Abgeordnetenhaus von Berlin — 7. Wahlperiode
73. Sitzung vom 8. Dezember 1977
daß das und das auf die anstehenden Fragen geantwortet
wird! — Und dann paßt das zwar nicht in der Wirklichkeit
zusammen, sondern nur in Ihrer Vorstellung. Die Stadt sollte
wissen —, daß überall, wo Fachkräfte gebraucht werden, wir
unter Einbezug der Firmen versuchen, diese Fachkräfte zu
gewinnen; und wir haben in allen diesen Fällen auch Erfolg
gehabt. Wir sind dabei, mit der Bundesregierung über neue
Richtlinien zur Förderung der Arbeitsaufnahme in Berlin zu
verhandeln. Das bedeutet, daß wir auch die Chance nutzen
werden, für die Arbeitsaufnahme von Personenkreisen, die
wir in der Stadt brauchen, bestimmte zusätzliche Anreize zu
geben. Sie wissen, daß wir mit dem Arbeitsbeschaffungs
programm gleichzeitig auch ein Eintrainieren in die produktive
Tätigkeit in der Stadt versuchen. Kurzum: Tun Sie doch nicht
so, als ob hier in der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik
nichts anderes als ein desolater Rückgang oder ein Nichtstatt
finden einer solchen Politik zu verzeichnen sei.
(Beifall bei der SPD und der F.D.P.)
Und dann gibt es ein Spezialproblem: Wir sind wohl alle der
Überzeugung, daß junge Menschen, wenn Sie ins Berufsleben
eintreten, dabei nicht als ihre erste Erfahrung auf Arbeitslosig
keit treffen dürfen. Wir wissen, daß das demoralisiert. Nun
habe ich eigentlich gemeint, ich könnte dabei auch mit Ihnen
eine Gemeinsamkeit darüber herstellen, daß es jetzt darauf
ankommt, für diese jungen Menschen nicht irgendeine Sonder
abteilung in der Arbeitsmarktpolitik einzurichten, sondern
Berufsbildungspolitik so breit anzusetzen, daß sie der eigent
liche Schlüssel dafür ist, dem einzelnen jungen Menschen die
Chance zu geben, einen Beruf zu erlernen, wenngleich nie
mand von uns sagen kann, wie lange dieser Beruf tragen wird.
Niemand kann sagen, daß wir den jungen Menschen eine
Garantie geben können. Aber wir können ihm eines geben:
Einen Beruf, der ihn in den Stand setzt, beweglich zu sein und
seine Probleme besser zu meistern. Sehen Sie, und das ist nun
das, was ich nicht als eine Unterabteilung der Arbeitsmarkt
politik begriffen sehen will, sondern eben als den richtigen
Ansatz der Berufsbildungspolitik. Da darf man nicht so tun, als
könne man das alles so beiseite lassen, wenn man hier in einer
Generaldebatte über so wichtige Problembereiche spricht. Und
da ist es doch nun mal so — gestern war erst davon die Rede —,
daß es durch die gemeinsamen Anstrengungen aller in der
Stadt Verantwortung Tragenden gelungen ist, neue Ausbil
dungsplätze in einem solchen Ausmaß zu mobilisieren, daß
wir uns sehen lassen können,
(Beifall bei der SPD und der F.D.P.)
daß wir das Berufsamt entwickelt und ausgebaut haben, daß
wir — wie gestern dargestellt — zusätzliche Ausbildungsplätze
bei der Post angemietet haben. Ich verstehe überhaupt nicht,
wie man hier die Arbeitsmarktpolitik kritisiert, daß man kriti
siert, daß bestimmte Dinge nicht stattfinden; und sich dann
gestern der Stimme enthielt, als es um die Schaffung zusätz
licher Ausbildungsplätze ging. Die Anstrengungen im Bereich
des öffentlichen Dienstes, zusätzliche Ausbildungsplätze zu
mobilisieren, all die flankierenden Hilfen, die hier ent
wickelt worden sind, ja, ist das denn nichts? Würde es sich
denn nicht lohnen, dazu einmal wirklich förderliche und
weiterführende Beiträge in der Diskussion zu leisten.
(Beifall bei der SPD und der F.D.P.)
