Abgeordnetenhaus von Berlin - 6. Wahlperiode
64. Sitzung vom 14. Dezember 1973
entgegennehmen könnte. Aber Herr Franke hat mich ver
anlaßt, nun doch einige Zahlen zu nennen, die ihm u. U.
sicherlich schon bekannt sind.
Das Wohnungsbauförderungsprogramm für 1973 sieht
einen Förderungsrahmen von 13 900 Wohnungen im öffent
lich geförderten sozialen Wohnungsbau vor und von 3 000
Wohnungen im steuerbegünstigten Wohnungsbau. Fertig-
gestellt bis zum Oktober dieses Jahres waren insgesamt
12 479 Wohnungen, davon allein 8 697 Wohnungen im
sozialen Wohnungsbau und 3 782 im übrigen Wohnungsbau.
Das Programm für 1974 sieht vor 11 900 Wohnungen im
sozialen Wohnungsbau und 3 000 Wohnungen im steuer
begünstigten Wohnungsbau. Bewilligt sind zur Zeit im
sozialen Wohnungsbau etwa 8 200, im steuerbegünstigten
Wohnungsbau 2 750 Wohnungen, so daß das Programm —
ich glaube, hier dürfen wir mit diesen Zahlen das voll und
ganz unterstreichen, was der Herr Bausenator schon vor
getragen hat — für 1974 schon jetzt mit über 70 % sicher
gestellt erscheint.
(Abg. Franke: Aber, Herr Hitzigrath!
Das glauben Sie doch wohl selber nicht!)
Sieht man sich die Zahlen anderer Bundesländer an, so
liegt Berlin mit den kleinen Ländern Hamburg, Saarland
und Schleswig-Holstein an der Spitze. Zum Beispiel das
große Land Nordrhein-Westfalen kann sein Programm nur
allein mit 33 % erstellen. Ich bin der Meinung — und mit
mir meine Fraktion —, daß wir auf diesem Gebiet etwas
geleistet haben und vorweisen können, und ich darf Sie
nochmals bitten, unseren Bau-Etat anzunehmen. — Schö
nen Dank!
(Beifall bei der SPD)
Stellv. Präsident Dr. Schönherr: Das Wort hat Herr
Senator Dr. Riebschläger.
Dr. Riebschläger, Senator für Bau- und Wohnungswesen:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In Fortsetzung,
aber vor allem in Anknüpfung an die Ausführungen des
Herrn Abgeordneten Franke einige Bemerkungen: Ich
überschätze ja die Position eines Senators nicht, unter
schätze sie allerdings auch nicht, Herr Abgeordneter
Pranke. Wie Sie dazu kommen, zu glauben, daß die Erlasse,
Verordnungen usw. im abgelaufenen Jahr blitzartig durch
die Amtsübernahme eines neuen Verantwortlichen
(Abg. Franke; Das habe ich nicht gesagt!)
— „vor allen Dingen im letzten Jahr“, das werden Sie ja
im Protokoll ich hoffe ja an sich bei der Güte Ihres
Gedächtnisses, Herr Abgeordneter Franke, das wir alle
kennen, daß Sie sich erinnern, „vor allem im abgelaufenen
Jahr.“ Ich sage nur eins: Was immer die Amtsübernahme
bewirkt — im Positiven und Negativen —, das unterliegt
der Bewertung des Hauses. Aber die Qualität der Mitarbei
ter ist nicht schlechter geworden, dafür will ich hier ein-
stehen. Ich hoffe sogar, daß die Koordination in vielen
Belangen, gerade weil wir in neue Problemstellungen an
vielen Stellen hineingestoßen worden sind, wie wir sie ja
auch hier diskutiert haben, besser geworden ist, z. T. auf
Anstoß des Hauses, z. T. aus dem, was uns auch gelegent
lich an eigenen Erkenntnissen zufließt.
Was die Kleingärtner angeht, so werden Sie mich nicht
reizen, jetzt meine wertvolle Zeit mit Nebendebatten zuzu
bringen. Ich kann nur feststellen: Unterhalten wir uns im
nächsten Jahr noch einmal darüber, aber vielleicht ohne
Vokabeln wie „unredlich“. So schlimm geht selbst der
Präsident des Kleingartenverbandes mit mir nicht um, wenn
er mit mir spricht. In Äußerungen anderer Art Dritten
gegenüber mag das manchmal durchrutschen, aber wir
sollten das in unsere Formulierung, da wir zu weiterer Zu
sammenarbeit veranlaßt sind,
(Abg. Franke: Ich habe nicht „unredlich“ gesagt!)
— Sie haben „unredlich“ gesagt, oder mein Gehör leidet auf
der linken Seite, die Ihnen zugewandt ist, Herr Franke.
(Abg. Franke: Ich habe gesagt: „überheblich“!)
— Das kann ein deutliches Anzeichen dafür werden, wie gut
wir künftig miteinander umgehen, indem wir alles auf
Schwerhörigkeit von mir zurückführen. Wenn sich alle Ihre
Äußerungen so aufklären lassen, wäre ich zufrieden.
