Abgeordnetenhaus von Berlin - 6. Wahlperiode
48. Sitzung vom 8. April 1973
1763
gebracht worden. Eine Entscheidung hatten wir daher
nicht zu fällen, und es erscheint wohl auch nicht sinnvoll,
irgendwo eine Grenze der Darlehnshöhe zu ziehen.
Den zunächst unterbreiteten Änderungsantrag der SPD-
Fraktion, in § 3 Abs. 2, in dem Satz: „Sie“ — die Konzes
sion — „kann unter Auflagen erteilt werden...“ dieses
„kann“ durch ein „ist“ zu ersetzen, haben wir im Innen
ausschuß nicht weiter verfolgt. Der Antrag wurde auch
nicht mehr aufrechterhalten. Sonst hätte nämlich jede
Konzession, auch wenn man gar keine Auflagen hätte
machen wollen, doch noch irgendeine Anstandsauflage ent
halten, weil das Gesetz es so gefordert hätte.
Zu § 5: Durch die Einführung des Wortes „auch“ in § 5
Abs. 5 wurde sichergestellt, daß ln der vom Senat zu erlas
senden Rechtsverordnung über die Spielordnung auch die
Teilnahme am Spiel von angemessenen Einkommens- und
Vermögensverhältnissen abhängig gemacht werden kann.
Um an dem erheblichen Einkommen des Tronc, das sich
teilweise — wie Untersuchungen ergeben haben — auf bis
zu 35 % des Bruttospielertrages belaufen kann, teilhaben
zu können, ist durch die Neufassung des Abs. 2 in § 5 be
stimmt worden, daß der Senat durch Rechtsverordnung die
Verwendung eines gewissen Teiles dieser Einnahme für
gemeinnützige Zwecke festlegen kann.
Die | § 8 bis 10 sind gestrichen worden bei unseren Be
ratungen, weil der Innenausschuß mehrheitlich keinen Bei
rat installiert wissen wollte. — Und nun abschließend zu
§ 10 der neuen Fassung: Die Änderung dieser Vorschrift
dahin, das Gesetz erst sechs Monate nach der Verkündung
im Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin in Kraft treten
zu lassen, erfolgte, um dem Senat eine ausreichende Zeit
für die Konzessionsvergabe zu geben. Der Vollständigkeit
halber wäre noch zu erwähnen, daß ein von der CDU-
Fraktion zunächst gestellter Änderungsantrag zu § 3 Abs. 3,
anstelle des Konzessionszeitraums von 15 Jahren einen von
zehn Jahren vorzusehen mit der Optionsmöglichkeit für
weitere zehn Jahre, nicht wieder eingebracht wurde, weil
nach Aussage der Innenverwaltung diese 15 Jahre eine
Mindestzeit sind und etwa In einem Gespräch den beiden
Vertragspartnern — dem Senat und dem Konzessionsneh
mer — bei Anbietung sehr hoher Investitionen der Senat
durchaus in der Lage wäre, auf einen längeren Zeitraum als
15 Jahre abzuschließen.
Und nun, meine Damen und Herren, darf ich Sie bitten,
unserer Beschlußempfehlung zu folgen, damit neben den
Roulettfarben rouge et nolr nun auch noch das grüne Licht
des Gesetzgebers kommt. — Ich danke Ihnen.
(Beifall)
Stellv. Präsident Hoppe: Für den Hauptausschuß wird
auf Berichterstattung verzichtet. Ich eröffne deshalb die
II. Lesung und schlage vor, die Einzelberatung der 14 Pa
ragraphen miteinander zu verbinden. — Widerspruch er
folgt nicht. Dann ist so beschlossen.
Ich rufe auf die Paragraphen 1 bis 14, die Überschrift und
die Einleitung im Wortlaut des Antrages der Fraktion der
P.D.P., Drucksache 6/343, unter Berücksichtigung der Be
schlußempfehlung des Ausschusses für Inneres, Drucksache
6/845. Das Wort in der Beratung hat Herr Abgeordneter
Zellermayer.
