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Full text: Zur Städtereinigungs-Frage / Schultz, August Wilhelm Ferdinand (Public Domain)

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temperirt, als die im Freien. Abgesehen von der für gewöhnlich nach der 
oberen Tages- und Jahres-Kulmination eintretenden Senkung der Dünste — 
wirkt der blosse Kontakt des höher temperirten atmosphärischen Dampfes mit 
dem niederer temperirten der Kanäle auf jenen kondensirend und vermittelt so 
gleichsam durch Kapillarität das Aufsteigen der Gase aus den Kanälen in die 
freie Luft, und demnächst in die Orte, in denen die Luftfeuchtigkeit hoch 
steht. Diese Verhältnisse und die Thatsache, dass in der Regel die von 
Menschen bewohnten geschlossenen Räume einen höheren Gehalt an Wasser 
dampf haben, als die äussere Luft, bedingen es, dass die Kanalgase es vor 
ziehen, in derartige Räume zu ziehen, statt aus den oberen Oeffnungen der 
Abfall- oder Ventilationsröhren auszutreten. 
Die Ventilation der Schweramkanäle zur Unschädlichmachung 
der Kanalgase ist also, was englische Aerzte auch anerkannt haben, 
ein noch ungelöstes Problem. Ventilation der Räume, welche mit 
den Kanälen in mittelbarer Verbindung stehen, ohne Rücksicht auf 
die Kanäle und Abfallrohre selber, scheint noch wenig angewandt 
und versucht zu sein, obwohl dieselbe sich mir als entschieden 
wirksam gezeigt hat. 
Einen sehr beachtens- und empfohlenswerthen Weg, dies Problem zu 
lösen, hatte das hiesige Polizei-Präsidium in seiner Verordnung vom 14. Juli 
1874 betreten, indem es im §. 6 b. wenigstens gestattete, die Abfallröhren mit 
einem Rauchfange in Verbindung zu setzen. Das thätige Rauchrohr — nicht 
Wrasenrohr — muss, ebenso wie die horizontale Röhre der Inhalations-Appa 
rate, den Inhalt der Abfallrohre, der überdiess hier ja nur in der Form 
elastisch-flüssiger Körper in Betracht kommt, an sich ziehen und mit seinem 
Inhalte, dem Rauche, an die freie Luft führen, und der Rauch wird gleichzeitig 
desinficirend auf die mit fortgeführten Gase wirken. Unverständlich und un 
begreiflich bleibt es daher, dass dieser Weg verlassen worden ist, weil irgend 
ein Thor, statt eine Verbindung mit einem Küchenschornsteine und dem 
Abfallrohre herzustellen, dieselbe mit dem Rohre eines Ofens, der ziemlich 
ein halbes Jahr ausser Thätigkeit ist, ausführen liess und in Folge dessen 
Gestank in seine Stube bekam!! 
Die mittelbare „Verpestung der Atmosphäre“ (Generalbericht 
p. 27 a.) durch die in den Boden und das Grundwasser übertreten 
den Kanalgase, welche auch dann noch erfolgen und „auf die Strasse 
verlegen“ würde, „was man jetzt auf den Höfen hat“ (Gutachten der 
wiss. Dep., p. 34), wenn die Rawlinsoirschen Kohlenkasten in 
den Ventilationsschächten die erhoffte Wirkung thäten — diese 
nachzuweisen erscheint allbekannten Thatsachcn gegenüber nicht 
nöthig. Denn Niemandem, der in dieser Sache mitreden will, kann 
und darf cs unbekannt sein, dass Gase sich weit durch den Erd
	        
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