Abgeordnetenhaus von Berlin - 6. Wahlperiode
21. Sitzung vom 14.
1971
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möchten. Das möchte ich Ihnen nicht unterstellen- Aber
hier haben Sie einmal die Möglichkeit, den von den ge
nannten super-linken Gruppen, ob sie sich Kommunisten,
Anarchisten, Maoisten und dergleichen nennen, verkündeten
und angetretenen Marsch durch und in die Institutionen zu
unterbinden. — Ich danke Ihnen.
(Beifall bei der CDU)
Präsident Sickert: Das Wort hat Herr Senator Striek.
Strick, Senator für Finanzen: Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Ich ziehe sehr in Zweifel, ob sich die
CDU-Fraktion der Tragweite bewußt ist, die sie mit dieser
Diskussion hier in die bundesstaatliche Ordnung hinein
führt.
(Abg. Stobbe: So ist es!)
Ich darf Ihnen hierzu noch einmal folgendes sagen, um den
Hintergrund aufzuhellen, damit Sie selbst bei Ihrer Ent
scheidung über Ihren eigenen Antrag wissen, worüber Sie
hier abstimmen. Und die Tatsache, daß ich hier das Wort
ergreife und nicht mein Kollege Dr. Stein, zeigt Ihnen, daß
Sie hier nicht eine kulturpolitische, sondern eine finanz
politische Debatte führen, meine Damen und Herren von
der Opposition.
(Abg. Stobbe: Führen sollten!)
Am 4. Juni 1964 —
Präsident Sickert: Gestatten Sie eine Zwischenfrage?
Striek, Senator für Finanzen: Ja, bitte.
Präsident Sickert: Bitte, Herr Abgeordneter Diepgen.
Diepgen (CDU): Herr Senator, können Sie mir vielleicht
die Frage beantworten, warum der Senat, nachdem es lange
genug bekannt war und die entsprechende Senatsvorlage
zumindest auch lange vor der Debatte im Hauptausschuß
beschlossen war, es bis heute nicht fertiggebracht hat, eine
Debatte über die Beschlußfassung des Staatsvertrages hier
in diesem Hause zu führen, und stimmen Sie mir dann wei
terhin zu, daß es hier darum geht, ob wir Vorab-Entschei-
dungen treffen mit finanzwirtschaftlichen Auswirkungen?
(Beifall bei der CDU)
Präsident Sickert: Bitte, Herr Senator Striek.
Striek, Senator für Finanzen: Die Vorlage, Herr Ab
geordneter Diepgen, liegt dem Hause bereits vor. Sie steht
nur noch nicht auf der Tagesordnung. Das ist die — wie
soll ich mal sagen — Schwierigkeit des formellen Ver
fahrens aufgrund der Geschäftsordnung des Abgeordneten
hauses.
(Zurufe von der CDU: Oh!)
Meine Damen und Herren! Ich darf also dazu folgendes
ausführen:
Am 4. Juni 1964 haben alle Bundesländer ein Abkommen
über die Finanzierung neuer wissenschaftlicher Hoch
schulen abgeschlossen und es ist auch bei dieser Gelegen
heit ganz selbstverständlich keinerlei Vorbehalt über die
Anlage einer Hochschule und ihre innere Ordnung und
Struktur gemacht worden. An dieses Abkommen knüpfte
dann das Hochschulbau-Förderungsgesetz des Bundes an
und es wurde dabei wiederum von allen Ländern, auch von
den Ländern, die sich heute verweigern, beschlossen, daß
die Finanzierung der Universität Bremen noch nach dem
alten Abkommen durchgeführt werden sollte. Den Verhand
lungen Berlins ist es in diesem Zusammenhang gelungen,
den eigentlich auf Berlin entfallenden Anteil an den Finan
zierungsmitteln von 5 Millionen Mark auf 3,5 Mio DM
angesichts unserer besonderen Finanzlage zu senken und
das Land Hessen und das Land Nordrhein-Westfalen zu
veranlassen, diese 1,5 Millionen für Berlin zu übernehmen.
