Path:
Volume Nr. 41, 07.12.72

Full text: Plenarprotokoll (Public Domain) Issue1972, 6. Wahlperiode, Band II, 22.-42. Sitzung (Public Domain)

Abgeordnetenhaus von Berlin - 6. Wahlperiode 
41. Sitzung vom 7. Dezember 1972 
1424 
Grundlage dieser Stadt fortentwickelt werden muß, daß 
Berlin als Dienstleistungszentrum von einem hohen Grad, 
von einer sehr starken Potenz her 
(Abg. Buckow: Bitte zum Haushalt sprechen!) 
Beiträge zur gesamten Entwicklung in der Bundesrepublik 
leisten kann und daß Berlin als Kulturzentrum weiterent 
wickelt wird. 
Herr Lummer hat hier in einem kurzen Satz die Frage 
des Stimmrechts und der Direktwahl 
(Abg. Buckow; Bitte zum Haushalt sprechen! — 
Weitere Zurufe) 
— Nun sagen Sie mal, jetzt schlägt es doch wohl 13! 
(Beifall bei der SPD) 
Eine derartige Polemik ist doch wohl ein unmöglicher 
Vorgang, wenn man zu den Fragen des Herrn Oppositions 
führers Stellung nimmt, mich daran zu erinnern, ich hätte 
zum Haushalt zu sprechen. — 
(Beifall bei der SPD) 
Ich habe nur zu Fragen Stellung genommen, die der Opposi 
tionsführer hier hineingebracht hat. 
(Beifall bei der SPD — Zuruf des Abg. Buckow) 
Die ständige Koppelung — 
(Weitere Zurufe) 
— Ich werde aufhören zu sprechen, bis Sie sich aus- 
geschrien haben. 
Meine Damen und Herren! Die Verbindung zwischen 
Stimmrecht und Direktwahl, die von der CDU ja immer 
wieder auf den Tisch des Hauses gelegt wird, kann von uns 
aus genauso gewertet werden, als ob Dinge miteinander 
verkoppelt werden, um das eine oder andere nicht zu ermög 
lichen. Wir haben uns auf den Standpunkt gestellt, daß 
sowohl die Frage des Stimmrechts als der Direktwahl und 
der Möglichkeiten der Mitwirkung im Bundesrat sinnvoll 
und zweckmäßig, realistisch fortentwickelt werden muß. 
Dazu hat der Herr Regierende Bürgermeister mehrfache 
Erklärungen abgegeben. Wir werden das unterstützen. 
Lassen Sie mich abschließend mit einigen wenigen Wor 
ten auf die Frage eingehen, die sieh jetzt bei der Durch 
führung der Verträge ergibt, und auf die Reaktionen, die 
wir von seiten der DDR zu verzeichnen haben. Wir stimmen 
darin völlig überein, daß alle Bemühungen darauf aus 
gerichtet sein müssen, daß Versuche, geschlossene Verträge 
etwa zu unterlaufen mit aller Energie abzuwehren sind. 
Darüber gibt es überhaupt keine Meinungsverschieden 
heiten. 
(Zurufe von der CDU) 
—- Ja ich weiß nicht, wenn ich hier Erklärungen abgebe, 
die im Sinne des ganzen Hauses liegen, was die Zwischen 
rufe sollen. 
Daß das System, das jenseits der Mauer besteht, kein 
demokratisches ist, darüber brauchen wir nicht zu disku 
tieren, um das erneut festzustellen. Und daß in diesem 
System immer wieder Reaktionen auftreten, das ist der 
Wesenszug der Diktatur, Pressionen auch gegen die eige 
nen Menschen zu ergreifen, das ist nichts Neues. Das haben 
wir in 12 Jahren hier in Deutschland hinreichend erlebt. 
Um so wertvoller wird es sein — und bitte, darin besteht 
kein Gegensatz, aber eine Ergänzung —, um so wichtiger ist 
es, nochmals daran zu erinnern, welche positive Reaktion 
gerade der Menschen jenseits von Mauer und Stacheldraht 
die Ost- und Berlin-Politik der Bundesregierung hervor 
gerufen hat. 
