Abgeordnetenhaus von Berlin - 6. Wahlperiode
88. Sitzung vom 5. Dezember 1974
außerdem gelungen ist, die Verweildauer pro Patient außer
ordentlich herabzudrücken, verglichen mit anderen Einrich
tungen, und Sie wissen, wie kostensparend das ist. Auch
auf diesem Gebiet hat das Klinikum nicht nur quantitative,
sondern auch qualitative Erfolge zu verzeichnen gehabt.
(Beifall bei der SPD)
Ich würde also sagen: Wenn man sich die Wirklichkeit
etwas näher ansieht, ergeben sich manchmal positivere
Dinge, als in der öffentlichen Polemik erkennbar ist.
Nun, meine Damen und Herren, das gilt auch für die For
schung an der Freien Universität. Die Mittel, die wir der
Freien Universität geben, dienen ja der Lehre und der
Forschung. Ich gebe zu, es ist ein sehr schwieriges Pro
blem, sie zu trennen. Ich könnte Ihnen nicht sagen, wieviel
von diesen Mitteln in die Forschung und wieviel in die Lehre
geht, es gibt Faustregeln, daß man vielleicht vermuten
könnte, daß etwa zwei Drittel in die Lehre und ein Drittel
in die Forschung gehen. Gerade auf dem Gebiet der For
schungsplanung hat sich die Freie Universität einen sehr
achtbaren Platz erobert. Diese Forschungsplanung hat
dazu geführt, daß sie die einzige Universität ist, die einen
Modellversuch zur Forschungsplanung macht. Ich werde
mir erlauben, den Mitgliedern dieses Hauses darüber Pa
piere der Freien Universität zuzuleiten, damit Sie sich sel
ber überzeugen können, was auf diesem Gebiet an der
Freien Universität geschieht; ich bitte nur, das Problem
im Auge zu behalten.
Zum Schluß noch ein Dauerproblem auf dem medizini
schen Gebiet, das Problem Professor Saling und seine pe-
rinatale Medizin: Sie wissen, wir haben um die Geburt die
ses Instituts eine Menge perinataler Schwierigkeiten ge
habt, ich glaube aber, bei dem jetzigen Stand der Dinge
ankündigen zu können, daß dieses Haus, noch bevor es mit
seiner Arbeit aufhört, vom Senat von Berlin einen Bericht
bekommt, daß dieses Problem im wesentlichen als gelöst
angesehen werden kann.
(Abg. Lummer: Natum est! — Beifall bei der SPD)
Herr Abgeordneter Rasch hatte seinerzeit schon das
Studentenwerk erwähnt, ich bin für seine Nachsicht und
Toleranz dankbar. Ich darf es etwas deutlicher sagen: Ich
glaube, es gibt gute Gründe dafür anzunehmen, daß mit
dem Studentenwerksgesetz tatsächlich eine Konsolidierung
und Stabilisierung dieses Bereichs begonnen werden
konnte, die fortschreitet. Ich hatte damals diesen Streit in
sofern ein wenig als müßig empfunden, als ich der Mei
nung war, jeder der drei Entwürfe zum Studentenwerks
gesetz war eine Verbesserung gegenüber dem bisherigen
Zustand. Sie unterschieden sich nur durch das, was sie ver
ändern wollten. Ich bin der Meinung, auch mit den Geset
zen der anderen beiden Fraktionen wäre eine Verbesserung
der Situation eingetreten. Es liegt in der Natur der Sache,
daß die Meinung der Mehrheitsfraktion hier im Hause zum
Zuge kommt.
(Zurufe von der CDU)
Meine Damen und Herren, aus dem Wissenschaftsbereich
einen weiteren Punkt, wo wir, glaube ich, ein paar Schritte
nach vorn gekommen sind: Ich glaube, daß wir mit unserer
EDV-Planung ebenfalls einen sehr beachtlichen Platz in
der Bundesrepublik einnehmen können. Und daß es uns auf
diesem Hintergrund gelungen ist, sogar das schwierige Pro
blem zu lösen, die Kooperation der Rechenzentren der bei
den Universitäten mit dem Großrechenzentrum des Landes
Berlin herbeizuführen, halte ich auch für eine gute Sache,
und ich hoffe, daß dieser Versuch Erfolg hat und auf die
Dauer fortgeführt werden kann.
