Abgeordnetenhaus von Berlin - 7. Wahlperiode
11. Sitzung vom 25. September 1975
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Soweit Sie die Bawex angesprochen haben aus Baden-
Württemberg, müssen wir doch sehen, daß die Bawex
nicht vergleichbar ist mit der Berlin-Consult, sondern ein
spezielles Instrumentarium ist für kleine und mittlere Be
triebe, und ich denke da eher an das, was die Berliner
Wirtschaft aus eigener Kraft heraus mit einem Ost-West-
Kooperationszentrum für kleine und mittlere Unternehmen
machen will — eine private Initiative, die ich gut finde —,
als daß wir hier eine zweite, andere Staatsform nehmen.
Als letztes: Die Schwierigkeiten, die Sie befürchten, daß
es eine ganze Reihe weiterer Gründungen geben darf, haben
wir gehabt und bewältigt. Wir haben „nein“ gesagt zu
Gründungsersuchen. Die sind immer gekommen. Hier gibt
es keine Verpflichtung rechtlicher Art der Staatsbeteili
gung. Wo kämen wir denn da hin, wenn wir jedes einzelne
Geschäft, bloß, weil es etwas Risiko beinhaltet, in Staats
hand gäben? Privatwirtschaft heißt Gewinnchance, aber
auch das Risiko zum Verlust. Beides muß der Private in
Kauf nehmen. Aber da, wo die privaten Organisationen,
die privaten Unternehmen in Berlin nicht ausreichen, da
brauchen wir ein Unternehmen, das dieses mit staatlicher
Beteiligung tut. Und deswegen wiederhole ich: Wir werden
uns aus Berlin-Consult nicht zurückziehen.
(Beifall bei der F.D.P. und der SPD)
Stellv. Präsident Baetge: Das Wort hat der Abgeordnete
Boehm.
Boehm (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Her
ren! Herr Senator! Ich darf zunächst einmal sagen, daß
nicht das Unternehmen kritisiert worden ist und damit
auch gar nicht das Unternehmen gefährdet werden kann,
sondern nur einfach die Beteiligung des Landes Berlin an
diesem Unternehmen.
Das zweite ist: Es ist hier nur eine Frage gestellt worden,
und das sollte uns zu einer Prüfung veranlassen. Auch das
muß dabei bedacht werden. Aber wenn Sie nun, sehr ver
ehrter Herr Senator, sagen: „Wenn sich Berlin aus der
Consult zurückzieht, dann besteht dort Gefahr für Arbeits
plätze“, dann zeigt das doch gerade, daß dieser Berlin-
Consult eine besondere Position innerhalb konkurrierender
Kräfte gegeben worden ist. Das wird noch unterstützt,
wenn man sieht, welchen Bürgschaftsrahmen die Gesell
schaft in Anspruch nehmen konnte bei der Gesamtheit der
übrigens für Berliner Unternehmen und nicht zur Finanzie
rung von Ostaufträgen gedachten Bürgschaftsprogramme.
Hier liegt ein sehr wesentlicher Punkt, der der Beachtung
bedarf.
670 Millionen DM nannten Sie. Das ist ein erheblicher
Brocken. Ich will damit nicht sagen, daß es nicht zweck
mäßig erscheinen mag, im Osthandel besondere Bürg
schaften zu geben. Nur soll man das dann nicht vermengen
mit dem Bürgschaftsprogramm, das für Berliner Unter
nehmen gedacht worden ist, und man soll auch nicht — das
möchte ich in aller Offenheit hier sagen — die Banken
drängen und bedrücken, daß sie außergewöhnliche Kon
ditionen für die Finanzierung des Osthandels geben. Dann
bitte hier die Karte offen auf den Tisch und nicht über
die Tarnung einer Gesellschaft, an der das Land Berlin
zu 50% beteiligt ist und zu 50% ein Privater.
Das Ziel der Anfrage mag gewesen sein, daß man über
legen sollte, ob man nicht aus der Landesbeteiligung eine
Kooperationsbeteiligung der Einrichtungen der Berliner
Wirtschaft macht. — Ich danke!
(Beifall bei der CDU)
Stellv. Präsident Baetge: Das Wort hat der Abgeordnete
Papenfuß.
