Abgeordnetenhaus von Berlin - 7. Wahlperiode
18. Sitzung vom 12. Dezember 1975
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- Genau, genau, Ich bin Ihnen recht dankbar. - Wenn man
das Bundesfluglärmgesetz mit in die Betrachtung einbe
zieht, darf ich hier sagen, daß wir hier bestimmte bauliche
Schallschutzmaßnahmen auch in der Lärmschutzzone 2 in
Berlin vorgesehen haben.
Ich darf ferner auf die Versicherungen des Senats im
Ausschuß hlnweisen, daß die Rechtsverordnung zu diesem
Berliner Fluglärmgesetz recht bald - Anfang Januar - in
Kraft gesetzt werden soll. Wir haben dann noch Gelegenheit,
uns im Ausschuß darüber eingehend zu unterhalten; und
jeder konstruktiven Mitarbeit gegenüber, Kollege Boroffka,
sind wir sehr aufgeschlossen.
(Abg. Boroffka: Sicher!)
Bezüglich des Immissionsschutzgesetzes, wo Sie den
Arbeitskreis Umweltschutz der Berliner Sozialdemokraten
zitiert und gesagt haben, daß dieser Arbeitskreis schon
1973 sich darüber Gedanken gemacht hat, kann ich nur
sagen: Da können Sie mal sehen, wie wir auf Draht sind
und versuchten, diese Probleme in den Griff zu bekommen.
Dazu darf ich Ihnen sagen, daß bezüglich des S0 2 -Meß-
netzes 31 kontinuierlich arbeitende Meßstellen vorhanden
sind, und 1976 soll es in den Normalbetrieb gehen.
Wenn Sie jetzt die Frage stellen, inwieweit wir die Ergeb
nisse dieser Messungen in die Tat umsetzen, so kann ich
nur sagen, daß hier und da durchaus die Möglichkeit be
steht, daß verschiedene Dinge nicht so zügig bearbeitet
worden sind. Aber ich will noch sagen,
Stellv. Präsident Sickert: Gestatten Sie eine Zwischen
frage ?
Königstein (SPD): Moment! — Im Nachhineinvollziehen
ist es durchaus schwierig. Ich darf in diesem Zusammen
hang aber zum Beispiel an die Auflagen erinnern, zu denen
es durch die Diskussion hinsichtlich des Barnackufers ge
kommen ist; und Sie müssen doch sicher zugeben, daß die
Anregung von seiten der Senatsverwaltung für Gesundheit
und Umweltschutz, schwefelarmes Heizöl zu verwenden,
dort auf fruchtbaren Boden gefallen ist. - Bitte!
Stellv. Präsident Sickert: Bitte, Herr Abgeordneter
Boroffka!
Boroffka (CDU): Herr Kollege Königstein, können Sie
mir auch nur eine einzige Großfeuerungsanlage nennen,
bei der über Dauer der SG 2 -Ausstoß, wie es der Senator
1973 als vordringlich erachtet hat, in dieser Zeit bis heute
reduziert worden ist? Nur eine einzige!
Königstein (SPD): Wissen Sie, das ist eine schwierige
rechtliche Frage ln Form des Nachvollzuges;
(Gelächter bei der CDU)
wenn so etwas vorab bei Erstellung von neuen Einrichtun
gen besprochen wird, wie es in der Diskussion um das
Barnackufer gewesen ist, dannn werden Sie doch zugeben,
daß dann Ihre Frage beantwortet ist.
(Abg. Wischner: Eiertanz!)
In bezug auf das CO-Netz und den Schwebstaub will ich
Ihnen sagen, daß dies noch nicht in zufriedenstellendem
Maße zur Durchführung gekommen ist; dies ist eine Kritik,
die durchaus berechtigt ist. Auf der anderen Seite könnte
man sagen, daß wir erst das S0 2 -Netz vollenden wollten
und dann zu dieser Maßnahme kommen.
Zum letzten lassen Sie mich eines in bezug auf den Ab
fall sagen; Die zentrale Verbrennungsanlage für Kranken
hausabfälle - wir haben es bereits im Ausschuß diskutiert -
■st eine Angelegenheit, die nicht sehr schön ist. Wir haben
v °m Senat gehört, daß die Anlage 1980 fertig sein soll.
