Abgeordnetenhaus von Berlin - 6. Wahlperiode
89. Sitzung vom 6. Dezember 1974
Meine Damen und Herren, ein Wort noch zum Bereich
des Einzelplans 29 - Eigenbetriebe Mein Kollege Richter
hat hier schon die Angelegenheit der Zusammenlegung
der AMK und der Berliner Ausstellungen angesprochen -
auch dieses haben wir diskutiert. Für meine Fraktion muß
ich hier noch einmal deutlich erklären, daß es außerordent
lich bedauerlich ist, daß noch immer keine Klarheit in
diesem Bereich besteht, und ich darf es an dieser Stelle
noch einmal sagen, daß wir unter dem Gesellschaftsrecht
der GmbH die Zusammenfassung sehen wollen. Das ist
unsere Position, und ich habe das auch vorgetragen. Ich
darf dem Kollegen Mendel für seinen fast genialen Vor
schlag im Hauptausschuß ein Kompliment machen, näm
lich die Finanzmasse der angesprochenen Gesellschaften
zusammenzulegen. Das war sehr gut! Leider ist die Mehr
heitsfraktion diesem hervorragenden Antrag des Kollegen
Mendel nicht gefolgt.
Zum Bereich Eigenbetriebe gehört natürlich das Lieb
lingsobjekt - so will ich es einmal nennen - des Senats,
vielleicht nicht des Herrn Senators, nämlich die GFÖ. Das
ist die Gesellschaft mit dem außerordentlich schwer aus
zusprechenden, aber wenig werbewirksamen Namen, und
sie soll gerade Werbung machen. Wir haben eine fast
legendäre, zumindest ausgesprochen originelle Haupt
ausschußsitzung hinter uns, in der wir nämlich den ange
forderten Bericht über die Aktivitäten und Erfolge der
GFö debattierten. Das Problem „Hundekot“ ist in dieser
Stadt beachtlich und soll auch nicht verniedlicht werden,
zumal auch der eine oder andere aus diesem Hause viel
leicht die Gelegenheit hatte, mit diesem Problem direkt und
in aller „Weichheit“ konfrontiert zu werden. Aber hier
muß ich doch den Senat ernsthaft ermahnen: Was dort
mit der GFÖ gemacht worden ist, ist schlicht Unsinn. Ent
weder macht man eine Gesellschaft wie die GFö und zieht
das Personal für Werbemaßnahmen aus den Eigenbetrieben
ab, macht eine zentrale Organisation, die dann alle Infor
mationsaufgaben erfüllt, die sinnvoll sind oder doch
sinnvoll sein können - ich will das gar nicht leugnen -
oder aber man läßt die Informationsstellen bei den Eigen
betrieben. Ich würde sogar für eine Zusammenfassung
plädieren. Aber dieser Mischmasch ist nach meiner Über
zeugung Unsinn, und man muß den Verdacht haben, daß
weniger die Informationsprobleme als vielmehr personelle
Probleme gelöst werden sollten. Vielleicht ist der nächste
Senat in der Lage, dieses - wenn auch haushaltsmäßig
kleine - Probleme dennoch vernünftig zu lösen.
Meine Damen und Herren, es hat sich in der Haushalts
beratung gezeigt, daß eine Beurteilung der Eigenbetriebe,
vor allem die der Wirtschaftlichkeit der Eigenbetriebe,
außerordentlich schwer ist. Ich teile die Ansicht des Herrn
Kollegen Mendel, daß der Personalaufwand an sich un
durchschaubar und daher auch schlecht kontrollierbar ist.
Ich habe die Hoffnung, daß wir dieses Problem durch eine
instrumenteile Änderung besser in den Griff bekommen;
wir werden uns darüber im Hauptausschuß Gedanken
machen, weil wir hier durchaus personelle Reserven sehen.
Präsident Sickert: Gestatten Sie eine Zwischenfrage?
Rasch (F.D.P.): Bitte!
Präsident Sickert: Bitte, Herr Dr. Behrendt!
Dr. Behrendt (CDU): Herr Kollege, würden Sie sich in
der Lage sehen, den Begriff „GFÖ“ zu interpretieren? Ist
das eine Gesellschaft zur Förderung von Parteimitgliedern
aus öffentlichen Mitteln?