Papcnfuß (SPD): Meine Damen und Herren! Die Große
Anfrage ist ja wohl ziemlich danebengegangen. Wir haben
uns genauso wie der Kollege Boehm eben gefragt, was
wohl das Ziel der Anfrage sein mag. Er hat eben Ver
mutungen darüber angestellt. Das finde ich sehr schön.
Wir haben deshalb mit großem Interesse auf die Begrün
dung gewartet; Herr Boehm hat zu Anfang nur gesagt,
es sei nun an der Zeit, daß der Senat aus dieser Gesell
schaft herausgeht. Er hat nicht gesagt, warum es an
der Zeit sei. Er hat nur diese Feststellung getroffen und
daran die weitere Feststellung geknüpft, daß diese Gesell
schaft wohl sowieso nicht viel Eigenes mache, sondern alles
weitergeben würde.
Herr Matthes hat in seiner Begründung genau den gegen
teiligen Vorwurf erhoben, daß nämlich diese Firma über
haupt nichts weitergeben würde, zumindest im Engineering
bereich.
(Abg. Matthes: Ein sehr schwieriges Gebiet,
Herr Papenfuß!)
— Ja, Sie hätten sich vielleicht auch besser informieren
sollen vorher, mindestens im Engineeringbereich. Soweit
ich informiert bin — und ich habe mich besonders gut
informieren müssen, weil aus der Anfrage selbst ja die
Zielrichtung nicht so deutlich erkennbar war —, ist es so,
daß etwa die Hälfte von der Gesellschaft selbst gemacht
wird und die andere Hälfte weitergegeben wird an andere
Engineering-Unternehmen und auch an die Unternehmen,
die Ihnen offensichtlich vorschweben als sogenannte Kon
kurrenten, obwohl — und das werden Sie zugeben müs
sen — es einen echten Konkurrenten, der also sowohl
die Finanzierung als auch Durchführung in einer Hand
anzubieten hat, innerhalb Berlins kaum gibt, wenn man
einmal absieht von der DJAG, die — wie Sie sicherlich
auch wissen — zu über 50% in Bundeshand ist, also viel
leicht auch nicht das Musterbeispiel dessen, was Sie als
völlig private Firma betrachten würden. Die vielen anderen
Firmen, die Sie nennen, sind sicherlich nicht vergleichbar,
weil sie andere Angebote haben.
Weil Sie den zur Zeit laufenden Kongreß angesprochen
haben, will ich nur darauf hinweisen, daß außer der BC
nur noch zwei oder drei Berliner Firmen an ihm beteiligt
sind. Und Sie werden sicherlich zugeben, daß der Kon
greß ohne den Berlin-Consult kaum nach Berlin gekommen
wäre. Auch das muß man sehen.
Herr Lüder hat schon darauf hingewiesen, daß die wirt
schaftlichen Bedingungen, unter denen die Gesellschaft
arbeitet, denen entsprechen, die in der gesamten Wirtschaft
gegeben sind. Wir sehen also nicht, was die eigentliche
Zielrichtung Ihrer Großen Anfrage ist. Sie haben ganz
pauschal erklärt: „Die Kritik wird immer größer.“ Welche
Kritik immer größer wird, haben Sie nicht gesagt. Es ist
bekannt, daß es einzelne kleinere Firmen gibt, die der
Meinung sind, sie hätten stärker berücksichtigt werden
sollen. Bitte schön, dann nennen Sie die Firmen, für die
Sie hier eintreten wollen. Von der Sache her sehen wir
keinerlei vernünftige Begründung für die Große Anfrage
zu diesem Zeitpunkt.
(Abg. Wronski; Wir sind doch keine Lobbyisten!)
— Ja, ich sehe das anders als Sie. — Ich bedanke mich
sehr!
(Beifall bei der SPD und der F.D.P.)
Stellv. Präsident Baetge: Meine Damen und Herren! Ich
habe keine weiteren Wortmeldungen. Ich schließe die Be
sprechung. Die Große Anfrage hat damit ihre Erledigung
gefunden.
Bei den lfd. Nm. 8 bis 15 handelt es sich um
Vorlagen zur Kenntnisnahme gemäß Artikel 47
Abs. 1 der Verfassung von Berlin
und zwar
lfd. Nr. 8, Drucksache 7/165:
Verordnung über die Festsetzung des Bebauungs
plans XIII-10 a,