Path:
Text

Full text: Zur Städtereinigungs-Frage / Schultz, August Wilhelm Ferdinand (Public Domain)

27 
kann, sondern wirklich entwickelt. Auch darüber kann 
schwerlich noch ein Streit sein, dass der Geruch nicht immer 
entscheidet über Anwesenheit und Abwesenheit von „ schlechter 
Luft“. Manche schädliche Gasarten riechen nicht und von den 
krankheitenerregenden Mikroorganismen kann man nicht behaupten, 
dass sie sich durch einen besonderen Geruch auszeichnen. Es kann 
auch füglich darüber keine Meinungsverschiedenheit bestehen, dass 
das Kloakengas durch Vermittelung des Grundwassers in die Luft 
gelangen kann. Und endlich wird auch nicht bestritten werden 
können, dass die Möglichkeit des directen Eindringens von Kloaken 
gas in Häuser und Strassen vorliegt, und dass die hängende Klappe 
in der sogenannten Revisionsgrube dies Eindringen nicht hindern 
kann. Es kann mithin nur strittig sein: ob und wie das Kloaken 
gas verhindert werden kann, die Luft zu verunreinigen? 
Man behauptet die Verunreinigung der Luft durch Kloakengas 
verhindern zu können: 
1) durch Einführung von Wasserverschlüssen und 
2) durch Ventilation der Kanäle selber. 
Beide Schutzmittel erscheinen mehr als problematisch. 
Es steht erfahrungsmässig fest, dass Wasser sehr grosse Nei 
gung hat, Gase zu verschlucken, aber ebenso steht es erfahrungs 
mässig fest, dass es sehr geneigt ist, unter Mitwirkung von Druck 
und Temperaturverhältnissen, die verschluckten Gase wieder abzu 
geben. Allein schon aus diesen Eigenschaften des Wassers ergiebt 
sich das Problematische der Wasserverschlüsse und namentlich der 
Wasserverschlüsse bei den Waterkloseten. 
Was riecht denn bei einem stinkenden Gewässer, das Wasser, oder der 
von dem Wasser erst aufgenommene und nun wieder abgegebene Riechstoff 
(z. B. Leuchtgas)? Das Wasser in allen Wasserverschlüssen steht an seiner 
Kanalfläohe stets mit den Kanalgasen in Berührung und diese stehen unter 
einem Drucke, der, selbst abgesehen von dem in den Kanälen enthaltenen und 
ihrer Temperatur entsprechenden Dampfdrücke, höher ist als an der freien 
Mündung des Wasserverschlusses. So wird die natürliche Neigung des Wassers, 
Gase zu verschlucken, gesteigert durch den Druck, unter welchem diese stehen. 
Die Fläche des Wassers in den Wasserverschlüssen, welche der freien Luft zu 
gewendet ist, steht unter Verhältnissen, welche den eben angegebenen ent 
gegengesetzt sind, so dass hier eine Neigung des Wassers, die verschluckten 
Gase wieder von sich zu geben, erwartet werden kann. Man wird auch er 
warten dürfen, dass die eben erwähnte Neigung des Wassers besonders stark 
hervortreten wird, wenn die Räume, in welche sich der Wasserverschluss mündet,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.