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Volume Nr. 29, 09.06.76

Full text: Plenarprotokoll (Public Domain) Issue1976, 7. Wahlperiode, Band II, 20.-45. Sitzung (Public Domain)

Abgeordnetenhaus von Berlin - 7. Wahlperiode 
29. Sitzung vom 9. Juni 1976 
1204 
6. Für die innere verkehrllche Erschließung der Bun 
desgartenschau, gleichzeitig als zusätzliche At 
traktion, soll eine Gondelbahn durch das Gelände 
geführt werden. 
7. Die Flächenaufteilung des Kerngebiets von ca. 
75 ha soll wie folgt vorgenommen werden: 
a) ca. 10 ha Wasserflächen, 
b) ca. 5 ha Wasserrandbepflanzung, 
c) ca. 15 ha Gehölzflächen in Gestalt von größeren 
Gruppen verschiedener heimischer Baumarten, 
d) ca. 40 ha Wiesen, Wege, Spielflächen. 
Das Gelände soll durch Modellierung von kleine 
ren Hängen und Erhebungen abwechslungsreich 
geformt werden. 
8. Es soll im Westteil des vorgesehenen Geländes 
und im Verbund mit dem Allianzstadion eine zen 
trale Ausstellungshalle errichtet werden, die für 
die Nachnutzung als Sportzentrum dienen kann. 
Berliner Südosten so dringlich ist, soll sie nicht lediglich 
Abfallprodukt einer relativ kurzen, aber sehr aufwendigen 
Superschau sein, vielmehr soll der Übergang in diese Nach 
nutzung von vornherein wesentlicher Inhalt der Planung 
sein. Dementsprechend sollen auch den Wettbewerbern im 
Auslobungsverfahren bereits entsprechende Maßgaben er 
teilt werden. 
Ein sehr schwieriges Problem — darüber sind wir uns 
sicherlich alle im klaren — wird die Behandlung der vor 
handenen Kleingärten im Planungsgebiet sein. Unstreitig 
ist wohl, daß die am östlichen und südlichen Rand des Ge 
biets vorhandenen und überwiegend schon sanierten Klein 
gärten als solche erhalten bleiben und in ihrer Nutzungs 
form als Kleingarten in die Bundesgartenschau einbezogen 
werden sollen. Es würde uns freuen, wenn wir insoweit 
beim Senat offene Türen einlaufen würden. Darüber hinaus 
jedoch — und das ist der neuralgische Punkt — gibt es 
noch vier weitere Kleingartenkolonien im eigentlich vor 
gesehenen Kerngebiet, die sich zur Zeit auf Grund und 
Boden der evangelischen Kirche befinden und bei denen der 
Gedanke ja sicherlich sehr verführerisch ist, sie ersatzlos 
zu beseitigen, um ein sehr geschlossenes Areal für die völ 
lig unbeschränkte Planung einer Parkfläche zu gewinnen. 
Solche Vorstellungen, das heißt: Beseitigung dieser vier 
Kolonien, sind jedenfalls vom zuständigen Bezirksamtsmit 
glied in Neukölln den betroffenen Vorständen der Klein 
siedler dort eröffnet worden. Wir lehnen — und das ist 
Inhalt von Punkt 2 unseres Antrags — prinzipiell ein sol 
ches, undifferenziertes Vorgehen ab. Auch diese Kolonien 
sollen im Grundsatz jedenfalls erhalten bleiben — was 
nicht ausschließen soll, daß die betroffenen Kolonien, wenn 
es die landschaftsgestalterischen Erfordernisse unabweisbar 
machen sollten, zum kleineren oder größeren Teil beschnit 
ten und beschränkt werden. Selbstverständlich müssen die 
vorhandenen Kolonien saniert werden. Es müssen selbst 
verständlich gewisse, dort augenscheinliche Auswüchse der 
Bautätigkeit vor allem der Nachkriegsjahre beseitigt wer 
den. Im übrigen zeigen aber die betroffenen Siedlervereine, 
mit denen wir Gespräche geführt haben, sich viel einsich 
tiger und verständiger, als man so gemeinhin befürchten 
könnte. Auch nach ihren Vorstellungen kann und mag die 
Kleingartenfläche, wenn es die Ausgestaltung der Bundes 
gartenschau erforderlich macht, eingeschränkt werden, 
jedenfalls vom Rand her beschnitten werden. 
In den noch verbleibenden neun Jahren wird sich die 
Siedlerschaft ohnehin durch die gerade dort vorhandene 
Altersstruktur entscheidend verändern und verringern. Um 
die Eingriffe in den vorhandenen Besitzstand der dort 
lebenden und agierenden Siedler so gering wie möglich zu 
halten, soll man sich diese vorausschaubaren Entwicklun 
gen zunutze machen. Und das setzt natürlich sehr einge 
hende und geduldige Gespräche der Verwaltung mit den be 
