680
87. Sitzung vom 26. November 1970
Präsident Sickert: Wird das Wort zu einer Zusatz
frage gewünscht? -— Herr Abgeordneter Beier!
Beier (SPD): Herr Senator! Ist sichergestellt, daß
durch den Bau der U-Bahn-Linie Osloer Straße—Mär
kisches Viertel der Bau der U-Bahn-Linie nach Span
dau nicht verzögert wird ?
Präsident Sickert: Herr Senator Schwedler!
Schwedler, Senator für Bau- und Wohnungswesen:
Habe ich die Frage hier nicht schon mal bekommen,
Herr Abgeordneter Beier ? Aber ich freue mich, daß ich
nochmal wiederholen darf, was ja auch aus den Haus
haltsberatungen bekannt ist, daß die Finanzierung der
U-Bahn-Linie 7 bis zum Falkenseer Platz unverändert
in unserer langfristigen und mittelfristigen Finanz
planung, langfristigen U-Bahn-Planung, geblieben ist.
Die Finanzierung des Märkischen Viertels in den ersten
Jahren bis — also mindestens in den ersten vier Jahren
ab 1971 — soll außerhalb der sonstigen für U-Bahn zur
Verfügung stehenden Darlehen in einer Höhe von 50 Mil
lionen durchgeführt werden.
Präsident Sickert: Weitere Zusatzfragen? — Das ist
nicht der Fall.
Dann erteile ich das Wort dem Abgeordneten Frick
zur Mündlichen Anfrage über Zwischenfälle an der
Technischen Universität am 30. November 1970.
Frick (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Ich frage den Senat:
1. Ist es zutreffend, daß am 20. November 1970 Pro
fessoren an der Technischen Universität von Studenten
tätlich angegriffen wurden ?
2. Wann wurden welche Maßnahmen gegen die Ur
heber der Zwischenfälle eingeleitet ? Und, sollte das
bisher nicht der Fall sein,
3. aus welchen Gründen unterblieben die bisher?
Präsident Sickert: Das Wort zur Beantwortung Herr
Senator Stein!
Dr. Stein, Senator für Wissenschaft und Kunst: Herr
Präsident! Herr Abgeordneter Frick! Meine Damen und
Herren! Vorab möchte ich bemerken, daß für diese Sit
zung der TU-Architekturfakultät auf ihren Wunsch von
meiner Verwaltung ein gesicherter, außerhalb der Uni
versität gelegener Tagungsraum bereitgehalten wurde.
Es war jedoch ebenfalls Wunsch der Fakultät, vor In
anspruchnahme dieses Raumes den Versuch zu einer
Sitzung in den eigenen Räumen zu unternehmen, trotz
der von ihr selbst dabei für möglich gehaltenen Schwie
rigkeiten. Zu der Benutzung des gesicherten Raumes
kam es an diesem Tage aus begreiflichen Gründen nicht
mehr. Dagegen hat gestern die Fakultät in einem ge
sicherten Raum sieben Stunden getagt und ordnungs
gemäß Beschlüsse gefaßt.
Nun zu der Frage selbst. Zu 1: Es trifft zu, daß Hoch
schullehrer der Architekturfakultät dann in dieser Fa
kultätssitzung am 20. November 1970 von eindringenden
Störern tätlich angegriffen wurden. Ob es sich bei diesen
Störern in jedem Fall um Studenten handelte, konnte
bisher nicht festgestellt werden. Unter den Störern sind
jedoch Studenten erkannt worden.
Zu 2: Unmittelbar nach der telefonischen Meldung
aus der Technischen Universität hat der Senator für
Wissenschaft und Kunst den Generalstaatsanwalt beim
Landgericht gebeten, Ermittlungen gegen die an den
Angriffen beteiligten Studenten einzuleiten. Der Polizei
präsident wurde entsprechend benachrichtigt.
In einem Gespräch mit dem Universitätspräsidenten
der Technischen Universität und Hochschullehrern der
Architekturfakultät am 23. November 1970 wurde dar
über hinaus erörtert, welche weiteren Maßnahmen er
griffen werden körmen. Der Universitätspräsident hat
zugesagt, alsbald einen Ordnungsausschuß einzusetzen,
der Ordnungsverfahren gegen die an den Vorfällen be
teiligten Studenten durchführen soll. Außerdem wurden
weitere Sicherungsmaßnahmen für Fakultätssitzungen
besprochen.
Welche Auswirkungen die gestern hatten, hatte ich
bereits vorhin mitgeteilt. Frage 3 scheint mir demnach
zu entfallen.
Präsident Sickert: Das Wort zu einer Zusatzfrage
Herr Abgeordneter Dr. Hennicke!
Dr. Hennicke (CDU): Herr Senator! Sind die häufig
verwendeten Worte „gesicherter Raum“ schon ein Ter
minus technicus und welche Definition hat er ?
Präsident Sickert: Herr Senator Stein!
Dr. Stein, Senator für Wissenschaft und Kunst: Ge
sicherter Raum ist noch kein Terminus technicus. Ich
verwende ihn, weil ich glaube, es ist klar, was damit ge
meint ist. Er ist dadurch gekennzeichnet, daß dort
Störungen extrem unwahrscheinlich sind und damit also
die Vorgänge ungestört verlaufen können.
Präsident Sickert: Weitere Zusatzfragen? — Frau
Dr. Besser!
Frau Dr. Besser (CDU): Ist zum Schutz der Fakul
tätssitzung gestern Polizei eingesetzt worden ?
Präsident Sickert: Herr Senator Stein!
Dr. Stein, Senator für Wissenschaft und Kunst: Es
war vorsorglich Polizei vorgesehen; sie ist nicht tätig
geworden.
Präsident Sickert: Weitere Zusatzfragen? — Das ist
nicht der Fall.
Bevor ich die nächste Mündliche Anfrage aufrufe,
möchte ich dem Abgeordnetenhaus mitteilen, daß wir
einen Besucher in unserem Hause haben. Es ist das Mit
glied des Abgeordnetenhauses des brasilianischen Bun
desparlaments und designierter Gouverneur des Bun
desstaates Rio Grande do Sul, Herr Tries, und Gattin.
Ich möchte Sie hier herzlich begrüßen.
(Beifall.)
Ich rufe auf die Mündliche Anfrage Nr. 4 des Ab
geordneten Heinschke über SBZ-Lehrbücher am Berlin-
Kolleg.
Heinschke (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Ich frage den Senat:
1. Wer ist dafür verantwortlich, daß am Berlin-Kolleg
SBZ-Lehrbücher verwendet wurden, in denen eindeutig
kommunistische und gegen die Bundesrepublik Deutsch
land gerichtete Propaganda getrieben wird?
2. Welche Konsequenzen hat der Senat aus diesem
Vorfall gezogen ?
3. Ist sichergestellt, daß sich Ähnliches nicht wieder
holt?