Von dem wissenschaftlich-technischen Informations- und
Dokumentationsbericht will ich hier nur sprechen, weil er
dem Hause zugeht, ich glaube, sogar schon vorliegt und
von jedem also selbst studiert werden kann; ich darf hier
auf verweisen.
Präsident Sickert: Gestatten Sie eine Zwischenfrage,
Herr Senator?
Dr. Stein, Senator für Wissenschaft und Kunst: Ja, bitte!
Präsident Sickert: Bitte, Herr Abgeordneter Klein!
Klein (CDU): Herr Senator Stein, können Sie mir sagen,
wie Sie sich fassen, wenn Sie sich nicht kurz fassen ?
(Heiterkeit bei der CDU — Beifall von der CDU)
Dr. Stein, Senator für Wissenschaft und Kunst: Ja, Herr
Abgeordneter, dann würde ich für jede Million DM meines
Etats nicht 0,6, sondern 1,2 Sekunden verwenden
(Heiterkeit bei der SPD) — Abg. Lummer:
0,6 Sekunden haben Sie schon längst überzogen!)
— 0,6 Sekunden stehen mir zu, und ich würde 1,2 verwen
den, wenn ich mich nicht kurz fassen müßte.
(Abg. Lummer: Sie haben doch schon längst 0,6!)
— Das haben Sie doch gar nicht nachrechnen können, so
gut können Sie doch gar nicht rechnen, Herr Lummer.
Meine Damen und Herren, ich glaube, auch auf einem
anderen Gebiet der Wissenschaftspolitik können wir dar
auf hinweisen, daß wir hier in Berlin gemeinsam mit die
sem Haus die richtigen Beschlüsse gefaßt haben. Ich meine,
daß wir mit dem Bund zu einem neuen Abkommen über
das Hahn-Meitner-Institut gekommen sind. Wie Sie wissen,
trägt neuerdings der Bund 90 % der Kosten des Hahn-
Meitner-Instituts. Das hat dazu geführt, daß dieses Insti
tut innerhalb kürzester Zeit seinen Haushalt vervielfachen
konnte; eine Entwicklung, die es als Berliner Landesinsti
tut sicherlich nicht hätte nehmen können. Nun soviel,
wenn ich einmal so sagen darf, über den wissenscaftlichen
Bereich, nicht, daß ich damit vollständig gewesen wäre —
wie gesagt, man kann über das alles sehr viel länger
sprechen, aber ich erinnere mich immer wieder und werde
ja auch daran erinnert, daß ich mich kurz fassen wollte.
Ich komme nun noch einmal zu den wichtigsten
Punkten des kulturellen Bereichs. Ich beginne auch hier
noch einmal mit der Feststellung, daß es keinen wesent
lichen kulturellen Substanzverlust in den vergangenen vier
Jahren dieser Legislaturperiode gegeben hat. — Wer da an
derer Meinung ist, müßte deutlich sagen, wo das geschehen
sein soll —, dagegen eine ganze Menge Punkte, die ich er
wähnen werde, wo es sich erweiterte.
(Abg. Lummer: Vorhin haben Sie noch gesagt, Sie
werden gewinnen, aber jetzt geben Sie zu, keine
Verluste!)
— Ich habe gesagt: Die Ausstrahlungs- und Anziehungs
kraft hat sich verstärkt, und jetzt sage ich: Es hat sich
kein Substanzverlust ergeben, sondern eine Substanzver
mehrung.
(Abg. Lummer: Das glauben Sie auch?)
— Ich komme noch darauf zu sprechen. Wenn Sie mich
lange reizen, zähle ich davon noch sehr viel auf.
(Abg. Lummer: Wenn Sie das glauben, Herr Senator!)
— Ja, das glaube ich, davon bin ich überzeugt, Herr Ab
geordneter.
(Zuruf von der CDU: Er muß daran glauben! —
Abg. Hannemann; Laßt ihn doch in Frieden!)
Meine Damen und Herren, zunächst also zu dem beliebten
Thema des Theaterwesens, das ja immer im Mittelpunkt
der Ausführungen steht. Hier kann ich natürlich gleich
mit einer solchen Erweiterung beginnen, die allerdings, wie
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