(Abg. Boroffka: Vier Jahre! - Abg. Franke:
Macht ja nichts! Wir sind da großzügig!)
Versprochen wurde, etwas früher; zeitlicher Dissens ist vor
handen. Soweit akzeptiert.
Lassen Sie mich zum Abschluß kommen. Herr Kollege
Boroffka, Sie sprachen die Zuständigkeit im Umwelt
schutzbereich an und haben bemängelt, daß viele Senatoren
zuständig sind. Wir sind da gar nicht so weit auseinander.
Nur, lassen Sie mich vorab sagen; Dies ist eine Angelegen
heit des Senats. Und die Anregungen, die ihre Fraktion gibt,
werden von meiner Fraktion voll unterstrichen. Der Senat
soll sich endlich hinsetzen und sich bezüglich der Ressort
verteilung etwas einfallen lassen. Nur, lassen Sie mich eines
sagen: Ich bin guter Hoffnung, daß der Regierende Bür
germeister seiner Führungsrolle echt gerecht werden und
zu einer optimalen Lösung im Sinne des Umweltschutzes
gelangen wird, und so hoffen wir auch, daß die Ressortver
teilung entsprechend aussehen wird. -
(Abg. Franke: Aber nicht dem Liehr
noch mehr wegnehmen!)
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPD)
Stellv. Präsident Sickert. Das Wort hat Herr Abgeord
neter Krüger.
Krüger (F.D.P.): Herr Präsident! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Wenn ich die Reden meiner beiden
Herren Vorredner gehört habe, darf ich eigentlich feststel
len, daß mit gewissen Nuancierungen wir alle einig sind.
Wenn ich den Umweltschutz als erstes einmal aufgreifen
darf. Herr Kollege Boroffka, dann haben Sie hier ver
schiedene Kritik angeführt, die von beiden Koalitionsfrak
tionen zum Teil ebenfalls geteilt wird. Wir haben ja im Aus
schuß die verschiedensten Arbeiten vorzuliegen bzw. in der
nächsten Zeit ln Angriff zu nehmen; auch erwarten wir
einige Vorlagen des Senats, über die dann zu diskutieren
sein wird, und über die, glaube ich, nachher Übereinstim
mung vollzogen werden kann. Insofern sind hier Differen
zen auf großer Ebene, wie ich glaube, nicht zu sehen.
Und nun möchte ich zu dem Eigentlichen kommen. Was
mich jetzt im Moment interessiert, ist das Krankenhaus
wesen. Es ist eigentlich paradox, wenn man allgemein über
den Anstieg der Kosten im Gesundheitswesen klagt und
andererseits den Haushalt des Senats für Gesundheit und
Umweltschutz fast ungeschoren läßt. Dafür gibt es mehrere
Erklärungen und Rechtfertigungen:
Erstens stimmt dieses Haus wohl darin überein, daß der
Gesundheitsversorgung aus menschlichen, aber auch aus
Gründen der kommunalen politischen Leistungsfähigkeit
dieser Stadt ein großer Stellenwert zukommt.
Zweitens ist ein Teil der Ursachen für die hohen Kosten
in bundesgesetzlichen Regelungen zu suchen. Ich denke
hier an das Anrechnungssystem mit den Kostenträgern.
Drittens besteht in dieser Stadt ein großer Nachholbe
darf an gesundheitspolitischen Maßnahmen.
Viertens steht dem Ressort ein sehr geschickter Verhand
lungsführer vor.
Wir hoffen, daß sich insbesondere die beiden letzten
Punkte dahingehend auswirken, daß die nur mittel- und
langfristig zu verwirklichenden Maßnahmen im Gesund
heitswesen endlich Platz greifen. Der Senator für Gesund
heit und Umweltschutz wird auf der Grundlage der Ver
handlungsergebnisse der Regierungsbildung unsere volle
Unterstützung für die notwendigen strukturellen Erneue
rungen finden.