82. Sitzung vom 8. Oktober 1970
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Senator Strick
Und nun, meine Damen und Herren, einiges zu den
Finanzierungsfragen. Ich will es so sagen: Die drei
Fraktionen haben dieses neuralgische Problem der
gleichzeitigen Erneuerung von Schulgebäuden und dem
Ersatz für überalterte Schulgebäude hier auch noch
einmal aufgegriffen.
Ich habe, glaube ich, in allen letzten Haushaltsreden
— und zuletzt noch, Frau Abgeordnete Dr. Barowsky,
auf Ihre drängenden Bemerkungen, wie ich auf 25 Pro
zent Investitionsmittel bei den Gesamtausgaben komme,
und auch in der letzten Etaterörterung hier in I. Lesung
— noch einmal dieses Problem aufgezeichnet.
Es, ist im Grunde ja sogar nicht nur ein Schulpro
blem, es ist ein gesamtkommunalpolitisches Problem,
und es gilt für Krankenhäuser im gleichen Maße wie
für Kindertagesstätten in irgendwelchen Behelfsläden,
was wir ja auch noch haben.
Ich muß darum bitten zu verstehen, daß wir im
Augenblick nicht anders verfahren können, als davon
auszugehen, daß hier auf diesem Sektor ein Tribut zu
zollen ist. Sollte es uns über die Bildungsfinanzierung
Bund-Länder oder aus anderen Gründen möglich wer
den, zwischenzeitliche Finanzierungen zu ermöglichen,
dann ist es ganz selbstverständlich, daß der Senat an
gesichts dieses politischen Ärgernisses des kommunal
politischen Gefälles zwischen Neubauten und Altbauten
natürlich Wege und Mittel finden wird, um so schnell
wie möglich ein Programm des Ersatz- und Erneue
rungsbaus auch auf dem Sektor der Schulen in Angriff
zu nehmen.
Es ist dann hier von einem Sprecher der Opposition
gesagt worden, daß man vielleicht, wenn man doch über
den Haushalt finanziert, doch nochmal prüfen sollte, ob
man nicht Baumittel aus anderen Einzelplänen zur Ver
fügung stellen kann, um damit Schulbauten zu finan
zieren.
(Abg. Mendel: Die Hoffnung höret nimmer auf!)
— Herr Abgeordneter Mendel! Die Hoffnung höret
nimmer auf! Sie höret nimmer auf bei der Opposition,
sie höret aber auch nimmer auf in Deutschland bei den
Regierungen, daß solche pauschalen Bemerkungen ab
und an vielleicht einmal von der Opposition konkreti
siert werden könnten, damit man weiß, wo wir über
einstimmen, und wo wir nicht übereinstimmen.
(Beifall bei den Koalitionsparteien.)
Mit einer solchen Bemerkung komme ich nicht sehr
viel weiter, füllt sich mein Kassenschrank nicht
(Zuruf von der CDU: Zum Beispiel Kongreß
zentrum, das Sie anders finanzieren könnten!)
— Ja, gut, das ist doch schon eine diskussionsfähige
Grundlage. Ich wollte ja einfach wissen,
(Zuruf von der CDU: Sie müssen
immer wiederholen!)
— Sicher, das hegt daran, daß Sie manchmal schwer
verständlich sind.
Meine Damen und Herren! Und nun zu den konkreten
Fragen! Herr Abgeordneter Stobbe! Die eine Million
für Planungsteams: Der Senat geht im Augenblick da
von aus, daß wahrscheinlich ein nicht unerheblicher
Teil dieser einen Million schon 1970 zur Verfügung ge
stellt werden muß.
Wir haben ja Eile mit diesem Programm. Und der
Rest dieser Million wird auf jeden Fall 1971 gebraucht.
Ob der Senat 1970 das mit der Nachtragsgesetzgebung
“ eiT1 Hause vorträgt oder im Wege einer außerplan
mäßigen Ausgabe es nur dem Hauptausschuß vortragen
wird, kann ich im Augenblick noch nicht endgültig
beantworten.
■Oie 3,7 Millionen Bewirtschaftungskosten haben wir
Ihnen in diese Vorlage hineingeschrieben, weil es tat
sächlich im Augenblick beim besten Willen keinen An
haltspunkt dafür gibt, wie die Bewirtschaftungskosten
schlechthin zu bemessen sein werden, wenn diese Ge
bäude einmal in Betrieb genommen werden.