Basch (F.D.P.): Herr Kollege Dr. Behrendt, ich habe
dies mit einem Nebensatz anzudeuten versucht. Sie treffen
aber voll den Verdacht, den ich hier mit diesem Nebensatz
angesprochen habe; dies kann sein, denn wenn es etwas
anderes wäre, könnte man die Hoffnung haben, es wäre
besser organisiert.
Noch ein Wort zur Gasag: Wir haben ein Berichtsersu
chen an den Senat gestellt, das ich kurz erläutern möchte.
In diesem Haushalt sind wieder erhebliche Investitionen für
die Gasag enthalten, und wir haben die Sorge, daß wir
damit langfristig einen Energieträger finanzieren und dort
investieren und fördern, der uns zu hohe Subventionen bei
den Preisen abverlangt, das heißt die Frage ist und muß
sein, ob diese Investitionspolitik bei der Gasag, langfristig
gesehen, sinnvoll ist. Wir wollten keine Streichungen be
antragen, weil wir das mit letzter Klarheit zu diesem Zeit
punkt nicht beurteilen können. Deshalb haben wir dieses
Berichtsersuchen an den Senat gestellt, um mehr Klarheit
zu bekommen, um dann bei der nächsten Haushaltsberatung
die politische Entscheidung zu fällen, die in dieser Frage
notwendig ist.
Meine Damen und Herren, alles in allem sehen wir uns -
und das wird Sie nicht verwundern, Herr Senator, aber Sie
sind ja nicht so empfindlich - nicht in der Lage, die Einzel
pläne 15 und 29 zu billigen.
(Beifall bei der F.D.P.)
Präsident Sickert: Das Wort hat der Abgeordnete
Brinckmeier.
Brinckmeier (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Ich darf mit einem Wort des Herrn Kollegen
Rasch beginnen, der quasi eine Liebeserklärung an den
Senator der Finanzen richtete,
(Abg. Rasch: Das ist ein bißchen stark!)
Aber vielleicht liegt es daran, daß Sie bei den finanziell
auch interessanten beiden letzten Haushalten wie jetzt
eine relativ kurze und unkontroverse Runde haben werden.
Ich darf gleich mit dem Antrag beginnen, den Herr
Kollege Rasch hier begründet hat. Wir werden diesem An
trag zustimmen. Auch wir halten es für sinnvoll, hier
einmal durch einen Bericht einen überblick zu bekommen.
Lassen Sie mich aber noch auf zwei, drei andere Punkte
eingehen.
Zu der Zusammenlegung AMK/Berliner Ausstellungen/
Deutschlandhalle - zurückgehend auf einen Auftrag des
Hauptausschusses - haben wir uns schon in der General
ausprache geäußert. Im Gegensatz zu Ihnen, Herr Kollege
Rasch und Herr Kollege Mendel, glauben wir nicht, daß
dieses finanzielle Hauruck-Verfahren hier zu einem Ein
vernehmen geführt hätte; denn die Schwierigkeit ist doch
die, daß, wenn Sie zwei unterschiedliche Körper zusammen
fügen wollen, der eine wie der andere nur damit einver
standen ist, wenn man sich auf das höchste Maß verstän
digt. Dann würden Sie wahrscheinlich sofort die Zustim
mung bekommen. Bloß das kann ja nicht der Sinn sein.
Deswegen glaube ich wirklich - und es ist in Zusammen
arbeit mit der Industrie- und Handelskammer ja jetzt
auch ein Weg gefunden worden -, daß das ein bißchen in
Übereinstimmung geschehen muß.
Ein Wort zur GFÖ; Herr Kollege Rasch, ich möchte
Ihnen zustimmen, daß das eine der bemerkenswertesten
Hauptausschußsitzungen war. Ich habe aber eines in
dieser Sitzung gelernt - Sie können jetzt sagen, das ist
uninteressant, aber die Erkenntnis habe ich gewonnen -,
nämlich, daß tatsächlich 80 000 Hunde pro Tag 16 t Kot auf
den Berliner Straßen produzieren. Das war für mich neu.
(Zurufe des Abg. Rasch)
- Aber, Herr Kollege, bleiben wir doch in dem Stil, in dem
Sie selbst gesprochen haben!
Lassen Sie mich noch eine Bemerkung anschließen: Ich
glaube, es herrscht Übereinstimmung, daß es keine Gesell
schaft gab und gibt, die einen so verunglückten Start ge
habt hat. Aber ich wäre dankbar, meine Damen und Herren
von den beiden Oppositionsparteien - wenn wir uns schon
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