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Full text: Zur Städtereinigungs-Frage / Schultz, August Wilhelm Ferdinand (Public Domain)

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auch an ihren Grenzen für unstatthaft erklärt. Dies ärztliche Gutachten (cf. 
Berichte betreffend Central-Friedhofs-Angelegenheit p. 2 ff.) sagt mit Recht, 
p. 3 1. c., .jedoch soll ja auch nicht behauptet werden, dass ein Kirchhof stets 
und unter allen Umständen die Luft verpeste, das Wasser inficire und nach 
theilig auf die Gesundheit der Anwohnenden wirken müsse.“ Dieser Auf 
fassung wird man umsomehr beitreten können, wenn man erwägt: 
Die Wirkungen der kleinen unbesoldeten Sanitätsbeamten der Natur, die 
Insecten, Insectenlarven, Würmer und selbst höheren Thiere, welche unter 
irdisch leben und die verzehrbaren Theile der Leichen beseitigen; 
ferner die Wirkungen gewisser Bodenarten, welche die Leichen mumifi- 
ciren, wie Jeder, der exhumirte Leichen zu behandeln gehabt hat, aus eigener 
Erfahrung wissen kann; 
endlich die heilsame, wenn auch indirecte, doch für grosse Städte sanitär 
so wichtige Wirkung reichlichen Pflanzenwuchses, wie er auf gut erhaltenen 
Kirchhöfen gefunden wird. 
Unbedenklich muss ferner zugestanden werden, dass, wie das Gutachten 
sagt, Kirchhöfe „üble Einflüsse ausüben können“ (1. c. p. 3). Dies wird 
überall da anzunehmen sein, wo nach den sonstigen Verhältnissen die Wir 
kungen der Zersetzungsprocesse der Leichen durch die heilsamen Wirkungen 
eines reichen Pflanzenwuchses nicht paralysirt werden können, oder sich nicht 
als Verwesung, sondern als Fäulniss kund geben. Bei Allem legt das be 
treffende Gutachten grossen Werth, vielleicht den grössesten, auf die Verun 
reinigung des Wassers der Brunnen durch das Grundwasser aus dem mit 
Fäulnissstoffen geschwängerten Boden und auf die ebenfalls hierher stammende 
Bodenluft (1. c. p. 4). 
Ueberall wird also die Gefahr der Verunreinigung des Grund- 
und somit des Brunnenwassers durch verunreinigten Boden von der 
Hygiene nicht bloss anerkannt, sondern behauptet. Befremden 
kann es daher nicht, wenn man sich im Allgemeinen gegen Kirch 
höfe in den Städten ausspricht; befremden muss es aber, wenn 
man, trotz der Motive für diesen Widerspruch gegen Kirchhofsan 
lagen in den Städten, die Anlage von Schwemmkanälen nicht 
allein zulässt, sondern befürwortet. 
Findet denn nicht etwa alles das, was man von den Leichen auf den 
Kirchhöfen befürchtet, aus ganz denselben Gründen seine Anwendung auf den 
Inhalt der Schwemmkanäle, deren Durchlässigkeit nicht mehr bestritten werden 
kann ? In Berlin sterben jährlich etwa 30,000 Menschen, die Zahl seiner Be 
wohner beläuft sich gegenwärtig auf eine Million und darüber, das Gewicht 
der Auswurfsstoffe, welche der Mensch im Laufe eines Jahres von sich giebt, 
ist im Allgemeinen nahebei gleich seinem Körpergewichte, selbst wenn man 
die faulungsfähigen Substanzen des Urins nur zu 2 pCt. desselben annimmt. 
Es validiren also bezüglich der Masse des Zersetzungsfähigen die Jahresexkre 
mente eines Menschen so viel als er selber resp. seine Leiche. Daher
	        
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