Es kann keinen Zweifel geben, daß die Länder, die sich
heute verweigern, noch im März 1971 sich ihrer Verpflich
tung aus dem Abkommen bewußt waren und in der Mi
nisterpräsidentenkonferenz die gemeinsame Finanzierung
ausdrücklich noch einmal bestätigt haben. Wenn in der
Finanzpolitik der Bundesrepublik Deutschland bei den ge
meinsamen Finanzierungen von kulturellen oder wissen
schaftlichen Einrichtungen in Zukunft nicht von den Fi
nanzfragen, sondern von damit gar nicht im Zusammen
hang stehenden politischen Fragen ausgegangen wird, dann,
meine Damen und Herren, wird damit ein Weg eingeleitet,
der zu einer Zensur außenstehender Kräfte der Bundesre
publik Deutschland in innere Angelegenheiten eines Bun
deslandes führt. Damit wird ein Weg beschritten, vor dem
ich hier nur warnen kann.
Auch das Land Berlin — bei seinen Finanzierungsbei
trägen beispielsweise im Zuge des Königsteiner Abkom
mens — finanziert manches, was dem Senat und der Mehr
heit dieses Landes nicht immer sympathisch ist. Aber wir
enthalten uns jeder kritischen Wertung dessen, was in an
deren Bundesländern auf diesem Gebiete geschieht und was
einer gemeinsamen Finanzierung durch vertragliche Re
gelungen zugeführt wurde. Ich würde angesichts der finanz
politischen Usancen in diesem föderativen Staat und an
gesichts der vertraglichen Abmachungen herzlich darum
bitten, hier keine Universitätsdebatte Bremens zu führen.
In Wirklichkeit würden Sie u.U. dem Lande Berlin selber,
ich will sagen, Ungelegenheiten in künftigen Jahren
machen, wenn es sich darum handelt, fortschrittliche Ge
sellschaftspolitik in diesem Lande gemeinsam durch den
Bund und die deutschen Bundesländer zu finanzieren. Ich
warne vor dem Anfang einer solchen Entwicklung, weü das
Ende einer Entwicklung wie ein Bumerang auch auf uns
Zurückschlagen würde.
(Beifall bei der SPD)
Präsident Sickert: Das Wort hat Herr Abgeordneter
Korthaase.
Korthaase (SPD): Herr Präsident! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Die F.D.P.-Fraktion will sich hinsicht
lich des Einzelplanes 08 der Stimme enthalten. Ich respek
tiere ihre Entscheidung. Ich möchte nur an dieser Stelle der
folgenden Tatsache, die, wie mir scheint, auf objektiver
Beobachtung, oder besser: subjektiver Beobachtung meiner
seits im Kuratorium beruht, Nachdruck verleihen: mit
welchem Ernst man an der Universität selbst in der Haus
haltsberatung tätig geworden ist; ich möchte also an dieser
Stelle, damit in der Öffentlichkeit kein falscher Eindruck
entsteht, dies gesagt haben. Ich möchte darauf hinweisen,
daß die Universität natürlich auch in der Haushaltsplan
beratung und Haushaltsaufstellung noch in Schwierigkeiten
ist, ich möchte aber auch darauf hinweisen, daß die Haupt
kommission der Freien Universität und das Kuratorium
hinsichtlich dieser gewissen Schwierigkeiten schon Be
schlüsse gefaßt haben, um dieses Verfahren zu verbessern.
Ich möchte betonen, wie ernsthaft und wie schwierig natür
lich auch diese Etatvorberatungen sind, welche vielen
Gremien durchlaufen werden müssen, Fachbereiche, Pla
nungskommissionen, die Beratungen im Akademischen
Senat, dann in der Hauptkommission die intensiven Bera
tungen und letztlich die im Kuratorium, und, bitte, meine
Damen und Herren, beachten Sie auch bei Ihrer Abstim
mung über diesen Haushaltsplan 08, daß dann noch die
umfangreichen Kürzungen eingearbeitet werden mußten.
Auch dort hat die Universität, glaube ich, in kurzen Fristen
beachtliches leisten müssen.
Der Herr Abgeordnete Hoppe hat vor einigen Tagen
gesagt, daß die Kuratorien nicht entsprechend gewappnet
seien, die doch beachtlichen Summen nun auch entsprechend
sachgerecht zu verteilen. Es entsteht hier wirklich die
Frage, welche Gremien mm sachgerecht Mittelvorplanun
gen, Entscheidungen treffen können. Ich glaube, daß das