In diesem Bereich kann der Senat von sich behaupten, daß er
arbeitet, daß er gestaltet, daß er vorantreibt und daß er nicht
räsoniert, wie es uns manche Sprecher aus dem Lager der
Opposition in der Diskussion weismachen wollen.
Nun lassen Sie mich zum Schluß noch eines ganz im Ernst
ansprechen, was ich gern aus der Diskussion herausbringen
möchte. Da ist vorhin in Verbindung mit einer Kritik, bezogen
auf die Darstellungsform einer Seniorenveranstaltung, in einer
Einlassung von Herrn Abgeordneten Diepgen die Rede da
von gewesen, dieses sei eine Verspottung der alten und einsa
men Bürger in dieser Stadt. Ich glaube, das dürfen wir nicht
sagen. Es darf hier keine Position geben, die die älteren
Bürger in der Stadt ausschließlich für sich vereinnahmt.
(Abg. Franke zur SPD-Fraktion zeigend: Dann soll er auch
anders reden!)
Ich finde, das sollten wir hier herausbringen und nicht diese
großen Kaliber auffahren. Ich glaube, das hilft niemandem und
am wenigsten den alten Menschen.
(Beifall bei der SPD und der F.D.P.)
Stellv. Präsident Baetge: Weitere Wortmeldungen liegen mir
nicht vor. Damit hat die allgemeine Beratung ihr Ende gefun
den. Ich bin überzeugt davon, daß die Länge der Beratung auf
die Beratung in den Einzelpositionen ihre Auswirkungen
haben wird; sicherlich werden die Beratungen da kürzer sein.
Zur Einzelberatung rufe ich auf
Einzelplan 01 — Abgeordnetenhaus —
und
Einzelplan 31 — Bezirksverordnetenversamm
lungen —
Hierzu:
1. Betragliche Änderungen des Hauptausschusses nach
Drucksache 7/1065
2. Änderungen des Hauptausschusses zum Stellenplan
nach Drucksache 7/1065
Gibt es Wortmeldungen dazu? — Das ist nicht der Fall.
Dann lasse ich abstimmen über die Einzelpläne 01 und 31
unter Berücksichtigung der Änderungen gemäß Drucksache
7/1065. Wer dem zuzustimmen wünscht, den bitte ich um
das Handzeichen. — Danke schön! Die Gegenprobe. — Enthal
tungen? — Es ist so beschlossen.
Ich rufe auf
Einzelplan 03 — Regierender Bürgermeister —
und
Einzelplan 33 — Bezirksbürgermeister —
Hierzu:
1. Betragliche Änderungen des Hauptausschusses
nach Drucksache 7/1065
2. Änderungen des Hauptausschusses zum Stellenplan
nach Drucksache 7/1065
3. Sachbeschluß des Hauptausschusses nach Druck
sache 7/1064, Nr. 3
Gibt es hierzu Wortmeldungen? — Herr Lummer, Sie haben das
Wort, Bitte schön!
Lummer (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Wenn man in der konkreten Situation über den Etat des Re
gierenden Bürgemeisters spricht, dann kann man sich aus
bestimmten Gründen relativ kurz fassen, denn die Zeit, die
hier zur Diskussion steht, an praktischer Arbeit eines neuen
Regierenden Bürgermeisters ist relativ beschränkt, und die
Frage ist, ob bereits gegenwärtig die Situation gegeben ist, zu
einer Urteilsfindung zu kommen. Ich glaube, daß man das im
großen und ganzen bestreiten kann, aber der Regierende
Bürgermeister selbst hat hier den Versuch gemacht, eine Ur
teilsfindung vorwegzunehraen, indem er zunächst einmal da
von gesprochen hat, es gebe so etwas wie eine psychologische
Tendenzwende. Man muß dabei zunächst einmal wissen, daß
solche Wenden gewiß eintreten können, ohne daß sich Fakten
geändert haben. Man kann ein falsches Etikett auf eine
Flasche kleben, die Leute glauben dran und meinen, sie hätten
was Besseres. Das kann Vorkommen. Es gibt Tendenzwenden,
die auch einfach dadurch entstehen, daß so eine Art Auto
suggestion im Spiel ist. Auch das hat es gegeben und gibt es
immer wieder. Ich glaube, in unserem Fall kann man etwas
registrieren, was niemand von uns bestreiten kann und will,
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