Abgeordnetenhaus von Berlin - 7. Wahlperiode
29. Sitzung vom 9. Juni 1976
1210
Das alles sind Fragen, die in diesem Antrag völlig unge
löst sind. Ich darf darauf hinweisen, daß deswegen nicht
nur die Überschrift des Antrages, sondern auch die Unter
teilung in die Punkte a und b für uns außerordentlich un
klar ist. Vielleicht kann man sagen, daß Sie nur das
schlechte Gewissen der Situation der Hauptschule gegen
über zu diesem Antrag inspiriert hat. Insgesamt gesehen
ist dies ein Antrag, der leider kein Musterbeispiel für parla
mentarische Initiativen oder Aktivitäten ist. Aus dem
Grunde werden wir versuchen, im Schulausschuß, der hier,
glaube ich, federführend eingeschaltet werden soll, diesen
Antrag sehr intensiv zu beraten. Ich kann nur sagen, daß
ich zur Zeit versucht habe, meine Bedenken sehr vorsichtig
zu äußern; aber dazu werden wir in den Ausschüssen mehr
sagen. — Ich danke Ihnen.
(Beifall bei der CDU)
Stellv. Präsident Baetge: Als nächster hat Herr Abge
ordneter Schwarz das Wort.
Schwarz (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Her
ren! Immer wenn es darum geht, Kindern und Jugend
lichen in einer besonderen Situation zu helfen, findet uns
jeder an seiner Seite, der solche Initiativen einbringt.
(Beifall bei der SPD)
Deshalb findet dieser Antrag — wie man so sagt — auch
hier unsere volle Sympathie. Nur müssen wir im Ausschuß
noch darüber sprechen, was mit dem Wort „angemessen“
gemeint ist. Ist hier gemeint eine Erziehungsbeihilfe in
Höhe von SO DM, wie sie bisher üblich war, oder soll es
eine generelle Auszahlung an Schüler in diesen Klassen
geben ? Das müssen wir, wie gesagt, nach allen Seiten prü
fen. Wir müssen auch feststellen, ob nicht doch für den
zweiten Bereich, für die Vollzeitlehrgänge, Möglichkeiten
bestehen, das Bundesausbildungsförderungsgesetz einzube
ziehen. Das sind Fachfragen, die wir im Ausschuß bespre
chen werden.
Grundsätzlich hat dieser Antrag große Aussichten, unsere
volle Zustimmung zu finden, wenn wir im einzelnen wissen,
was möglich und was finanzierbar ist. Unser Kollege von
der CDU hat hier soeben behauptet, daß viele Schüler in
den 10. Klassen deshalb sitzen, weil sie keine Arbeitsplätze
haben. Das stimmt nicht ganz, Plerr Kollege, denn schon vor
vier Jahren waren wir sehr stolz darauf, daß weit über
50 o/o unserer Schüler freiwillig das 10. Schuljahr besucht
haben; und bedenken Sie auch, daß sie es deshalb gemacht
haben, um den Realschulabschluß auch in der Hauptschule
zu erreichen. Bas war so ein kleiner politischer Tiefschlag,
der der Sache nicht ganz angemessen war.
Wir glauben, wenn dieser Antrag durchberaten ist, wenn
die finanzielle Seite sicher ist, wenn festgelegt ist, ob es
sich hier um den Grad der Bedürftigkeit handelt, wenn wir
das alles wissen, daß wir sicher zu einer Lösung kommen
werden und auch diesen Kindern und Jugendlichen durch
einen angemessenen finanziellen Beitrag weiterhelfen kön
nen.
(Beifall bei der SPD und der F.D.P.)
Stellv. Präsident Baetge: Meine Damen und Herren! Wei
tere Wortmeldungen sehe ich nicht. Der Ältestenrat emp
fiehlt die Überweisung an den Ausschuß für Schulwesen
sowie an den Hauptausschuß. Wer dafür ist, den bitte ich
um das Handzeichen. — Danke schön, das war die Mehr
heit; es ist so beschlossen.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 16, Drucksache 7/462:
Antrag der Fraktion der CDU über Bericht
zur Situation des Berliner Flugverkehrs.
