Abgeordnetenhaus von Berlin - 6. Wahlperiode
41. Sitzung vom 7. Dezember 1972
1427
Streichung von 500 000 DM. Und jetzt ist man gleich auf
das Doppelte gegangen. Lassen Sie mich dazu folgendes
sagen:
1. Die Steigerungsrate bei den Berlin-Informationen von
1972 auf 1973 ist absolut maßvoll und bewegt sich unter
der Steigerungsrate des Gesamthaushaltes.
2. Ich behaupte hier, es gibt kein Landesparlament in der
Bundesrepublik, dem von seiten der Regierung eine der
artig transparente Liste vorgelegt wird mit den einzelnen
Vorhaben, die die Regierung im folgenden Jahr auf dem
Gebiet der Werbung plant,
(Abg. Lummer: Die machen auch nicht so viel!)
und diese Liste stand im Hauptausschuß zur Beratung an.
Und ich muß ausdrücklich feststellen, daß der Herr Kollege
Hoppe im Hauptausschuß keine einzelne Position in der
Sache angegriffen hat und gesagt hat, diese Maßnahme
erscheint ihm nicht sinnvoll, sondern er hat im Hauptaus
schuß angekündigt, er werde hier einen Streichungsantrag
stellen, und die Begründung bleibt völlig offen. So geht es
doch wohl nicht, gerade dann nicht, wenn die Haushalts
stelle speziell erläutert ist. Das müssen wir also auch in
aller Deutlichkeit sagen.
Und drittens sage ich jetzt, auch zur F.D.P. gewandt: Das
kann doch wohl niemand bestreiten, daß eine Chance, die
sich aus dem Viermächteabkommen ergibt, die vermehrte
Information auch über den anderen Teil dieser Stadt, im
Bereich dieser Haushaltsposition durch veränderte Auf
gaben in der Werbung der Stadt wahrgenommen werden
muß. Das sage ich mit dem Blick auf die F.D.P. Das haben
wir im übrigen ja auch schon gesehen. Wir hatten ja im
vergangenen Jahre diese Haushaltsansätze gekürzt mit dem
Ergebnis, daß sie im Laufe des Haushaltsjahres verstärkt
werden mußten, weil eben diese neuen Aufgaben dazu
gekommen sind. Wir werden den Antrag Nr. 2 der F.D.P.
ablehnen.
Wir haben im Ältestenrat die Begründung gesagt, warum
wir auch den Antrag Nr. 3 — Neujahrsempfang — ableh
nen. Wir sagen noch einmal: Wir glauben, daß die Reprä
sentation im Bereich Empfang von Gästen in dieser Stadt
vernünftig geregelt ist und angemessen für die Aufgaben
stellung der Stadt. Was die ganze innere Repräsentation
angeht, möchten wir sagen, daß die Stadt an und für sich
in diesem Bereich ein relativ schmuckloses Dasein führt.
(Zuruf von der CDU: Siehe Weihnachtsbäume!)
-- Schönen Dank, Herr Kollege Zellermayer! — Und der
Neujahrsempfang ist im Grunde genommen das einzig
wirklich wichtige Ereignis auf diesem Gebiet. Uber Form
nnd Ablauf können wir uns unterhalten. Aber nur weil von
einer Seite in der Öffentlichkeit hier Kritik geübt wird,
geben wir nicht nach; wir werden auch diesen Antrag ab
lehnen.
Antrag Nr. 1 der CDU, das ist zunächst mal im ersten
Punkt die Frage, 100 000 Mark zu streichen bei den nicht-
Planmäßigen Angestellten. Ich verweise auf das ausführ
liche Schreiben des Senats an den Hauptausschuß, in dem
er begründet hat, warum diese Vertretungskräfte zum
Funktionieren des Planungsapparates notwendig sind. Wir
sagen selbst, daß wir diese Position nicht ausgeweitet sehen
wollen. Wir wollen sie so halten, wie sie jetzt ist. Aber uns
scheint es wichtig zu sein, daß diese Position aufrechterhal-
ren bleibt im Interesse der Planungsarbeit in Berlin, und
wir verweisen darauf, daß diese Haushaltsstelle im ver
gangenen Jahr auch im Etat war und es da von seiten der
u Pposition keine Bedenken gegeben hatte.
