Abgeordnetenhaus von Berlin - 7. Wahlperiode
29. Sitzung vom 9. Juni 1976
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zum Beispiel in Mannheim eine sehr sehr große Attraktion
war. Uns haben vielerlei Überlegungen, u. a. auch die Über
legung, möglichst Fläche zu sparen, dahin gebracht, Ihnen
hier eine Gondelbahn, in der man die Landschaft durch
schweben kann, als möglich und vor allem als sehr attraktiv
und zweckmäßig vorzuschlagen.
Der große Freizeit- und Erholungspark, den wir schaf
fen wollen, soll den Besuchern im wesentlichen und in
erster Linie Landschaft und Natur bieten. Er soll — ohne
daß dieser, sein eigentlicher Zweck zerstört wird — natür
lich aber auch noch anderweitige Sehenswürdigkeiten und
Attraktionen umfassen. Ich könnte mir vorstellen, daß ein
solches Gelände auch ein Standort einer Trimm-Dich-Anlage
sein kann, zumal das Gelände ja in unmittelbarer Nachbar
schaft des Allianz-Sportstadions liegt. Weitere Ideen wer
den sicherlich im Wettbewerb — und dazu ist dieser Wett
bewerb ja da — geboren werden. Ich könnte mir — ohne
dem vorzugreifen und ohne im einzelnen die Möglichkeiten
hier zu untersuchen, die die räumliche Ausdehnung über
haupt gestattet — vorstellen, daß ein kleiner Bereich des
Geländes zum Beispiel als eine Art Madurodam oder Lego-
land gestaltet wird, indem man Modellbauten berühmter
Gebäude aus Mitteldeutschland und aus den deutschen Ost
gebieten dort aufstellt und zur Sehenswürdigkeit erhebt.
Man kann im Jahre 1976 ein solches Unternehmen natür
lich nicht ln Angriff nehmen, ohne sich detaillierte Gedan
ken über die verkehrliche Anbindung des Geländes zu
machen. Der Individualverkehr muß mit Parkplätzen ver
sorgt werden. Die Möglichkeiten, solche Flächen zu schaf
fen, und zwar zu schaffen, ohne daß den Besuchern unzu
mutbare Anmarschwege zugemutet werden, sind relativ
begrenzt. Sinnvollerweise bieten sich solche Flächen ledig
lich im Westen in dem vorhandenen Bereich zwischen dem
Betriebsbahnhof Britz-Süd und der Gutschmidtstraße, fer
ner im Westen, im Bereich des bereits erwähnten Allianz-
Stadions, an. Unabhängig davon sollte man ein solches
großes Ereignis zum Anlaß nehmen, den Gedanken des
„park and ride“ entscheidend zu beleben. In Punkt 5 unse
res Antrags haben wir eine denkbare Lösung aufgezeigt.
Zu der Anbindung der Park-and-Ride-Stellfläche in der
Gegend des Flughafens Tempelhof — U-Bahnhof Parade
straße etwa — mit dem Bundesgartenschaugelände durch
den öffentlichen Personennahverkehr werde ich dann noch
anschließend auf dem ÖPNV-Gebiet etwas sagen.
Sie finden in Nr. 3 unseres Antrags einige Möglichkeiten
aufgezählt, die alternativ oder kumulativ denkbar und reali
sierbar sind, die aber — jede für sich — einer sehr sorg
fältigen Überlegung hinsichtlich ihrer Realisierbarkeit un
terzogen werden sollten. Denn die bisherige Auffassung
des Senats scheint dahin zu gehen — so wurde es jedenfalls
im Bauausschuß am 3. März d. J. erklärt —, daß die Bun
desgartenschau, wohl auch nicht das Naherholungsgebiet,
das sich nachher anschließen soll, kein ausreichend gewich
tiger Anlaß sei für eine auch nur punktuelle Erweiterung
des U-Bahnnetzes. Dies wird sorgfältig zu überprüfen sein,
vor allem unter Berücksichtigung des Umstands, daß nach
unserer Kenntnis jedenfalls die Fortsetzung der U-Bahn-
linie 6 hinter Alt-Mariendorf und der U-Bahnlinie 8 über
Leinestraße hinaus bereits durch das Vorhandensein der
Tunnelanlage nicht zu sonderlich erschwerten Bedingungen
möglich ist. Dies ist jedenfalls zu überprüfen. Letztlich
würde auf jeden Fall — wie ich meine — ein ebenerdiger
Abzweig hinter dem U-Bahnhof Britz-Süd, der vielleicht
eingleisig durchgeführt werden könnte, kostenmäßig sehr
wohl machbar sein.
Der interessanteste Punkt scheint uns jedoch der Ge
danke zu sein, die gute alte Neukölln-Mittenwalder-Eisen-
bahn aus Anlaß der Bundesgartenschau zu reaktivieren.