(Zurufe von der SPD)
Zellermayer (CDU): Herr Präsident! Meine sehr ver
ehrten Damen und Herren! Der freundliche Beifall, der
mich hier empfängt, beweist, daß Sie alle wissen, daß Ich
zu den ursprünglichen Promotern dieser Idee gehört habe,
obwohl — das muß ich sagen —, wenn ich mich recht er
innere, vor ca. 20 Jahren Männer der unterschiedlichsten
Politischen Couleur sich zu dieser Spielbank bekannten,
u. a. auch der damalige Bürgermeister Kressmann, der sich
auch für diese Spielbank erwärmte, und zwar unter dem
Gesichtspunkt, daß, im Vergleich zu anderen Großstädten
der Welt, Berlin Attraktionen brauchte, die damals nicht
vorhanden waren, obwohl die Faszination von Wieder
erlangung der Hauptstadtfunktion und Wiedervereinigung
realisierbar erschien. Wenn heute — 20 Jahre später —
diese Faszination nicht mehr vorhanden ist und die Wieder
erlangung dieser Funktion ad calendas graecas — um nicht
zu sagen: bis zum St. Nimmerleinstag — vertagt worden
ist, empfiehlt es sich naturgemäß, der Stadt neue Leitvor
stellungen zu geben. In den Leitvorstellungen des Berliner
Senats hatte er auch festgestellt, daß die Entwicklung
Berlins zu einer Kongreß- und Tagungsstadt in Zukunft
vorrangig behandelt werden sollte.
Wenn man sich diesem Gedanken nicht verschließt, ist die
Errichtung einer Spielbank eine der notwendigen Facetten
der Attraktionen, die eine solche Stadt braucht. Und wenn
— was ich nicht bezweifle — heute mit Mehrheit über
diesen Antrag positiv entschieden wird, dann muß man sich
nur überlegen, wie man diese Chance bestmöglich ausnutzt.
Was ich hier jetzt vortrage, kann natürlich in das Gesetz
keinen Eingang finden, aber es sollte bei der Vergabe der
Konzession doch mit berücksichtigt werden. Wir wissen
alle, daß seit Jahren Versuche, in Berlin ein Revuetheater
anzusiedeln, sich einfach nicht realisieren ließen, weil eine
private Grundlage dafür nicht möglich ist. Ich könnte mir
vorstellen, daß diese Spielbank in einem Vergnügungs
center angesiedelt wird, das ähnlich wie damals das „Haus
Vaterland" — wenn auch nicht in dieser Größe — dazu
beitragen könnte, eine zusätzliche Attraktion für Berlin
zu bilden. Und diese Kombination zwischen Revuetheater
und Spielkasino ist ja keine Erfindung von mir, sondern
wird überall auf der Welt mit großem Erfolg praktiziert,
um so mehr, als das eine das andere befruchtet.
Ein weiteres Wort vielleicht zu der Vergabe der Konzes
sion.
(Zurufe von der SPD: Ah!)
Es werden sich wahrscheinlich sehr viele Gruppen um
diese Konzession bemühen. Ich bin der Meinung, daß man
alle seriösen Gruppen, nationale und internationale Grup
pen, in eine neu zu gründende Aktiengesellschaft einbrin-
gen sollte, damit eine breite finanzielle Basis dafür ge
schaffen wird, weiter bin ich der Meinung, daß das Know-
how, das diese Gruppe brauchen wird, auch dadurch
vergrößert wird. Im übrigen hätte eine Aktiengesellschaft
die Vorteile, daß das deutsche Aktienrecht alles berück
sichtigt und Transparenz und Sicherheit gegeben wären.
Darüber hinaus wäre auch die Möglichkeit gegeben, Ber
liner, die sich an dieser Sache beteiligen wollen, sich durch
Zeichnung von Anteilen an diesem Unternehmen beteiligen
zu lassen, so daß das Gefühl, daß diese Spielbank nicht
allein eine auswärtige, sondern eine Berliner Sache ist, ge
stärkt werden könnte.
Ein anderer Punkt ist die Frage des Standortes, und da
kann man nur sagen, daß diese Spielbank naturgemäß
nicht am Rande der Stadt angesiedelt werden dürfte, son
dern
(Unruhe — Glocke des Präsidenten)
wahrscheinlich in der Nähe der City oder im Grunewald
oder im Tiergarten.
Stellv. Präsident Hoppe: Herr Zellermeyer, darf ich Sie
einen Augenblick unterbrechen? — Meine Damen und
Herren, wir hoffen ja, daß es in der Spielbank immer hei
tere Spiele bleiben werden, deshalb ist ja Heiterkeit an
gebracht, aber ich darf das doch nicht mit Unruhe ver
wechseln.
Zellermayer (CDU): Ich danke Ihnen, Herr Präsident! —
Wenn man also diese Standortfrage sorgfältig prüft und
sie prüft unter dem Gesichtspunkt, wie sie unter dem Ge
sichtswinkel des Tourismus am besten zu realisieren wäre,
dann glaube ich, daß der Abstand von der City zur Spiel
bank nicht zu groß sein dürfte. Im übrigen hoffe ich, daß