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68. Sitzung vom 26. Februar 1970
Evers, Senator für Schulwesen, in Vertretung für den
Senator für Wissenschaft und Kunst: Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Frau. Dr. von Simson! Ich
möchte die Anfrage in Vertretung meines Kollegen Stein
beantworten. Zur Frage 1: An der Freien Universität
konnten die Empfehlungen des Wissenschaftsrates hin
sichtlich der Zahl der Stellen für ordentliche Professoren
noch nicht erfüllt werden. Durch die Neugestaltung des
Lehrkörpers nach dem Universitätsgesetz konnte aber
die empfohlene Gesamtzahl von 37 Stellen für Lehr
personal durch die Gesamtzahl von 39 vorhandenen
Stellen für Lehrpersonal, hierbei Professoren, über Aka
demische Räte, Oberräte, bis zu den Wissenschaftlichen
Assistenten, noch übertroffen werden. Für den Bereich
der Technischen Universität konnten die Empfehlungen
des Wissenschaftsrates bisher nicht voll erfüllt werden.
Die Modellempfehlungen des Wissenschaftsrates sehen
drei zusätzliche Stellen für ordentliche Professoren an
der Technischen Universität vor. Dementsprechend ist
für das Haushaltsjahr 1971 die Stelle eines ordentlichen
Professors für angewandte Mathematik in den Haus
haltsplan eingestellt worden. Weitere vom Wissen
schaftsrat empfohlene Stellen für ordentliche Professo
ren sind vom Akademischen Senat der Technischen
Universität in dem im Aufträge des Kuratoriums be
schlossenen Strukturplan für den Ausbau in den näch
sten Jahren nicht beantragt worden.
Zu Ihrer zweiten Frage: In der Mathematisch-Natur
wissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität sind
zur Zeit 9 von 39 Stellen für Lehrpersonal in der ganzen
Breite vakant. Es werden zur Zeit alle Anstrengungen
unternommen, die durch den Weggang von Herrn Pro
fessor Grotemeyer und der ihn begleitenden Wissen
schaftler entstandenen Lücken zu schließen. Diese An
strengungen haben insofern Aussicht auf Erfolg, als in
letzter Zeit mehrere Habilitationen abgeschlossen be
ziehungsweise eingeleitet wurden, so daß in Kürze
mehrere Wissenschaftliche Räte und Professoren zur
Verfügung stehen werden. An der Technischen Universi
tät sind von 25 Stellen für Professoren, Wissenschaft
liche Räte, Akademische Räte oder Oberräte zur Zeit
sechs nicht besetzt, von 32 Assistentenstellen vier. In
wieweit im Sommersemester das Lehrangebot erhalten
werden kann und Prüfungen im erforderlichen Umfang
abgenommen werden können, hängt nicht zuletzt davon
ab, ob es gelingt, die freien Stellen zu besetzen; das wird
schwierig sein, aber die Chancen sollten auch nicht allzu
pessimistisch beurteilt werden.
Über die genannten Zahlen hinaus werden im Som
mersemester 58 Tutoren und studentische Hilfskräfte
in der Abteilung Mathematik der TU tätig sein.
Zur Frage 3: Für die beiden bisher unbesetzten
Stellen für ordentliche Professoren für das Fach theore
tische Physik an der Freien Universität sind am 8. Juli
und am 21. November vorigen Jahres Rufe erteilt wor
den; in beiden Fällen laufen zur Zeit noch Berufungs
verhandlungen.
Präsident Sickert: Zusatzfragen? — Das ist nicht der
Fall.
Dann erteile ich das Wort der Frau Abgeordneten Dr.
von Simson zu einer Mündlichen Anfrage über Unter
richtsgeldpauschale für Hochschuldozenten.
Frau Dr. von Simson (F.D.P.): Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Ich frage noch etwas anderes den
Senat:
1. Trifft es zu, daß die Hochschuldozenten an der Päd
agogischen Hochschule die ihnen nach dem am
1. August 1969 in Kraft getretenen Universitätsgesetz
zustehende Unterrichtsgeldpauschale bis heute noch
nicht erhalten haben ?