Und nun der letzte Punkt bei der CDU: Berlin-Informa-
rm Ich muß der Fairness halber darauf hinweisen, daß die
p U im Unterschied zur F.D.P. im Hauptausschuß an zwei
J^itionen konkrete Kritik geäußert hat und gesagt hat:
as wollen wir nicht, das muß weg. — Sie können auch im
cotokoll nachlesen, warum wir der Auffassung sind, diese
Maßnahmen sollen aufrechterhalten bleiben. Es tut uns also
leid, wir müssen die zum Etat 03 00 vorgelegten Anträge
der Oppositionsfraktionen alle ablehnen.
(Beifall bei der SPD)
Präsident Sickert: Das Wort hat der Herr Regierende
Bürgermeister.
Schütz, Regierender Bürgermeister: Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Ich glaube, der Vorwurf, Kollege Lum
mer, daß der Regierende Bürgermeister sich nicht der Dis
kussion stellt, kann nicht aufrechterhalten werden. Ich
mußte nach der Regelung im Ältestenrat im Grunde genom
men den Kollegen des Abgeordnetenhauses die Möglichkeit
geben — selbst, wenn sie ihre zehn Minuten nicht nutzen
konnten, und das war ja beim Kollegen Oxfort deutlich
geworden, und bei Ihnen auch —, ihre Fragen erst alle zu
formulieren, ehe ich sie beantworten kann. Ich werde ver
suchen, dies in den zehn Minuten zu tun. Vielleicht muß
ich mich auch unterbrechen und mich zwischendurch einmal
hinsetzen, wie das bei uns jetzt Übung wird.
Alle Jahre wieder ist diese Debatte, aber ich lade dazu
ein, sich anzusehen und sich zu erinnern, was wir in den
vergangenen Jahren auf diesem Gebiet hier getan haben,
und ich glaube, der Vergleich ist interessant, nicht allein
insoweit, als der Regierende Bürgermeister feststellen muß,
er ist fast liebevoll behandelt worden. Vielleicht hat sich
hier manches in unserem Verhältnis normalisiert und viel
leicht haben wir uns auch aneinander gewöhnt. Der Ver
gleich ist deshalb interessant, weil sich jeder in diesem
Hause einmal ansehen soll, was er oder seine Fraktion vor
einem Jahr hier an dieser Stelle in dieser Debatte gesagt
und vorausgesagt hat. Ich meine die Prophezeiungen für die
Entwicklung dieser Stadt im allgemeinen und diejenigen
über die Politik des Senats auf dem Gebiet der Regelungen,
die die Bundesregierung mit der DDR geschlossen hat, die
der Senat mit der DDR geschlossen hat, die insgesamt also
Teil des Berlin-Abkommens gewesen sind. Und da wir über
Prophezeiungen angesprochen worden sind, lade ich dazu
ein. Ich bin kein Prophet, ich habe nie gesagt, daß ich
etwas prophezeit habe. Ich gebe zu, ich habe mich manch
mal in den Terminen geirrt, und warum soll ich das nicht
auch morgen tun, nur wäre ich froh, auch weiterhin die
Entwicklung einer Stadt wie dieses Teils von Berlin so
präzise Voraussagen zu können, wie es dieser Senat, was
die allgemeine Politik und die inneren Strukturen betrifft,
in den vergangenen Jahren gesagt hat.
Wir haben gegen viel Gerede, auch gegen viel Schwarz
malerei, gerade von seiten der Opposition, in den vergan
genen Etatdebatten — daran erinnert man sich jetzt —
diese Stadt so weiterentwickelt, wie wir es uns vorgenom
men haben. Und ich kann stolz darauf sein, daß der Finanz
senator in seiner Finanzrede vor wenigen Wochen in die
sem Hause darauf hinweisen konnte. Kollege Striek hat
deutlichgemacht, wie weit die Positionen des sehr sorg
fältig und eindeutig ausgearbeiteten Regierungsprogramms
heute schon entwickelt und verwirklicht worden sind, und
wie sie in der Zukunft kontinuierlich weiterentwickelt
werden.
Ich möchte ein paar der Spezialfragen beantworten, der
Fragen, die, wenn ich es richtig sehe, private Fragen des
Abgeordneten Oxfort gewesen sind. Darauf hat der Kollege
Stobbe ja schon hingewiesen, Kollege Oxfort; dies hat jetzt
nichts im engeren Sinne mit der Debatte zu tun, aber wir
wären alle dankbar, wenn wir endlich wieder wissen wür
den, mit wem wir es hier zu tun haben,
(Zuruf des Abg. Liebig)
Es sitzen in diesem Raum mehrere Vorsitzende von großen
Parteien, und ich glaube, allen von uns muß es klar sein,
daß hier Ich glaube nicht, daß ich eine Zwischenfrage