*74. Sitzung vom 4. Juni 1970
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Luster
tiert hatten, lasen wir in der Zeitung, daß der Chef der
Senatskanzlei — meinen Respekt! — damit beauftragt
wurde, eine Kommission zur Planung — man konnte
nicht ganz genau erkennen, zu was für einer Art Pla
nung, aber wir hoffen, zu einer guten Planung, zu einer
koordinierenden Planung der Fachbereiche — zu bilden.
Der Senat wird vielleicht ein Wort zur Aufklärung dazu
sagen, ob also das, was wir mit unserem Antrag hier auf
den Weg bringen wollten, schon auf dem Weg ist.
Wir sind uns dessen bewußt, daß das, was wir wollen,
nicht sehr einfach ist, daß es sehr, sehr komplex ist,
daß es auch zum Beispiel die Planung der Infrastruk
tur betrifft mit all ihren Verästelungen und Interdepen
denzen, daß es zum Beispiel auch die Frage der Energie
planung betrifft. Ich darf auch das mal aussprechen. Der
Herr Wirtschaftssenator ist für diese Planung beispiels
weise zuständig. Wir haben uns in einem Kreis von
Fachleuten am vergangenen Wochenende sachkundig
machen dürfen und dabei von der hierfür zuständigen
Bewag und in Anwesenheit des Energiereferenten des
Senats erfahren können, daß derzeit, wenn wir nicht
völlig mißverstanden haben, die Energieplanung hier in
Berlin bis zum Jahre 1975 reicht und auch da noch nicht
ganz sicher ist. Es ist uns allerdings angedeutet worden,
daß wir eine Planung für die Energie in den nächsten
Tagen hier vom Senat vorgelegt bekämen; wir sehen
dem mit Interesse entgegen. Aber das ist ja nur ein
Ausschnitt. Ich will sagen: Bei der gleichen Tagung, bei
der wir dies erfuhren, hat uns der entsprechende Ver
treter der für die Versorgung Hamburgs mit Elektrizität
zuständigen Stelle gesagt und uns an Skizzen gezeigt,
wie sich die Energieplanung Hamburgs bis zum Jahre
2000 bewegt, und das waren nicht visionäre Vorstel
lungen, sondern das waren sehr konkrete Vorstellun
gen. Ich deute das an für einen Bereich der Infrastruk
tur, es gibt viele zu nennen. Ich will also sagen, wir
wissen, daß wir dem Senat hier eine ziemlich harte Nuß
zu knacken geben, aber nicht bösartig, sondern das soll
hilfreich für unsere Stadt sein. Deshalb haben wir ge
sagt, daß wir nicht einen Plan erwarten demnächst, son
dern daß wir einen Bericht darüber erwarten, wie der
Senat an diese schwierige Aufgabe heranzugehen ge
denkt, und da haben wir uns allerdings die Frist des
30. September vorgestellt und wären dankbar, wenn
wir dann etwas erfahren könnten, wie dieses schwierige
Werk in den Griff genommen werden soll.
(Beifall bei der CDU.)
Stellv. Präsident Lorenz: Ich eröffne die Beratung.
Wird das Wort gewünscht? — Das ist nicht der Fall.
Dann schließe ich die Beratung. Der Ältestenrat emp
fiehlt, den Antrag sofort zu verabschieden. Wer dem
Antrag unter Berücksichtigung des Zusatzantrages seine
Zustimmung zu geben wünscht, den bitte ich um das
Handzeichen. — Danke, das ist die Mehrheit; damit ist
der Antrag angenommen.
Ich rufe nunmehr auf
lfd. Nr. 8, Drucksache 1151:
Antrag der Fraktion der CDU über Meinungs
umfragen
Das Abgeordnetenhaus wolle beschließen:
Der Senat wird beauftragt, die mit Mitteln des
Landeshaushalts finanzierten Meinungsumfragen
umgehend den Fraktionen des Abgeordnetenhau
ses zur Kenntnis zu geben.
