84. Sitzung vom 22. Oktober 1970
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Heinschke
werden soll. Wir hoffen, daß nun aufgrund der SPD-
Initiative, aufgrund dieses Antrages, der uns vorliegt, die
etwas merkwürdige „Zick-Zack-Politik“ des Polizeipräsi
denten, der im Zusammenhang mit Charlottenburg von
einem fragwürdigen Effekt sprach, ein Ende hat zugun
sten einer klaren Haltung auch im Polizeipräsidium.
Die Voraussetzungen, die die SPD-Fraktion durch
diesen Antrag geklärt wissen will von seiten des Senats,
sind eigentlich schon in der Beantwortung einer Kleinen
Anfrage — die Antwort vom 26. August 1970 über Fuß
gängerstraßen — gegeben worden. Dort wird lang und
breit in fünf Punkten mit Erläuterungen ausgeführt,
welche Voraussetzungen für die Einrichtung von Fuß
gängerstraßen zu berücksichtigen sind. Wir sind also der
Meinung, daß das Eigentliche und Wichtige schon längst
gesagt ist. Selbstverständlich kann man die Dinge ver
tiefen, kann man sie erläutern, wenn man will. Wir be
grüßen daher die Initiative der SPD, weil wir hoffen,
daß gerade dadurch die Dinge weiter vorangetrieben
werden, daß wir endlich zu praktikablen Lösungen kom
men, nicht nur in Charlottenburg, sondern auch etwa in
Neukölln, Spandau, Steglitz, um nur einige Bezirke zu
nennen. In vielen westdeutschen und ausländischen Groß
städten gibt es solche Fußgängerstraßen bereits zum
Wohle und mit Zustimmung aller Beteiligten. Wir hof
fen, daß wir auch in Berlin bald zu solchen Lösungen
kommen. Insofern hoffen wir, daß der Senat uns auf
grund dieses Berichtes bald die Möglichkeit gibt, hier
zum Erfolg zu kommen. In diesem Sinne begrüßen wir
den Antrag. — Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der CDU.)
Präsident Sickert; Das Wort hat Frau Abgeordnete
Dr. Barowsky!
Frau Dr. Barowsky (F.D.P.): Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Es scheint so zu sein, daß es hier
eines parlamentarischen Anstoßes bedarf, um in einem
etwas größeren Umfang in Berlin diese Frage der Fuß
gängerstraßen zu prüfen. Ich muß bekennen, daß mir
die Einschränkung auf den Begriff „Fußgängerstraße“
nicht so ganz gefällt, daß mir auch nicht gefällt der
bloße Hinweis darauf, daß es sich hier um Einkaufszen
tren handelt. Ich glaube, beides muß sein, aber wenn
man den Effekt erreichen will, den auch wir mit einer
solchen Möglichkeit erreichen wollen, so sollte man ruhig
über den Begriff des Einkaufszentrums auch noch ein
wenig hinausgehen und dabei prüfen, inwieweit durch das
Reservat solcher Straßen sogar der großstädtische Cha
rakter Berlins an solchen Stellen noch besonders unter
strichen werden kann. Ich glaube, es soll sich gar nicht
nur darum handeln, daß der Fußgänger hier in einem
Einkaufszentrum bequemer und ungefährdeter, als das
sonst der Fall ist, einkaufen kann, sondern es sollte hier
vielleicht auch geprüft werden, inwiefern gerade in
einem solchen Zentrum noch die Möglichkeit für andere
echte großstädtische Aktivitäten gesehen werden kann.
Und ich glaube, gerade -diese Überlegung macht es tat
sächlich notwendig — im Gegensatz zu den Ausfüh
rungen des Kollegen Heinschke möchte ich das sagen -—,
daß der Senat sich über die Voraussetzungen Klarheit
schaffen soll und sie uns in einem Bericht vorlegen soll.
Hier sind natürlich verkehrspolitische Fragen zu klären;
hier ist ja vor allen Dingen die Frage zu klären, gerade
wenn es sich um Einkaufszentren handelt: Wie wird denn
das eigentlich mit den Zulieferern in solchen Straßen?
muß also auch einfach von der Stadtplanung her die
richtige Möglichkeit gegeben sein. Wir begrüßen es, daß
der Senat beauftragt wird, sich damit zu befassen. —
Danke sehr!
