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GG. Sitzung vom 15. Januar 1970
Frau Schneider
bücher ausgehändigt werden können. Das war unser
Anliegen, deswegen bin ich hier noch einmal herauf
gekommen.
Herr Kollege Löffler, wir wollen hier keinen Antrag
machen nach außen hin: Uns hat ganz ernste Sorge
beflügelt. Wir wollten den Senat fragen, was können
wir durch Sofortmaßnahmen schaffen. Wir wissen auch,
daß wir uns keine Lehrer aus den Fingern saugen
können, wir wissen, daß jetzt die geburtenschwachen
Jahrgänge in der PH sind. Sie sind aber nicht auf
unsere Vorschläge eingegangen, wie man dem Lehrer
mangel in etwa in den nächsten Jahren abhelfen kann,
z. B. durch Aushilfskräfte, die den Lehrer selbst ent
lasten. Es tut uns leid, und mir ganz besonders, Herr
Kollege Löffler, daß Sie in der Beziehung überhaupt
nicht auf unsere Vorschläge eingegangen sind.
(Beifall bei der CDU.)
Präsident Sickert: Ich schließe die Beratung. Wir
hatten uns im Ältestenrat abgesprochen, beide Anträge
dem Ausschuß für Schulwesen zu überweisen, aber
Herr Löffler hat einen Antrag gestellt, den Antrag der
F.D.P., wenn ich richtig gehört habe, auch an den Innen
ausschuß zu überweisen.
(Frau Abg. Dr. Barowsky: Wegen der Ziffer 2.)
— Wegen der Ziffer 2. Das würde also bedeuten, daß ich
jetzt doch getrennt abstimmen muß, weil von Ihnen.nur
beantragt wurde, den einen Antrag in den Innenausschuß
zu überweisen. Wir kommen dann zur Abstimmung. Erst
einmal über den CDU-Antrag, Sofortmaßnahmen im
Grund- und Sonderschulbereich, Überweisung an den
Schulausschuß. Wer dieser Überweisung die Zustim
mung zu geben wünscht, den bitte ich um das Hand
zeichen. -— Danke, das ist so beschlossen.
Der Antrag der F.D.P. soll überwiesen werden an
den Ausschuß für Schulwesen federführend und an den
Innenausschuß. Wer dieser Überweisung die Zustim
mung zu geben wünscht, den bitte ich um das Hand
zeichen. Das ist so beschlossen.
Der Ältestenrat empfiehlt, die Beratung der
lfd. Nr. 47, Drucksache 1014;
Antrag der Fraktion der SPD über Entwicklungs
planung im Gesamtschulbereich
Der Senat wird beauftragt, bis zur I. Lesung
der Bauplanung 1971 zu berichten über
1. die künftige Entwicklung im Gesamtschul
bereich in Berlin unter besonderer Berück
sichtigung ihrer finanziellen Auswirkungen im
Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung;
2. die Prüfung vorhandener Schulbauten auf die
Möglichkeit einer Umwandlung in Gesamt
schulen und über die Standortfrage künftiger
Gesamtschulprojekte.
und . ,
lfd. Nr. 49, Drucksache 1017:
Antrag der Fraktion der F.D.P. über Schaffung
von Schulzentren
Der Senat wird beauftragt, bei der Schulbau
planung folgendes zu berücksichtigen;
1. Bei Schulneubauten und Schulersatzbauten ist
durch die Zusammenfassung verschiedener
Bauvorhaben die Schaffung von Schulzentren
für Oberschulen anzustreben. Dabei sind vor
handene Schulgebäude den Schulzentren zu
zuordnen, wenn sie nahe genug am Schul
zentrum liegen.
2. Bei Schulneubauten und Schulersatzbauten
sind grundsätzlich Räume für den Betrieb als
Ganztagsschule vorzusehen. Bei vorhandenen
Schulgebäuden ist zu prüfen, ob sie in Ganz
tagsschulen umgewandelt werden können.
3. Bei der Schaffung von Schulzentren, insbeson
dere von Gesamtschulen, sind Zweige des
berufsbildenden Schulwesens einzuschließen.
miteinander zu verbinden. Widerspruch erhebt sich
nicht. Dann werden wir so verfahren. Das Wort zur
Begründung des Antrages der Fraktion der SPD hat
der Abgeordnete Heimann.
Heimann (SPD); Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Der Antrag meiner Fraktion ist die Konsequenz
aus der Änderung des Schulgesetzes, die wir eben gerade
beschlossen haben. Zugleich enthält dieser Antrag aber
auch einen wichtigen Aspekt, der ein Hauptgrund war,
die Änderung des Schulgesetzes so zu beschließen, wie
es geschehen ist.
Es ist eine Binsenweisheit, und ich brauche darauf
nicht länger einzugehen, daß Schulen, die heute gebaut
werden, morgen noch benutzt werden müssen. Die
Schulen von morgen werden heute gebaut. Und deshalb
müssen sie so eingerichtet sein, daß sie auch den An
forderungen von morgen entsprechen. Gerade im
Schulbau haben wir Erfahrungen und Beispiele der
Vergangenheit, der jüngsten Vergangenheit nach 1945,
daß es zu ganz kapitalen Fehlinvestitionen gekommen
ist. Ich denke nur an die schulpolitische Entscheidung
zur Bekenntnisschule, die dazu geführt hat, daß an
kleineren Orten eine ganze Reihe von Zwergschulen
gebaut wurden, die heute pädagogischen Anforderungen
in keiner Weise mehr genügen und die praktisch
unbrauchbar sind für die Zwecke, für die sie eigentlich
vorgesehen waren.
Um so etwas zu verhindern, muß man heute die
Schule bauen, die den Anforderungen von morgen ent
spricht; und wir meinen eben, daß die Schule von mor
gen Fachräume braucht, mehr Fachräume als Klassen
räume, das ist eine wichtige Entscheidung. Und wir sind
auch der Meinung, daß man in Zukunft nicht die Schu
len so vereinzelt bauen kann, wie man das heute tut,
daß man Schulzentren bauen muß. Insofern schließen
wir uns hier dem Antrag der F.D.P.-Fraktion an.
Wenn das so ist, meine Damen und Herren, dann ist
es notwendig und richtig, den Senat zu beauftragen, im
Zusammenhang mit der Änderung des Schulgesetzes,
die ja die Einführung der Gesamtschule in Form einer
Kann-Vorschrift als Regelschule vorsieht, bis zur ersten
Lesung der Bauplanung zu berichten, welche Möglich
keiten er im Gesamtschulbereich sieht im Hinblick auf
die finanziellen Auswirkungen im Rahmen der mittel
fristigen Finanzplanung.
Meine Damen und Herren! Der Begriff „mittelfristige
Finanzplanung“ zeigt zugleich auch Grenzen auf, die
wir auch aus anderen Gründen, aus schulpolitischen
Gründen, für richtig halten und auf die auch der Herr
Senator für Schulwesen hingewiesen hat. Wir wissen,
daß wir zu den vier bestehenden Gesamtschulen sieben
Neuanmeldungen haben. Sie ersehen daraus, daß die
Bäume nicht in den Himmel wachsen werden, daß nie
mand, auch meine Fraktion nicht, an eine überstürzte
Einführung der Gesamtschule als eines neuen Schultyps
denkt. Woran wir denken ist allerdings der kontinuier
liche Ausbau der Gesamtschule, die wir für die Schule
der Zukunft halten, und die Abstimmung der Bau
planung auf diese Bedürfnisse hin.
(Beifall bei der SPD.)