Path:
Text

Full text: Zur Städtereinigungs-Frage / Schultz, August Wilhelm Ferdinand (Public Domain)

26 
meiden. Diese Schlammablageningen sind aber anzusehen als die Brutstätten 
der „schlechten Luft“, gleichviel ob die der Luft beigemischte Schädlichkeit 
bestehe aus Gasen oder aus Microorganismen, welche als Krankheitsträger und 
Krankheitserreger angesehen werden. Diese Schlammablagerungeu werden 
meist, zumal wenn sie sich an anderen Stellen der Kanäle als an der Sohle 
derselben finden, unter dem Kamen „Sielhaut“ zusamraengefasst. 
Es fragt sich nun: sind diese Schlammablagerungen, die Ent 
stehung dieser Sielhaut, zu verhindern? Diese Frage muss verneint 
werden, es sei denn, dass man die Zustände gewisser, gerüchtweise 
in manchen Kanalanlagen sich vorfinden sollenden Paradestrecken 
als die normalen und allgemein herrschenden ansehen will. 
Macht man sich klar, was unter „Trockenlaufen“ zu verstehen ist, so 
wird man finden, dass mit dieser Bezeichnung nicht etwa ein Zustand gemeint 
ist, wie man ihn im gewöhnlichen Leben mit dem Ausdrucke „trocken“ be 
zeichnet. Ein solcher Zustand wird in Schwemmkanälen, welche in Thätigkeit 
sind, überhaupt nur unter ganz besonderen, ausnahmsweisen Verhältnissen 
stattfinden. Hier handelt es sich aber um Verhältnisse, in welchen der Inhalt 
der Kanäle zwar noch feucht, aber doch so wenig mit Flüssigkeit gemengt ist, 
dass er nicht mehr fliessen, nicht mehr „laufen“ kann. Eine solche Beschaffen 
heit vermag aber der Kanalinhalt, ausser an der Kanalsohle, an den Kanal 
wänden vielleicht vorzugsweise da anzunehmen, wo er mit seiner Oberfläche 
die letzteren berührt. Aufmerksame Beobachter können eine entsprechende 
Erscheinung schon in ihren eigenen Waschbecken von Porzellan wahrnehmen; 
denn an die Wände derselben setzt sich, wenn gebrauchtes, vornehmlich Seif 
wasser, auch nur kurze Zeit in denselben stehen gelassen wird, zumal im 
Sommer, ein Schmutzrand, eine Sielhaut, ab. Mit dem Sinken und Steigen 
des Kanalinhaltes ändert sich die Berührungslinie der Oberfläche des Kanal 
inhaltes und der Kanalwände. Ob das, was beim Sinken jenes an diesen hängen 
bleibt, durch ein späteres Steigen des Kanalinhaltes wieder entfernt wird, hängt 
von verschiedenen Umständen ab, unter denen die Unebenheiten der Kanal 
wandungen, die Art wie sie gefugt sind, nicht die letzte Stelle einnehmen. 
Begünstigt wird die Entfernung so haftengebliebener Reste durch warmes 
Wasser, so dass das Einlassen von Condensationswasser in die Kanäle unter 
gewissen Bedingungen eher als etwas Wünschenswertes, als, als etwas zu Ver 
meidendes anzusehen ist. Es ist durch Beobachtungen festgestellt, dass die 
hohen sowie die niedrigen Stände des Kanalinhaltes, der Spüljauche, an ge 
wisse, mit den Lebensgewohnheiten der Menschen zusammenhängende Zeiten 
gebunden sind. Es ist nachgewiesen, dass diese Stände der Fluth und Ebbe, 
um mich so auszudrücken, durch grössere Zwischenräume von einander ge 
trennt sind; und diese Zwischenräume sind es grade, in denen sich vorzugs 
weise die „schlechte Luft“ in den Kanälen entwickelt. 
Darüber also kann kein Streit mehr stattfinden, dass sich in 
den Schwemmkanälen „schlechte Luit“ nicht allein entwickeln
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.