Nun noch zu einigen Punkten von Herrn Kollegen
Lorenz: Damit hier keine Mißdeutung meiner Eingangs
worte eintritt, Kollege Lorenz — und ich sehe, Sie sind auch
schon, was mich angeht, offensichtlich erstaunt über die
Wertung, die ich Ihrer Rede zuteil werden ließ —, ich habe
von einer sachlich bemerkenswerten Rede gesprochen. Ich
habe nicht davon gesprochen, daß all die Wertungen und
die Punkte im einzelnen wirklich einer Realisierung zuge
führt werden können, um das noch einmal klarzumachen.
Was z. B. die Stadtsanierung angeht: Natürlich sind die
Vorstellungen ins Trudeln geraten, zehn Jahre, das hat sich
von der Erfahrung her offensichtlich als unrichtig erwie
sen, aber da es modellhaft konzipiert und durchgeführt war
und heute noch Modellcharakter für die gesamte Bundes
republik Deutschland hat, wie die jüngsten Verhandlungen
über Sanierungsmittel wieder erwiesen haben, kann ich
sagen, daß das Tempo, das auf diesem Gebiet vorgelegt
wird, als einmalig in der gesamten Sanierung gilt und wir
uns auch nicht mit den Anschlußproblemen übernehmen
dürfen, die bei der Sanierung entstehen. Denn wenn wir erst
jede Neubauwohnung dafür freizuhalten hätten — wegen
der Beschleunigung der Sanierung ■—um umzusetzende
Sanierungsmieter unterzubringen, dann bin ich nicht mehr
so sicher, ob die Freude hier durch dieses Haus schlägt,
wenn kein anderes Problem, nicht das der Zuwanderer,
keine Veränderung der Familiensituation mehr geregelt
werden könnte.
Ich will auf diese inneren Zusammenhänge einmal hinge
wiesen haben. Dagegen bin ich mit allen Fraktionen dieses
Hauses, vor allen Dingen mit unserem „Dauerdrücker“ in
dieser Richtung, Herrn Kollegen Liebig, einig, daß die
Modernisierung einen anderen Stellenwert im gesamten
Konzept der städtebaulichen Planung nicht nur bekommen
muß, sondern aufgrund gerade der vielfältigen öffentlichen
Interessen auf diesem Gebiet schon in diesem Jahr bekom
men hat und daß dies gesichert bleibt. Wie immer man die
Senatsvcrwaltung für Bau- und Wohnungswesen betrachtet
— und ich hoffe, daß man das von der Person des jeweiligen
Senators löst —, die Modernisierung ist in das Konzept die
ses Hauses insgesamt heute schon eingeflossen, und gerade
durch einige wenige Pannen, zu denen wir uns bekennen, ist
die Modernisierung stärker im Gesamtgefüge verankert
worden.
Zu einigen Irrtümern, die sich eingeschlichen haben,
Kollege Liebig: Ich war ganz erstaunt, wieviel neue Mit
arbeiter mir zugewachsen sein sollen. Diese 219 Stellen
lassen sich ganz leicht erklären. Es wäre auch erstaunlich,
wenn so etwas dem Hauptausschuß durchgegangen wäre.
So freudig in der Bewilligung neuer Stellen ist er nämlich
nicht, und dies hätte sicherlich hier noch zu einem Strei
chungsantrag aufgrund Ihrer Intervention geführt. Davon
sind schlicht und einfach 195 Umwandlungen von sog.
Baumittelstellen — also aus dem allgemeinen Ponds — in
Planstellen. Das entspricht auch den Vorstellungen des
Wibera-Gutachtens. Wir sind nämlich bemüht, das Wibera-
Gutachten entsprechend dem Votum aller Fraktionen des
Hauses so schnell wie möglich, z. T. bereits im Aufforde
rungsstadium, Wirklichkeit werden zu lassen. Die echten
Zugänge reduzieren sich auf 24, sämtlich für das Landes
amt für Wohnungswesen, dem zahlreiche neue Aufgaben
in diesem Jahr zugewachsen sind, das es — wie ich finde —
verdient, auch mal honoriert zu werden, wenn man sieht,
wie das alles jetzt bewältigt wird. Das sollte an dieser
Stelle — wenn auch in Korrektur eines Irrtums über Zu
wachs an Stellen — gesagt werden.
Abschließend zu dem Komplex Elisabethhof, Kollege
Liebig: Ihre Sorge darum ist umsonst, die planerischen
Vorstellungen, die Sie haben, sind nicht existent. Betroffen
sind einige Hinterhaustrakte, die nicht erhaltenswert und
heute gewerblich genutzt sind. Das wird hoffentlich auch
noch zu Ihrer und Ihrer Fraktion Überzeugung nachgewie
sen werden können. Auf dem Gebiet der Erhaltung von
Flächen einerseits und der Gewinnung neuer andererseits,
Herr Kollege Lorenz, haben wir nicht nur das erste Auto
bahnüberbauungsprojekt in Arbeit, das im nächsten Jahr
auf vollen Touren laufen wird, weil alle wesentlichen Hin-
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