(Beifall bei der F.D.P.)
Präsident Sickert: Wortmeldungen liegen mir nicht
mehr vor. Ich schließe die Beratung. Der Ältestenrat
empfiehlt, den Antrag sofort zu verabschieden. Wer dem
me Zustimmung zu geben wünscht, den bitte ich um das
Handzeichen. — Danke, das ist so beschlossen.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 27, Drucksache 1321:
Antrag der drei Fraktionen über Aufhebung des
Beschlusses des Abgeordnetenhauses vom 23. Ja
nuar 1969 über Strafverfahren wegen Vergehen
im Zusammenhang mit Demonstrationen
Das Abgeordnetenhaus wolle beschließen;
Der Beschluß des Abgeordnetenhauses von Ber
lin vom 23. Januar 1969 über Strafverfahren we
gen Vergehen im Zusammenhang mit Demonstra
tionen (Mitteilungen des Präsidenten Nr. 29/V,
Seite 44) wird aufgehoben.
Wird das Wort zur Begründung gewünscht? — Das
ist nicht der Fall. Ich eröffne die Beratung. Wird das
Wort gewünscht ? — Das ist nicht der Fall. Ich schließe
die Beratung. Der Ältestenrat empfiehlt, auch diesen
Antrag sofort zu verabschieden. Wer dem die Zustim
mung zu geben wünscht, den bitte ich um das Hand
zeichen. — Danke, das ist so beschlossen.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 28, Drucksache 1325:
Antrag der Fraktion der F.D.P. über Bericht über
die Lage der Körperbehinderten in Berlin
Das Abgeordnetenhaus wolle beschließen:
Der Senat wird ersucht, dem Abgeordnetenhaus
bis zum 14. Januar 1971 einen Bericht über die
Lage der Körperbehinderten in Berlin vorzulegen.
Der Bericht soll Aufschluß über die Zahl der
körperbehinderten Mitbürger in Berlin und die Ar
ten ihrer Leiden geben. Er soll erläutern, welche
Hilfsmaßnahmen vom Senat und den Trägem der
freien Wohlfahrt bisher ergriffen wurden und wel
che Unterstützungsmöglichkeiten es für den ein
zelnen körperbehinderten Mitbürger gibt. Er soll
insbesondere dartun, welche Pläne und Vorstel
lungen der Senat auf dem Gebiet des Wohnungs
baus, der öffentlichen Bauten und Einrichtungen
und des Verkehrswesens hat, um das Schicksal der
Körperbehinderten zu erleichtern.
Wird das Wort zur Begründung gewünscht? •— Herr
Abgeordneter Wahl!
Wahl (F.D.P.): Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Da es keinerlei verläßliche Zahlen gibt über die
Anzahl der schwerbeschädigten Mitbürger, die in unserer
Mitte leben, glaube ich, ist es notwendig, daß der Senat
mit einem vorzulegenden Bericht in dieser Angelegen
heit mal etwas Klarheit schafft, denn ich glaube, daß es
unsere Aufgabe ist, diese uns unbekannte Anzahl von
Mitbürgern voll in unsere Gesellschaft zu integrieren.
Diese behinderten Mitbürger haben doch sehr erhebliche
Schwierigkeiten, sich als Mitbürger wirklich zu fühlen
und zu bewegen. Lassen Sie mich als kleines Beispiel
nur einmal anführen: In kaum einem unserer öffentli
chen Gebäude, und gerade Schwerbeschädigte haben sehr
oft in diesen Gebäuden zu tun, gibt es etwa Rampen für
Gehbehinderte oder Fußbodenmarkierungen für Sicht-
behinderte. Wir bitten deshalb um Vorlage dieses Be
richtes.
(Beifall bei der F.D.P.)
Präsident Sickert: Ich eröffne die Beratung. Das Wort
hat Herr Abgeordneter Dr. Behrendt!