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diejenigen Riesel farm er, die man für die erfahrensten hält, weit
weniger Menschen wie der Generalbericht.
Nach Wiebe jun., der entschieden für das Schwemmsystem ist, aber
dennoch als Ehrenmann die Ergebnisse seiner Reise in England in ganz ob-
jectiver Weise in Band 4 der deutschen Yierteljahrsschrift für öffentliche Ge
sundheitspflege (1872), von p. 530 ab, niedergelegt hat, sind in England nur
zwei Personen kompetent, über die erforderliche Grösse von Rieselland zu
urthoilen und diese sind Mr. Blackburn auf Aldershot und Mr. Hope auf
Bretonsfarm bei Romford. Letzterer verlangt zu Getreidebau 1 Acre für 30 Per
sonen und zu Grasbau dieselbe Fläche für 50 bis 60 Menschen, das ist einen
Morgen für 18,9: resp. 31,6: bis 37,9: Menschen. In demselben Werke finden
sich auf p. 655 Angaben über Birmingham. Diese Stadt mit 350000 Ein
wohnern hatte zur Berieselung 10000 Acre = 15846 Morgen nöthig, was
einen Morgen für 22,1: Personen gegeben haben würde. Mit Rücksicht auf
diese Verhältnisse ist es nicht recht erfindlich, wie der Generalbericht dazu
kömmt, nach Dr. Dünkelberg’s Schätzungen anzunehmen, dass „etwa
600 Morgen für ein Radialsystera“ erforderlich, aber auch ausreichend sein
würden (1. c. p. 39 a.), sofern nicht ein sandiger Boden eine geringere Fläche
gestatte, ein lehmiger aber eine grössere erfordere.
Unter der, freilich nicht zutreffenden, Voraussetzung, dass alle
5 damals projectirten Radialsysteme gleich gross seien, würde, bei
einer Einwohnerzahl Berlins von 1 Million Menschen, für 600 Morgen
200000 Menschen, also für einen Morgen 333 Personen gerechnet,
und der ganze Bedarf Berlins an Rieselland mit 3000 Morgen ge
deckt sein.
Hiergegen würden mit Rücksicht auf die Erfahrungen in England für
1 Million Menschen in Berlin erforderlich zu erachten gewesen sein, beziehungs
weise 52910 — 31645 — 26385 oder 45248 Morgen. Auf Grund meiner
Studien englischer Verhältnisse hatte ich am 13. Februar 1873 die Fläche,
welche Berlin zu Rieselfeldern gebrauchen würde, zu 29—41 Tausend Morgen
angenommen (cf. Berliner Tageblatt No. 40, Beiblatt). Ob Berlin diese Flächen
zu Rieselland beschaffen kann, ob es dieselben nöthig hat, ob Dr. Dünkel
berg mit seinem Drittel der Fläche Recht behalten oder ob es der guten Stadt
Berlin gehen wird, wie der Stadt Birmingham (1. c.), dass ihr schliesslich die
aus Mangel an dem nöthigen Riesellande nothwendig erscheinende „intermit-
tirende Filtration“ verboten und ihr dadurch denn doch eine „capitis dimi-
nutio“ zu Theil werden wird; — wer vermöchte das mit Sicherheit vorher
zu sagen?
Mit Sicherheit kann man aber sagen, dass es bei der vor
handenen Unsicherheit über die Grösse des Bedarfes an
Rieselland gewiss sicherer und geboten erachtet werden
muss, das Bedürfnis« nach Rieselland nicht noch durch erweiterte Anlagen