Las ist kein utopisches Gedankenspiel mit der Nostalgie
der alten Eisenbahn. Tatsächlich haben unsere Gespräche
mit der betreffenden Gesellschaft ergeben, daß ein solcher
Betrieb technisch, wirtschaftlich und juristisch ohne unver
hältnismäßige Vorhaltungen durchaus möglich wäre. Die
von uns in Nr. 3 d skizzierte Streckenführung, die eine Ver
bindung eben zu der Park-and-ride-Stellfläche ln Tempel
hof schaffen würde, ist uns von dieser Stelle als Möglich
keit nahegelegt worden. In diesem Komplex güt allerdings,
daß eine grundsätzliche Entscheidung sehr bald — sehr
bald, das heißt: noch vor der Auslobung des Wettbewerbs
— im Benehmen mit der Betriebsgesellschaft fallen muß,
da die Dispositionen hier doch sehr langfristig sind, wäh
rend technische und finanzielle Einzelheiten durchaus im
Verlaufe der folgenden Jahre geklärt werden können.
Meine Damen und Herren, ich wäre Ihnen dankbar, wenn
Sie durch Annahme unseres Antrags zu einer optimalen
Gestaltung der Bundesgartenschau und eines großen Nah
erholungsparks im Berliner Südosten beitragen könnten. —
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit!
(Beifall bei der CDU)
Stellv. Präsident Baetge: Das Wort zur Begründung der
Vorlage Drucksache 7/498 hat nunmehr Senator Ristock.
Ristock, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr
Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir
haben ja über dieses Vorhaben hier — insofern würde es
mich reizen, auch zu dem Antrag zu sprechen, aber ich tue
das vielleicht im zweiten Teil — bereits mehrere Male ge
sprochen, haben dann auch in den zuständigen Ausschüssen
darüber gesprochen und waren uns darüber im klaren, daß
wir hier ln Berlin 1985 diese Bundesgartenschau durch
führen. und zwar an einem Ort, von dem wir gemeinsam
annehmen, daß er der günstigste ist, weil er hineingelegt
worden ist in eine Region, in der wir eine Unterversorgung
mit Grün haben. Insofern hier eine doppelte Zielsetzung —
und das klang auch bei der Begründung eines anderen An
trags hier an —:
a) langfristig eine Verbesserung der Situation im Süd
osten Berlins herbeizuführen, soweit das Grün betroffen ist,
Naherholung dort mehr als bisher zu gewährleisten, dieses
natürlich unter Berücksichtigung der dort gegebenen Ver
hältnisse, soweit Kleingärtner betroffen sind. Dazu wird
von mir dann im zweiten Teil möglicherweise noch heute
oder dann im Ausschuß etwas gesagt werden;
b) auch zu erreichen, daß wir natürlich bei einer Bundes
gartenschau eine große Zahl von Besuchern nach Berlin be
kommen. Sie wissen, daß Mannheim 8 Millionen Besucher
gehabt hat, und unser Interesse muß dahin gehen — und
Sie wissen, daß Messen, Ausstellungen u. ä. in Berlin im
Moment einen Rang erreicht haben, das Kongreßzentrum
soll das noch erhöhen, der so bedeutend ist, daß heute die
Einnahmen in diesem Sektor in die Nähe dessen kommen,
was wir aus der Elektrobranche erzielen.
Also beides: einmal langfristige Investitionen zur Ver
besserung des Grüns, zum andern mittelfristig auch eine
Heranziehung von Millionen von Besuchern in diese Stadt.
Wir haben dieses Vorhaben dann besprochen mit dem Zen
tralverband Gartenbau, und diese Vorlage bringe ich des
halb hier heute ein und bitte um die Zustimmung, weil wir
den Vertrag zur Verbreiterung und Durchführung der BGS
1985 bisher nur paraphiert haben, aber jetzt darangehen
wollen, den endgültigen Vertrag zu schließen. Der Zentral
verband — nicht, daß er dieses Haus in irgendwelche
Zwänge bringt — aber hat doch den Wunsch geäußert, daß
er, wie in anderen Städten auch, sehr langfristig zur festen
Vertragsabsprache, zum Abschluß kommt. Ich hoffe, daß
wir noch in der Sommerpause zur endgültigen Ratifizierung
dieses Vertrages kommen. Das hätte zur Voraussetzung,
daß das Hohe Haus heute dieser Vorlage zustimmt. Auf
grund der Vordebatten gehe ich davon aus, daß die Über
weisung dann — die werden Sie ja dann beschließen —
möglichst an den Hauptausschuß erfolgt, daß möglichst
dort eine Beratung zum frühestmöglichen Termin noch ein
mal erfolgt und daß wir dann noch in diesem Sommer, vor
der Sommerpause, in der letzten Sitzung hier darüber spre
chen können. Das wäre meine Bitte. Keine Irgendwelche
Einzwängung hier.
Noch eine Bemerkung zur Finanzierung: Es hat in der
Debatte, als ich das erste Mal hierzu gesprochen habe, in
einem Zuruf, eine Infragestellung bezüglich der Summe
gegeben. Ich weise hier heute noch einmal darauf hin —
ja, ich will das gar nicht weiter aufspießen —, es ist völlig
klar; jede Summe kann von jedem Abgeordneten erst ein