2. Wenn ja, welches sind die Gründe hierfür, und was
gedenkt der Senat zu tun, um die den Dozenten zu-
stehenden Beträge schnellstens auszuzahlen ?
Präsident Sickert: Das Wort zur Beantwortung —
Herr Senator Evers!
Evers, Senator für Schulwesen, in Vertretung für den
Senator für Wissenschaft und Kunst: Verehrte Frau Dr.
von Simson, zur Frage 1: Es trifft zu, daß die an der
Pädagogischen Hochschule tätigen Hochschuldozenten
eine Unterrichtsgeldpauschale bisher noch nicht aus
gezahlt bekommen haben.
Zur Frage 2: Das Universitätsgesetz gewährt erst
mals auch Hochschuldozenten einen Anspruch auf Zah
lung einer Unterrichtsgeldpauschale — darauf haben
Sie in Ihrer Frage hingewiesen —; Voraussetzung für
deren Zahlung ist aber nach dem Landesbesoldungs
gesetz, daß der Beamte eine angemessene Lehrtätigkeit
ausübt. Der Senator für Wissenschaft und Kunst ist
ermächtigt, im Einvernehmen mit den Senatoren für
Inneres und für Finanzen festzulegen, in welchem Min
destumfang eine Lehrtätigkeit ausgeübt werden muß,
damit sie als angemessen angesehen werden kann. Diese
Verordnung, die nicht nur eine Neuregelung für Hoch
schuldozenten, sondern auch für andere Angehörige von
wissenschaftlichen Hochschulen bringt, konnte bisher
noch nicht erlassen werden. Die Festlegung des Mindest
umfanges der Lehrtätigkeit wirft grundsätzliche Pro
bleme im Zusammenhang mit der Lehrkörperstruktur
an wissenschaftlichen Hochschulen auf. Insbesondere
stellt sich an der Pädagogischen Hochschule die Frage,
ob die Hochschuldozenten im Hinblick auf ihre Lehr
verpflichtungen den dort tätigen Professoren in vollem
Umfang gleichzustellen sind. Es war zum Beispiel in
der Vorbereitung auf die Rechtsverordnung, die fällig
ist, erforderlich, eine Umfrage in den westdeutschen
Ländern zu starten, wie diese es mit dieser Frage hand
haben. Wir hatten vorgesehen, daß eine Vorabregelung
ohne Präjudizierung erfolgen sollte. Dabei hat es
Schwierigkeiten von seiten der Pädagogischen Hoch
schule gegeben, weil die Grundsätze, die der Senator für
Wissenschaft und Kunst anwenden wollte, dort nicht
geteilt wurden. Inzwischen hat der Rektor der Päd
agogischen Hochschule zugesagt, in Kürze eine Auf
stellung über die Lehrtätigkeit aller Hochschuldozenten
vorzulegen; dann wird unverzüglich die Rechtsverord
nung erlassen werden und damit die Auszahlung der
Unterrichtsgeldpauschalen rückwirkend ab 1. August
1969 ermöglicht werden.
Präsident Sickert: Das Wort zu einer Zusatzfrage? —
Bitte, Frau Dr. von Simson!
Frau Dr. von Simson (F.D.P.); Kann die Senatsver
waltung bereits übersehen, wann ungefähr dieses ziem
lich schwierige Verfahren so weit abgeschlossen ist, daß
es wirklich zur Zahlung kommt ?
Präsident Sickert: Herr Senator Evers!
Evers, Senator für Schulwesen, in Vertretung für den
Senator für Wissenschaft und Kunst: Verehrte Frau
Dr. von Simson, ich habe mich in der Senats Verwaltung
für Wissenschaft und Kunst auch danach erkundigt,
aber man war nicht in der Lage, mir einen fixen Termin
anzugeben.
Präsident Sickert: Eine weitere Zusatzfrage? — Herr
Abgeordneter Mendel!
Mendel (CDU): Herr Senator, sind Sie mit mir der
Ansicht, daß die finanziellen Auswirkungen des Univer
sitätsgesetzes auch heute noch nicht ganz klar sind ?
Präsident Sickert: Herr Senator Evers!