Abgeordnetenhaus von Berlin - 7. Wahlperiode
39. Sitzung vom 28. Oktober 1976
1632
Hinzu kommt die Frage der Gleichstellung dieses Per-
aonenkreises außerhalb des Notaufnahmelagers hinsichtlich
der Unterbringung und Verpflegungskosten, wenn die Zeit,
in der kein Rückgriff erfolgt, nämlich die ersten vier Mo
nate, vorbei ist. Nach meinen Informationen ist auch hier
der betreffende Personenkreis außerhalb des Notaufnahme
lagers schlechter gestellt. Gleiches gilt für die Wohnungs
vermittlung. Hier wird in erster Linie an den Personenkreis
herangetreten, der im Notaufnahmelager wohnt, so daß die
Verweildauern in den anderen Einrichtungen länger ist.
In der Drucksache 7/639, die am Ende der heutigen
Tagesordnung steht, führt der Senat aus, da es sich bei den
Aussiedlem um für das Land Berlin dringend benötigte
Facharbeitskräfte handelt, ist die Förderung dieses Per
sonenkreises durch das Land Berlin zusätzlich angezeigt.
Trotzdem müssen wir feststellen, daß nach wie vor ein
Anteil von nur etwa 3% der Aussiedler nach Berlin kommt.
In der Plenarsitzung vom Mai des Jahres ist von
unserer Seite Kritik auch insofern geübt worden, als vom
Senat nicht neue Methoden und bessere, wirksamere Metho
den entwickelt werden, um den betreffenden Personenkreis
zu motivieren, in stärkerem Maße nach Berlin zu kommen.
Hier ist die Situation in letzter Zeit noch schwieriger ge
worden. Wir müssen heute davon ausgehen, daß lediglich
von Zeit zu Zeit Berlin-Busse auch die westdeutschen Lager,
in denen die Aussiedler wohnen, anfahren und dann Infor
mationen über Berlin geben, die naturgemäß nicht auf
diesen speziellen Personenkreis ausgerichtet sein können.
Wir gehen deshalb davon aus, daß das eine Ursache mit
dafür ist, daß eine Steigerung des Anteils bisher noch nicht
erreicht worden ist. Wir sind deshalb der Auffassung, daß
hier neue Überlegungen des Senats notwendig sind. Insbe
sondere stellen wir uns vor, daß eine gezielte Werbung
möglicherweise durch ständige Vertreter Berlins in den
westdeutschen Lagern stattfindet, die dann selbstverständ
lich mit einem Arbeitsplatz- und Wohnungsangebot hier in
Berlin gekoppelt sein muß. Möglicherweise entschließt sich
dann noch die eine oder andere Familie, nach Berlin zu
kommen.
(Anhaltende Unruhe)
Ein weiteres Problem, das ich hier noch kurz ansprechen
möchte, ist das Problem der Aufrechterhaltung des Ge
fälles, das wir hinsichtlich der Förderung dieses Personen
kreises zwischen dem Bundesgebiet und Berlin bisher ge
habt haben, und damit hoffen wir auch, einen Sog nach
Berlin erzeugen zu können. In Zukunft wird es ab 15. Ok
tober Einrichtungsdarlehen aus Bundesmitteln auch in Ber
lin geben, und zwar bis zur Höhe von 10 000 Mark.
(Abg. Momper: Was hat das denn mit dem Antrag
zu tun ?)
— Herr Kollege Momper, Sie sollten die Diskussion weni
ger begrenzt betrachten und sich deshalb vielleicht auch
einige Dinge, die mittelbar mit dem Antrag Zusammen
hängen, anhören. Denn, wissen Sie, sonst ist doch Ihr
Engagement für diesen Personenkreis imglaubwürdig. Denn
die Dinge hängen doch damit total zusammen. Sehen Sie
das doch nicht immer so begrenzt nur auf Ihre eigenen
Initiativen. — Seit dem 15. Oktober werden Einrichtungs
darlehen aus Bundesmitteln für diesen Personenkreis bis
zu 10 000 Mark gegeben.
(Anhaltende Unruhe)
Die Berliner Familiengründungsdarlehen sind offensicht
lich nicht davon betroffen. Aber wir fragen uns, ob auch
die Berliner Einrichtungsdarlehen neben diesen Einrich
tungsdarlehen, die aus Bundesmitteln kommen und für den
gesamten Bereich gelten, weiterhin möglich sein werden.
Vielleicht wird auch hier in diesem Bereich ein Nachdenken
des Senats über weitere Förderungsmaßnahmen erforder
lich sein; denn nach wie vor muß es unser Ziel sein, in
Anbetracht auch der negativen Bevölkerungsentwicklung
dieser Stadt einen möglichst großen Anteil der Aussiedler
familien, die von ihrer Struktur her für Berlin besonders
wichtig sind, hier in Berlin seßhaft zu machen. — Ich
danke Ihnen.
(Beifall bei der CDU)
Stellv. Präsident Baetge: Meine Damen und Herren!
Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe
die Beratung und komme zur Abstimmung über den An
trag der Fraktion der SPD, Drucksache 7/530. Wer ihm
zustimmen will, den bitte ich um das Handzeichen. — Wer
ist dagegen ? — Das erstere war die Mehrheit.
Lfd. Nr. 34, Drucksache 7/643:
Beschlußempfehlung des Ausschusses für Inneres
vom 13. Oktober 1976 zum Antrag der Fraktion der
SPD über Bürgerfreundlichkeit der Verwaltung
Berichterstattung wird nicht gewünscht. Ich eröffne die
Beratung. — Keine Wortmeldungen. Dann stimmen wir
ab über den Antrag der Fraktion der SPD, Drucksache 7/
452, unter Berücksichtigung der Beschlußempfehlung
Drucksache 7/642. Wer diesem Antrag der SPD-Fraktion
die Zustimmung geben will, den bitte ich um das Hand
zeichen. — Danke! Die Gegenstimmen! — Enthaltungen?
— Das erste war die Mehrheit.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 35, Drucksache 7/639:
Vorlage zur Beschlußfassung über Freifahrberechti
gung auf den Verkehrsmitteln der BVG — Eigen
betrieb von Berlin — für die in Berlin (West) em-
treffenden Aussiedler aus den osteuropäischen
Staaten
Wird das Wort zur Begründung gewünscht? — Das ist
nicht der Fall. Ich eröffne die Beratung. Wird das Wort
gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Empfehlung des
Ältestenrates: Überweisung an den Ausschuß für Verkehr
und Betriebe, federführend, an den Ausschuß für Arbeit
und Soziales sowie an den Hauptausschuß. Wer dem zu
stimmen will, den bitte ich um das Handzeichen. — Wer
ist dagegen? — Das erstere war die Mehrheit. Enthaltun
gen ? — Keine. Eis ist so beschlossen.
Meine Damen und Herren! Wir sind am Ende der Tages
ordnung. Die nächste Sitzung findet am Donnerstag, dem
11. November 1976, um 13 Uhr statt. Ich bedanke mich
sehr für die Mitarbeit und wünsche Ihnen einen guten
Heimweg.
(Schluß: 19.55 Uhr)
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