(Beifall bei der SPD) 
Die Hoffnungen der Menschen drüben sind erheblich ge 
wachsen, und wir wissen — was immer diese Diktatur 
unternimmt —, sie wird eine Entwicklung, die sich aus zu 
nehmender Kommunikation ergibt, nicht unterbinden kön 
nen. 
Ich darf feststellen, daß sowohl der Senat als auch die 
Bundesregierung die Interessen Berlins vertritt, daß wir 
heute in einer Situation größerer Sicherheit leben und daß 
das der große Erfolg des Jahres 1972 war. 
(Beifall bei der SPD) 
Präsident Sickert: Das Wort hat Herr Abgeordneter 
Oxfort. 
Oxfort (F.D.P.): Herr Präsident! Meine Damen und 
Herren! In der Tat eröffnen die Berlin-Vereinbarungen für 
diese Stadt die Möglichkeit, die Beziehungen Berlins zum 
Bund zu fördern. Der Senat kann auf die Mithilfe der Frak 
tion der F.D.P. vertrauen, wenn es darum geht, dies auch 
hinsichtlich des Stimmrechts der Berliner Bundestags 
abgeordneten oder des Stimmrechts Berlins im Bundesrat 
zu versuchen. Nur frage ich mich ernsthaft, ob es eigentlich 
angezeigt ist, daß dieses Thema fortgesetzt wieder in der 
Öffentlichkeit erörtert und diskutiert wird, bevor durch 
entsprechende Klärung mit den Alliierten und durch ent 
sprechende Klärung mit der Bundesregierung sichergestellt 
ist, daß es überhaupt die Chance einer Fortentwicklung auf 
diesem Gebiete gibt. Ich möchte gerade im Interesse eines 
möglichen Erfolges auf diesem Gebiet in Zukunft vom 
Senat ln dieser Frage mehr Zurückhaltung erwarten. 
Der Berliner Öffentlichkeit hat der Senat nun seit vielen 
Monaten verkündet, daß er Berlin zum Modell einer Groß 
stadt machen will. Die beiden Oppositionsparteien in diesem 
Hause haben aus ihrer politischen Sicht, gleich nach der 
Verabschiedung des Viermächteabkommens über Berlin, 
ihre Vorstellungen hierzu auf den Tisch gelegt. Der Senat 
hat bis heute dem Abgeordnetenhaus überhaupt noch kein 
Langzeitprogramm vorgelegt, aus dem erkenntlich wäre, 
daß dieser Versuch, Berlin zum Modell einer Großstadt zu 
machen, mehr ist als der Versuch, an die Stelle alter Phra 
sen neue zu setzen. Hier muß die Opposition mit allem 
Nachdruck auf den Mangel an Ausfüllung von politischen 
Begriffen hinweisen, Begriffe, mit denen versucht wird, die 
Wahrheit und die wirklichen Absichten zu vernebeln oder 
jedenfalls so zu vernebeln, daß nichts Konkretes vor 
gebracht werden kann. 
Meine Damen und Herren! Ich fordere den Senat auf — 
die Haushaltsdebatte wäre ja dazu wirklich Gelegenheit —, 
diesem Abgeordnetenhaus einmal klar und deutlich zu 
sagen, wie er es denn in Wahrheit unternehmen will, 
Berlin zum Modell einer Großstadt zu machen, 
(Zurufe von der SPD) 
das heißt also, Berlin zu einer Stadt zu machen, die letzten 
Endes andere deutsche Großstädte übertrifft, obwohl die 
politische und geographische Ausgangslage für diese Stadt, 
auch nach den Viermächtevereinbarungen für Berlin, kei 
neswegs so günstig ist wie beispielsweise für Hamburg 
oder München. Der Senat — ich sage es nochmal — b at 
bisher hierzu nur den Begriff vorgetragen, aber seine 
Ausfüllung unterlassen. 
Schließlich, meine Damen und Herren, lassen Sie mich 
noch zwei andere Punkte ansprechen; In der Sitzung des
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.