troffenen Kleingartenvereinen voraus. Was wir wollen, ist 
ganz einfach, daß die Wettbewerbsauslobung nicht die Be 
seitigung dieser Kleingärten als eine Vorgabe ausschreibt, 
sondern daß im Grundsatz von der Erhaltung dieser Klein 
gärten ausgegangen werden soll. 
Zu der übrigen inhaltlichen Ausgestaltung des Geländes 
haben wir das Ergebnis unserer Überlegungen in den Punk 
ten 6 bis 8 des Antrags niedergelegt, der insoweit natür 
lich der schöpferischen Gestaltung im Rahmen des Wett 
bewerbs einen wohl sehr weiten Spielraum läßt. Ein Essen 
tial ist für uns allerdings die mit ca. 10 ha angegebene 
Wasserfläche. Die Gewässeranlage soll nicht nur ästhe 
tischer, landschaftlicher Zierat sein, sondern muß nach un 
seren Vorstellungen in sich biologisch lebensfähig sein, und 
hierzu ist nach allen uns bekanntgewordenen Erkenntnis 
sen eben eine Fläche von wenigstens 10 ha unabweisbar er 
forderlich. Darüber hinaus stellen wir uns vor, daß neben 
einer natürlichen Gewässerlandschaft mit einem zentralen 
Teich und Wasserrandbepflanzung zum Beispiel Plansch 
becken, Sprudelbecken, etwa auch ein Modellbootteich, der 
begehbar ist, geschaffen werden sollten. 
Bei der Größe der vorhandenen Fläche dürfte eine Er 
schließung des Geländes ausschließlich durch Fußwege 
nicht ausreichend sein, aber auch aus Gründen der zusätz 
lichen Attraktion drängt es sich auf, ein spezifisches Ver 
kehrsmittel für die Bundesgartenschau vorzusehen. Es 
braucht keine elektrische Schienenbahn zu sein, wie sie ja 
Der Ältestenrat empfiehlt, mit diesem Antrag die auf der 
morgigen Tagesordnung unter Punkt 28 stehende 
Drucksache 7/498: 
Vorlage zur Beschlußfassung über Vorbereitung und 
Durchführung der Bundesgartenschau 1985 in Berlin 
zu verbinden und heute zu behandeln. Gibt es dagegen Wi 
derspruch ? — Das sehe ich nicht, dann ist so beschlossen. 
Wird das Wort zur Begründung des Antrages ge 
wünscht ? — Das Wort hat der Abgeordnete Rastemborski. 
Bastemborski (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und 
Herren! Der Herr Senator für Bau- und Wohnungswesen 
hat 
(Senator Ristock; Ich bleibe noch hier!) 
— Ja, Sie werden heute mit meinen Anträgen gestraft, 
Herr Senator, das tut mir ja leid —. 
Der Herr Senator hat, wie Sie wissen, die Planung der 
Bundesgartenschau mit einem Plebiszit „Wir planen den 
grünen Süden“ eingeleitet und damit den Versuch unter 
nommen, die Bevölkerung des Berliner Südostens in die 
Planung mitelnzubeziehen. Die CDU-Fraktion möchte mit 
diesem Antrag auch das Parlament in die Vorplanung eines 
solchen wichtigen Ereignisses mit einbeziehen. Wir begrü 
ßen ausdrücklich, daß wesentliche Vorstellungen meiner 
Fraktion bereits in einer Vorlage zur Kenntnisnahme über 
die Durchführung einer Internationalen oder Bundesgarten 
schau vom 14. Oktober des vorigen Jahres Niederschlag 
gefunden haben. Wir meinen aber, daß es dennoch notwen 
dig ist, rechtzeitig vor der Wettbewerbsauslobung einige 
Kernpunkte, die uns unabweisbar erscheinen, zu präzisie 
ren und qua Empfehlung des Parlaments festzulegen. 
Zu einigen Punkten unseres Antrags und zur Erläuterung 
unserer Vorstellungen: Wir möchten auf gar keinen Fall 
eine neunjährige Planung durchführen, die ja jetzt vor uns 
liegen wird, mit einem Aufwand von 100 Millionen Mark 
oder mehr für ein nur fünfmonatiges Festival, um dann 
etwa noch einmal Überlegungen anstellen zu müssen und 
vielleicht Kosten zu investieren, damit das Gelände danach 
als Naherholungsgebiet ausgestaltet wird. Die Schaffung 
eines solchen Naherholungsgebiets im Berliner Südosten ist 
eine dringende Aufgabe. Ich brauche insoweit nur auf die 
Zusammenstellung ln der Senatsvorlage zu verweisen, aus 
der die sehr erschreckende Relation zwischen Bevölkerung 
und Grünflächen in diesem Bereich ganz deutlich wird. 
Weil die Schaffung eines solchen Naherholungsgebiets im
	        
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