Abgeordnetenhaus von Berlin - 6. Wahlperiode
39. Sitzung vom 23. November 1972
bei ich gar nicht mal widersprechen möchte, daß natürlich
in der Fragestellung bei uns in den ersten beiden Punkten
der Schulbereich angesprochen war.
Aber was ist nun das Ergebnis dieser Großen Anfrage?
Meine Damen und Herren, die Antworten, die wir haben
wollten, haben wir nicht bekommen. Wir haben sie nicht
bekommen — und das hat Herr Senator Löffler selbst am
Anfang seiner Ausführungen gesagt —, er hat nämlich auf
den Schulentwicklungsplan hingewiesen. Und wenn jetzt
hier einen Streit um „weiße Flecken“ oder um „Schneeblind
heit“ besteht, dann muß ich Ihnen sagen: Offenbar müßte
ich dann wirklich schneeblind sein, wenn ich hier festgestellt
hätte, daß nach den Materialien zur Regierungserklärung
der Bereich beruflicher Bildung vordringlich behandelt wor
den wäre; denn das wären dann alles Phantasiebilder, wenn
ich solche Feststellungen getroffen hätte. Wir müssen doch
einfach bei den Fakten bleiben, daß in wesentlichen Berei
chen der Bildungspolitik, gerade für diesen Bereich der Ju
gendlichen, gerade für diesen gesellschaftspolitisch so wich
tigen Bereich, ein erheblicher Nachholbedarf besteht, daß
die Versprechungen und Terminplanungen nicht erfüllt wor
den sind und daß wir die Antwort auf unsere Frage erst
bekommen, wenn der Schulentwicklungsplan vorgelegt wor
den ist. Dann müssen wir die Diskussion weiterführen. Zur
Zeit können wir nur feststellen: Wir stehen noch vor der
Aufgabe, diese weißen Flecken mit schwarzer Tusche
(Frau Abg. Renner: Nicht mit schwarzer! —
Weitere Zurufe von der SPD)
— bzw. mit einer Konzeption zu füllen, die es bisher offen
bar noch nicht gibt.
(Beifall bei der CDU)
Präsident Sickert: Weitere Wortmeldungen liegen mir
nicht vor. Ich schließe die Besprechung. Die Große Anfrage
hat damit ihre Erledigung gefunden.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 3, Drucksache 6/621:
Wahl von sieben Personen des öffentlichen Lebens
zu Mitgliedern des Kundfunkrates beim Sender
Freies Berlin
Der Ältestenrat empfiehlt, die Wahl noch einmal zu ver
tagen.
Der Ältestenrat empfiehlt ferner, die lfd. Nr. 4, Druck
sache 6/662, mit den lfd. Nm. 14 bis 17, und zwar Druck
sachen 6/661 und 6/663 bis 665, sowie mit der lfd. Nr. 31,
Drucksache 6/680, zu verbinden und auch dort zu behandeln.
Wird nicht widersprochen? — So beschlossen.
Der Ältestenrat empfiehlt,
lfd. Nr. 5, Drucksache 6/680:
II. Lesung der Vorlage — zur Beschlußfassung —
über
Gesetz über die Feststellung eines zweiten Nachtrags
haushaltsplans zum Haushaltsplan von Berlin für das
Rechnungsjahr 1972 (Zweites Nachtragshaushalts
gesetz 1972 — 2. NHG 72)
und die
lfd. Nr. 11, Drucksache 6/626:
Beschlußempfehlung des Hauptausschusses vom
11. Oktober 1972 zur Vorlage — Beschlußfassung —
über
Neubau eines Eisstadions Lochowdamm im Bezirk
Wilmersdorf
miteinander zu verbinden. Ich höre keinen Widerspruch,
demzufolge ist so beschlossen.
Wird das Wort zur Berichterstattung gewünscht? —
Bitte, Herr Abgeordneter Heubaum.
Heubaum (SPD), Berichterstatter: Herr Präsident! Mei
ne Damen und Herren! Durch diese Zusammenfassung, die
mir vorher nicht bekannt war, muß ich nun hier beide Be
richte hintereinander vortragen; ich bitte dafür um Ver
ständnis.
