
bekommen habe, Herr Grimming in seinem Brief an
mich hmweist. Das muß das Gespräch vom 10. Juni
gewesen sein.
(Zurufe)
— Ja, natürlich, von dem Gespräch war von vornherein die
Rede gewesen, bloß Herr Schütz hat geschwommen, er
wußte sich nicht richtig zu verhalten, ob er nun zugeben
soll: war der Brinckmeier dabei oder war er nicht dabei,
und dann hat er versucht, hin und her und sich herauszu-
lavrieren.
(Abg. Matthes: Kann man ja verstehen!)
Das ist die Art und Weise seiner Argumentation in diesem
Ausschuß gewesen. Beispiele gibt es in Hülle und Fülle.
Auch in den Senatssitzungen ist — so haben es Herr
Oxfort und Herr Liehr mitgeteilt — zwischen Juni 1975
und Januar 1976 über die KPM geredet worden, sie war
Besprechungspunkt. Und wenn das stimmt, was Herr
Schütz gesagt hat — unterstellt man, er sagt die Wahr
heit; und Herr Oxfort sagt auch die Wahrheit, daß dar
über gesprochen worden ist —•, dann gibt es nur eine
Lösung des Problems: Herr Schütz muß während all dieser
Senatssitzungen geschlafen haben, und alles muß an ihm
vorbeigerauscht sein,
(Abg. Papenfuß: So dumm waren Sie noch nie!)
er hat einfach nichts mitbekommen, weil er offenbar nichts
mitbekommen wollte.
Auch jener Hinweis von Herrn Vitt ist ja nicht als
Einzelvorgang zu nehmen, sondern er war im Gesamt
zusammenhang zu bewerten und hätte vielleicht doch ein
mal jenen Tropfen darstellen können, der das Faß seiner
Erkenntnis zum Überlaufen gebracht hätte. Mitnichten!
Über diese Information des Herrn Vitt hat sich der Regie
rende Bürgermeister gewundert und, wie er sagte, sie als
bald vergessen.
(Heiterkeit bei der CDU — Abg. Franke;
Da kommen die Führungsqualitäten zum Vorschein!)
Das ist die Situation, die uns bewegt, wenn es um den
Regierenden Bürgermeister geht.
Schließlich wurde der Regierende Bürgermeister in der
ersten Hälfte des Monats Februar 1976 noch von den Her
ren Liehr und Oxfort nicht nur über die Gesamtproble
matik informiert, sondern auch darüber, daß Herr Schwäbl
im Untersuchungsausschuß wenig überzeugend gewirkt
habe bzw. keinen sehr glaubwürdigen Eindruck gemacht
habe und deshalb — so hat Herr Oxfort gesagt — nicht
mehr haltbar sei. Das heißt, der Regierende Bürgermeister
ist informiert worden über genau das, was er selber be
stritten hat.
Der Ausschuß hat schließlich bestätigt, was längst jeder
gespürt hat, daß Berlin nämlich einen Regierenden Bürger
meister hat, der die Wahrheit nach Belieben manipuliert.
Erinnern Sie sich: Er hat erstens gesagt, der beabsichtigte
Gang Schwäbls zur BSR habe nichts mit der KPM zu tun,
(Abg. Schmitz: Falsch!)
und er hat zweitens gesagt, er habe vor dem 18. Februar
nichts davon gewußt, daß der Untersuchungsausschuß
mehr und mehr in Richtung eines möglichen Fehlverhal
tens von Herrn Schwäbl ermittelt.
(Abg. Schmitz: Kann doch nicht wahr sein!)
Und genau dies ist die Unwahrheit, diese wird auch im
Untersuchungsausschuß festgestellt, und zwar in jenem
Teil des Berichts, der von allen gemeinsam abgesegnet
worden ist. Denn in jenem gemeinsamen Teil des Unter
suchungsausschußberichts heißt es — ich darf Ihnen das ins
Gedächtnis zurückrufen, weil manche offenbar gelegentlich
vor dem eigenen Gedächtnis kapitulieren —, ich zitiere:
Am 2. Februar führte der Regierende Bürgermeister
mit dem Zeugen Liehr ein Gespräch, das nach der
Erinnerung des Zeugen Liehr und auch des Zeugen
Schütz den KPM-Komplex umfaßte. Dabei sagte Liehr
unter anderem, nach seiner Ansicht sei die Einfüh
rungsphase der Mitbestimmung abgeschlossen, und er
sähe jetzt seine Hauptaufgabe darin, zu einer Konsoli
dierung der Eigenbetriebe zu kommen, das heißt, noch
stärker als bisher auf Wirtschaftlichkeit und Effek
tivität zu achten. Deshalb wünsche er sich einen Wirt
schaftsfachmann als Senatsdirektor. In diesem Zusam
menhang erwähnte der Zeuge Liehr auch, daß nach
seiner Ansicht Schwäbl bei den bisherigen Beratungen
des Unterausschusses des Ausschusses für Verkehr
und Betriebe keine gute Figur gemacht habe. Im wei
teren Verlauf des Gesprächs wurde auch erörtert, ob
man Schwäbl nicht bei der Stadtreinigung verwenden
sollte, und der Zeuge Schütz
— so sagt der Untersuchungsausschuß —
bestätigte den Inhalt dieses Gesprächs.
— Gleichwohl sagte der Zeuge Schütz an anderer Stelle
und vor der Berliner Öffentlichkeit, der Weggang Schwäbls
zur BSR habe nichts zu tun mit der KPM.
(Zurufe von der CDU: Hört, hört! —
Abg. Franke: Gelogen, ganz einfach gelogen!)
Wie wollen Sie es denn klarer und deutlicher haben, ob
jemand die Wahrehit gesagt hat oder nicht ?
Meine Damen und Herren, wir haben nicht von ungefähr
heute zu Beginn der Fragestunde eine bestimmte Frage
gestellt. Das war jene Frage, die sich auf die Erklärungen
des Regierenden Bürgermeisters bezog — ich sagte es —
vor dem SFB und gegenüber der Berliner Morgenpost.
Stellv. Präsident Baetge: Erlauben Sie eine Zwischen
frage ?
Lummer (CDU): Im Moment bitte nicht!
(Abg. Papenfuß; Sie haben falsch zitiert!
Einen halben Satz haben Sie zitiert, wo das
Gegenteil in Zweifel steht! — Abg. Rheinländer; Unerhört!)
— Sie stehen doch auf der Rednerliste. Ihre Erregung ver
stehe ich vollkommen, Herr Papenfuß, Ihr Gewissen muß
Sie ja auch dauernd belasten, dies ist ganz klar.
(Beifall bei der CDU)
Der Regierende Bürgermeister hatte vorhin folgende Frage
zu beantworten — ich wiederhole: Steht der Regierende
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