Der Ältestenrat schlägt vor, diesen Tagesordnungspunkt in
der morgigen Sitzung vor Punkt 24 zu behandeln. Gibt es
Widerspruch? — Das ist nicht der Fall.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 17, Drucksache 7/463:
Antrag der Fraktion der CDU über
Abstimmung der inhaltlichen Konzeption
von berufsfeldbezogenen Oberstufenzentren
mit den Fachverbänden der Berliner Wirtschaft.
Der Senat wird aufgefordert, dem Berliner Abge
ordnetenhaus bis zum 30. Juni 1976 über das Ergeb
nis der inhaltlichen Abstimmung der Senatskonzep
tion von berufsfeldbezogenen Oberstufenzentren mit
den Fachverbänden der Berliner Wirtschaft im Detail
zu berichten.
Wird das Wort zur Begründung gewünscht? — Bitte schön,
Herr Abgeordneter Ulzen!
Ulzen (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Her
ren! Der Schulausschuß hat am 19. Januar dieses Jahres
die Vorlage über die berufsfeldbezogenen Oberstufenzen
tren beraten. Zu dieser Vorlage hat die CDU-Fraktion eine
Anhörung durchsetzen wollen; diese Anhörung ist von den
Fraktionen der SPD und der F.D.P. abgelehnt worden.
Wir haben daraufhin in der Folgezeit eigene Anhörungen
durchgeführt. Bei diesen Anhörungen ist uns von der Wirt
schaft immer wieder mitgeteilt worden, daß sie zu den ein
zelnen Detailplanungen dieser Vorlage nicht ausreichend
oder überhaupt nicht gehört worden ist.
(Frau Abg. Wiechatzek; Hört, hört!)
Aus dem Grunde haben wir diesen Antrag hier formuliert.
Wie die Situation sich bei diesen berufsfeldbezogenen Ober
stufenzentren stellt — und es handelt sich immerhin um
eine Vorlage, die etwa 755 Mio DM umfaßt —. hat sich
gerade in der letzten Woche wieder im Hauptausschuß ge
zeigt, als alle drei Fraktionen sich aufgrund der Vorlage
genötigt sahen, das, was die beiden Senatsverwaltungen für
Schulwesen und für Bau- und Wohnungswesen vorgelegt
haben, zurückzuweisen.
Wir finden — und das ist die Meinung, die wir auch
schon im Frühjahr dieses Jahres immer wieder vertreten
haben —, daß bei einer solchen Vorlage jedes einzelne
Oberstufenzentrum, gerade bei der Skepsis, die wir dieser
Vorlage gegenüber haben, von den entsprechenden Fach
verbänden mitberaten werden müßte.
Ich habe in einem Brief den Senator für Schulwesen auf
gefordert, daß er die Fachbeiräte, die an den einzelnen Be
rufsschulen bestehen, für die Oberstufenzentren geplant
sind, bittet, eine Stellungnahme zu diesen Oberstufenzent
ren abzugeben. Der Senator hat sich bereit erklärt, diese
Empfehlung an die Fachbeiräte zu geben. Nur, meine Da
men und Herren, das reicht nicht aus. Aus dem Grunde
möchten wir wissen, was der Senat in der Zwischenzeit ge
tan hat, um hier von den einzelnen Fachgemeinschaften
eine Stellungnahme einzuholen. Ein wesentliches Problem
dabei wird sein, wie die einzelnen Wirtschaftsbereiche sich
zur Finanzierung der Technisch-Apparativen Zentren stel
len. In der Vorlage des Senats an den Hauptausschuß hieß
es hier nur etwas lapidar, die Grundstücke würden vorge
halten. Damit ist über eine Erstellung geschweige denn
über eine Finanzierung dieser Technisch-Apparativen Zent
ren überhaupt nichts gesagt, und insofern möchten wir
tatsächlich wissen: Was hat hier nun der Senat in der Ab
stimmung mit den Fachverbänden getan?
Dann wird in der neuen Vorlage, die uns gestern erreichte,
mitgeteilt, daß mit der Wirtschaft gesprochen worden sei.
Diese Gespräche mit der Wirtschaft sind im Grunde ge
nommen auf zwei bis drei Personen beschränkt gewesen.
Das hat der Senat dazu benutzt, um in der Vorlage zu sa
gen, mit der Wirtschaft sei gesprochen worden. Wir machen
es uns bei dieser Vorlage nicht so leicht, daß wir solche
Gespräche mit zwei oder drei Personen schon als Gespra-