Der Hauptausschuß hat den vom Senat vorgelegten Zwei
ten Nachtragshaushaltsplan in einer Sitzung behandelt und
schlägt Ihnen in seiner Beschlußempfehlung vor, die Vor
lage unverändert anzunehmen.
Mit diesem Zweiten Nachtragshaushaltsplan erreicht das
Volumen des Haushalts 1972 in Einnahmen und Ausgaben
eine Höhe von rd. 9,080 Milliarden DM. Die Schwerpunkte
dieses Nachtrags sind der höhere Bedarf von rd. 75 Millio
nen DM bei den persönlichen Ausgaben, ein höherer Bedarf
von rd. 52 Millionen DM beim Zuschuß an die Allgemeine
Ortskrankenkasse Berlin und ein Bedarf von 31 Millionen
DM für das Gelände am ehemaligen Potsdamer Bahnhof.
Auf der Einnahmeseite stehen folgende Verbesserungen
gegenüber: Eine mit dem Bund vereinbarte Erhöhung der
Bundeshilfe um 62,5 Millionen DM
(Abg. Stobbe; Bravo!)
— hierdurch wird im wesentlichen der Mehrbedarf bei den
persönlichen Ausgaben abgefangen — und ein um 60 Mil
lionen DM höher geschätztes Steueraufkommen. Hierin ist
allerdings auch die Erhöhung des Landesanteils an der
Usatzsteuer von 33 v. H. auf 35 v. H. enthalten.
Die Aufnahme von Kreditmarktmitteln wird um 54 Mil
lionen DM zurückgenommen; die Verschuldung Berlins ver
mindert sich dadurch jedoch nicht, weil demgegenüber die
Verlängerung von zwei im Jahre 1972 fällig gewordenen
Darlehen steht.
Der Haushaltsplan ist zwar formal ausgeglichen, das war
jedoch nur durch eine Erhöhung der ohnehin schon pauschal
veranschlagten Minderausgabe von 82 Millionen DM auf
100 Millionen DM zu erreichen, d. h. also, 18 Millionen DM
müssen neben den schon bisher verhängten Verfügungs
beschränkungen zusätzlich erwirtschaftet werden.
Bei einer Vielzahl von Bauvorhaben werden die Ansätze
für 1972 dem gegenwärtigen Stand des Baufortschritts an
gepaßt. Notwendige Ansatzerhöhungen gleichen sich mit
den Ansatzkürzungen bei anderen Bauvorhaben aus. Neu
aufgenommen wurde u. a. eine erste Baurate für das Eis
stadion in Wilmersdorf, wozu ich noch gesondert zu berich
ten habe.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Entwicklung des
Zuschußbedarfs der Allgemeinen Ortskrankenkasse Berlin.
Hier ist der Bedarf von 45 Millionen DM auf 97 Millionen
DM in einem Jahr gestiegen. Bei der Beratung des entspre
chenden Ansatzes im Haushaltsplanentwurf 1973 hat der
Senat im Hauptausschuß mitgeteilt, daß eine Initiative
der Länder-Sozialminister in Vorbereitung ist, um das Pro
blem nach Möglichkeit gemeinsam mit dem Bund in den
Griff zu bekommen.
Im Zusammenhang mit der Beratung des Zweiten Nach
tragshaushaltsplans sind auch Berichte des Senats behan
delt worden, die sich auf die vom Abgeordnetenhaus bei der
Beratung des Haushaltsplans 1972 ausgesprochene Sper
rung eines Teilbetrages in Höhe von 5 Millionen DM bei
dem für 1972 vorgesehenen Landeszuschuß an die Freie
Universität und eines Teilbetrages von 700 000 DM bei der
Technischen Universität bezogen. Es handelt sich hierbei
um einen Aufwand für neugeschaffene Stellen im außer
klinischen Bereich bei der FU und für wissenschaftliche
Assistenten bei der Technischen Universität.
Unabhängig von dem grundsätzlichen Disput zwischen
den Fraktionen über die Bedeutung und Auslegung von
Auflagen — Beschlüsse nach § 46 des Universitätsgesetzes,
was bei der H. Lesung des Etatentwurfs 1973 sicher noch
einmal zu erörtern sein wird — haben sich die Fraktionen
im Hauptausschuß darauf verständigt, daß die gesperr
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