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als zu dem Schlüsse kommen; Sandboden ist für die Anlage
von Rieselfeldern im Allgemeinen verwerflich, und nur
unter ganz besonderen, sich aus dem Vorstehenden er
gebenden Verhältnissen zulässig.
Wenn nun der leicht durchlässige Sandboden für Rieselfelder ver
werflich ist, was für Boden ist dann für sie zu nehmen? Undurchlässi
gen Boden, oder, da es dergleichen vielleicht nur unter den glasigen
Laven giebt, besonders schwerdurchlässigen kann man nicht wählen.
Ist es der Natur möglich, Wasser durch feste Gesteine zu drücken
und diese dabei von jenem auslaugen zu lassen, wie wir dies in den
Mineral brunnen sehen, so stehen den Menschen, trotz der stärksten
hydraulischen Pressen, solche Druckmittel auf solchen Flächen nicht
zu Gebote. Man wird sich also mit minder undurchlässigen, wenn
auch immer noch schwer durchlässigen Bodenarten, Mergel, Lehm
und Thon behelfen und auf sie zurückziehen müssen. Es ist ja
überdies ein Erfahrungssatz, dass Durchlässigkeit des Bodens und
seine reinigende Eigenschaft im umgekehrten Verhältnisse zu ein
ander stehen. Nothwendig muss man sich ins Gedächtniss rufen
das: „incidit in scyllam qui vult vitare charybdin,“ und wird
hierdurch genöthigt, die Bedeutung der Bodenbeschaffenheit
für Rieselfelder näher ins Auge zu fassen.
Es herrscht unter den Sachverständigen eine Verschiedenheit
der Ansicht über die Bedeutung der Bodenbeschaffenheit sowie des
Pflanzenwuchses. Die Einen legen allen Werth auf den Boden und
stellen die Einwirkung des Pflanzenwuchses auf die Reinigung der
den Rieselfeldern zugeführten Kanaljauche ganz in Abrede; die
Anderen stehen genau auf dem ganz entgegengesetzten Standpunkte.
Eine vermittelnde Ansicht geht dahin, dass zwar die Natur des
Bodens es sei, welche die Reinigung der Kanaljauche unmittelbar
bewirke, dass aber der Pflanzenwuchs mittelbar hierauf einwirke.
Diese mittelbare Einwirkung der Pflanzen erklären sie dadurch,
dass die Pflanzen, indem sie die in dem Boden und durch ihn
mineralisirten organische Stoffe aus dem Boden aufnehmen und so
wohl hierdurch als durch die von dem Wachsen der Wurzeln her
beigeführte Lockerung des Bodens Raum schaffen für den Eintritt
weiterer mineralisirbarer resp. mineralisirter Stoffe in die Nähe der
Wurzeln und durch diese wieder in die Pflanze und so fort.
Versucht man sich durch diese einander widersprechenden Angaben und