Bei allen Befragungen, die teilweise oder ganz
publiziert werden, ist auch die genaue Fagestel-
lung oder der gesamte Fragebogen der Öffent
lichkeit bekanntzugeben.
Das Wort zur Begründung hat der Abgeordnete
Lummer.
Lummer (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Es soll dies keine Begründung sein; der Antrag
spricht einigermaßen für sich selbst. Der Ältestenrat
hat beschlossen, diesen Antrag dem Ausschuß für Inne
res und dem Hauptausschuß zu überweisen. Damit sind
wir einverstanden. Unser Wunsch ist es, daß dieser
Sachverhalt dort diskutiert wird.
Sie alle wissen, es gibt eine Reihe von Fragen in
diesem Zusammenhang, die von Bedeutung sind, wie es
sich auch gerade in der Öffentlichkeit in den letzten
Wochen und Monaten gezeigt hat, wenn Sie nur denken
an die Ergebnisse von Meinungsbefragungen hinsicht
lich der Wahlen in Großbritannien oder der Befragun
gen, die gemacht worden sind vor der letzten Bundes
tagswahl, wieviel an Widerspruch, an Gegensätzen dort
aufgetaucht ist, so daß man heute inzwischen mit Selbst
verständlichkeit unterstellen kann und weiß: Die De
moskopie als solche ist gelegentlich ein Mittel der
Politik, ist ein Problem für sich geworden, und des
halb, meinen wir, sollte man hier in diesem Bereich
mit größter Sorgfalt verfahren. Zu dieser Problematik
gehört es gewiß auch, zu wissen, daß schon die Formu
lierung einer Frage eine wesentliche Rolle spielen kann
für die Antwort, daß der Standort einer Frage in einem
Fragebogen oder in einem Interview, die Frage des
Gesamtzusammenhanges also, wichtig ist für das Ergeb
nis, das man erfragt, und dergleichen mehr könnte man
hier anführen.
Wir möchten also, daß in diesem Bereich, wo eine
bestimmte Öffentlichkeitsarbeit und Informationspolitik
betrieben wird, ein höchstmöglicher Grad an Korrekt
heit und Sauberkeit vorhanden ist. Das wollen wir gern
im Ausschuß diskutieren, und ich gehe davon aus, daß
das gesamte Haus damit einverstanden ist.
(Beifall bei der CDU.)
Stellv. Präsident Lorenz: Ich eröffne die Beratung.
Wird das Wort gewünscht? — Das ist nicht der Fall.
Ich schließe die Beratung. Der Ältestenrat empfiehlt,
den Antrag an den Ausschuß für Inneres und an den
Hauptausschuß zu überweisen. Wer dafür ist, den bitte
ich um das Handzeichen. — Das ist so mit Mehrheit
beschlossen.
Lfd. Nr. 9, Drucksache 1152:
Antrag der Fraktion der CDU über Berlin-
Consult GmbH
Das Abgeordnetenhaus wolle beschließen:
Der Senat wird beauftragt, dem Hauptausschuß
und dem Ausschuß für Wirtschaft innerhalb
von 6 Wochen über die Tätigkeit der Berlin-Con-
sult GmbH zu berichten.
Das Wort zur Begründung hat der Abgeordnete
Hans-Joachim Boehm!
Boelun (CDU); Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! über die Sache selbst haben wir während der
Debatte über den 8. Bericht über die Lage der Berliner
Wirtschaft gesprochen. Wir haben damals schon den
Ihnen jetzt vorliegenden Antrag angekündigt. Bevor
die Berichterstattung im Ausschuß gewissermaßen zu
nächst einmal verschwindet, möchte ich hier doch ganz
kurz Gelegenheit nehmen, Ihnen eine Richtigstellung
zu geben aus der Debatte selbst und Ihnen an diesem
Beispiel zu zeigen, mit welcher „Leichtfüßigkeit“ der
Herr Senator über Vorwürfe hinweggeht, die wir sehr