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meiden. Diese Schlammablageningen sind aber anzusehen als die Brutstätten
der „schlechten Luft“, gleichviel ob die der Luft beigemischte Schädlichkeit
bestehe aus Gasen oder aus Microorganismen, welche als Krankheitsträger und
Krankheitserreger angesehen werden. Diese Schlammablagerungeu werden
meist, zumal wenn sie sich an anderen Stellen der Kanäle als an der Sohle
derselben finden, unter dem Kamen „Sielhaut“ zusamraengefasst.
Es fragt sich nun: sind diese Schlammablagerungen, die Ent
stehung dieser Sielhaut, zu verhindern? Diese Frage muss verneint
werden, es sei denn, dass man die Zustände gewisser, gerüchtweise
in manchen Kanalanlagen sich vorfinden sollenden Paradestrecken
als die normalen und allgemein herrschenden ansehen will.
Macht man sich klar, was unter „Trockenlaufen“ zu verstehen ist, so
wird man finden, dass mit dieser Bezeichnung nicht etwa ein Zustand gemeint
ist, wie man ihn im gewöhnlichen Leben mit dem Ausdrucke „trocken“ be
zeichnet. Ein solcher Zustand wird in Schwemmkanälen, welche in Thätigkeit
sind, überhaupt nur unter ganz besonderen, ausnahmsweisen Verhältnissen
stattfinden. Hier handelt es sich aber um Verhältnisse, in welchen der Inhalt
der Kanäle zwar noch feucht, aber doch so wenig mit Flüssigkeit gemengt ist,
dass er nicht mehr fliessen, nicht mehr „laufen“ kann. Eine solche Beschaffen
heit vermag aber der Kanalinhalt, ausser an der Kanalsohle, an den Kanal
wänden vielleicht vorzugsweise da anzunehmen, wo er mit seiner Oberfläche
die letzteren berührt. Aufmerksame Beobachter können eine entsprechende
Erscheinung schon in ihren eigenen Waschbecken von Porzellan wahrnehmen;
denn an die Wände derselben setzt sich, wenn gebrauchtes, vornehmlich Seif
wasser, auch nur kurze Zeit in denselben stehen gelassen wird, zumal im
Sommer, ein Schmutzrand, eine Sielhaut, ab. Mit dem Sinken und Steigen
des Kanalinhaltes ändert sich die Berührungslinie der Oberfläche des Kanal
inhaltes und der Kanalwände. Ob das, was beim Sinken jenes an diesen hängen
bleibt, durch ein späteres Steigen des Kanalinhaltes wieder entfernt wird, hängt
von verschiedenen Umständen ab, unter denen die Unebenheiten der Kanal
wandungen, die Art wie sie gefugt sind, nicht die letzte Stelle einnehmen.
Begünstigt wird die Entfernung so haftengebliebener Reste durch warmes
Wasser, so dass das Einlassen von Condensationswasser in die Kanäle unter
gewissen Bedingungen eher als etwas Wünschenswertes, als, als etwas zu Ver
meidendes anzusehen ist. Es ist durch Beobachtungen festgestellt, dass die
hohen sowie die niedrigen Stände des Kanalinhaltes, der Spüljauche, an ge
wisse, mit den Lebensgewohnheiten der Menschen zusammenhängende Zeiten
gebunden sind. Es ist nachgewiesen, dass diese Stände der Fluth und Ebbe,
um mich so auszudrücken, durch grössere Zwischenräume von einander ge
trennt sind; und diese Zwischenräume sind es grade, in denen sich vorzugs
weise die „schlechte Luft“ in den Kanälen entwickelt.
Darüber also kann kein Streit mehr stattfinden, dass sich in
den Schwemmkanälen „schlechte Luit“ nicht allein entwickeln