Da wird man vom Augenblick her jedenfalls nicht
die Betrachtung anstellen können, daß die Faustregel
für kommunale Einrichtungen gilt: 20 Prozent der Her
stellungskosten sind die Bewirtschaftungskosten pro
Jahr. Ich glaube, daß die Faustregel hier wohl nicht
wird gelten können.
Es hängt zu einem Teil von der Entwicklung des
Besoldungsgefüges ab. Es hängt zu einem Teil aber
auch davon ab — und diese Vorlage sagt ja darüber
korrekterweise noch nichts aus —, in wieviel Schulen
gliedern wir die 491 Klassen auf? In wieviel Gebäuden
werden sie untergebracht? Und welche Grundstücke
werden wir für diese Gebäude zur Verfügung haben?
All das beeinflußt die Bewirtschaftungskosten ja in
außerordentlich starkem Maße.
Aus diesem Grunde ist auch eine Aussage über die
Mieten in dieser Vorlage nicht enthalten. Ich schätze
mit allem Vorbehalt, Herr Abgeordneter Stobbe, den ich
heute hier anmelden muß, daß sich die Miete für diese
Klassenräume, um nicht Schulen zu sagen, .sich auf etwa
25 Millionen pro Jahr belaufen könnten.
(Zuruf der Frau Abgeordneten Dr. Barowsky.)
— Das wäre eine absolute Kostenmiete. Wobei, Frau
Abgeordnete, es auch noch sehr von der Entwicklung
der Gesetzgebung auf verschiedensten Gebieten ab
hängt, ob man einem solchen städtischen Träger nur
die Kostenmiete erstattet oder ihn nicht in eine Ge
winnsituation bringt, die andere Vorteile mit sich bringt
und einen Teil der Kosten auf andere Gebietskörper
schaften abwälzbar macht. Ich will das jetzt hier nicht
näher ausführen.
Man muß aber davon ausgehen, daß die Annahme,
daß es geradezu ein Dogma wäre, daß eine solche Finan
zierungsmethode teurer werden muß als der Bau über
Haushaltsmittel, irrig und nicht beweiskräftig ist.
(Abg. Dr. Hennicke: Aber auch der Gegenschluß
ist richtig!)
— Ich wollte ihn gerade entwickeln.
(Abg. Dr. Hennicke: Na, wunderbar!)
Wenn Sie nicht davon ausgehen, und Sie können nicht
davon ausgehen, daß dieses Schulbauprogramm aus all
gemeinen Deckungsmitteln finanziert werden kann,
dann ist meine Behauptung, die ich eben aufgestellt
habe, relativ schlüssig.
Wenn die öffentliche Hand dieses Schulbauprogramm
im Rahmen der Haushaltsfinanzierung nur durch Inan
spruchnahme des Kapitalmarktes durchführen müßte,
würde sie wahrscheinlich zu teureren Bewirtschaftungs
kosten kommen als über einen anderen Bauträger.
Warum?
Der Senat geht von der Konzeption aus, etwa 20 Pro
zent der Baukosten im Wege von Bausparverträgen
aufzubringen. Für zwölf Prozent der Kosten hat er be
reits Bausparverträge abgeschlossen. Bausparverträge
sind in der Verzinsung billiger als Anleihen.
Zweitens geht der Senat davon aus, daß er etwa 50
bis 60 % der Baukosten aufbringen wird durch Hypo
theken, die ja ein solcher Träger aufnehmen kann, die
die Stadt Berlin nicht aufnehmen könnte.
(Abg. Dr. Hennicke; Wo steht das ?)
— Londoner Schuldenabkommen, Herr Abgeordneter, ein
schwieriges Gebiet, das jetzt hier zu entwickeln —
(Abg. Padberg: Hypotheken kosten
doch auch Zinsen!)
— Ich wollte es gerade sagen. — Hypotheken sind im
allgemeinen in der Effektivverzinsung, Herr Abgeord
neter, zumindest nicht teurer; heute kann ich sogar
sagen: billiger als Anleihen auf dem allgemeinen Kapi
talmarkt. Von dieser Sicht aus gesehen ist die Frage,