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Bodens, zunächst für Berlin, als beseitigt ansehen. In wiefern
selbst „starkes Gefälle“ als solches nicht als ein solches Ent-
lastungsinoment angesehen werden kann und darf, wird sich später
bei der Frage nach der Reinerhaltung der Luft (cf. p. 25 u. 26)
erörtern lassen.
Mit dem zweiten der angeführten Entlastungsmomente, dem
Spülen der Kanäle, verhält es sich nicht anders; es ist an sich
wirkungslos, mehr ein Schein als eine Wirklichkeit.
Wiebe scheint demselben in dem angeführten Werke eine gewisse Be
deutung beigelegt zu haben. Dennoch gesteht er zu, 1. c. p. 38, dass nach
Anstauung des Alsterwassers in der obersten Sielstrecke auf 3*/ 2 Fuss Höhe,
beim plötzlichen Oeffnen der Stauthüre, „das Wasser mit lebhafter Geschwin
digkeit durch die folgende Strecke“ fliesst, und „nach unten hin die Ge
schwindigkeit noch hinreicht, um den bei weitem grössten Theil der
Sinkstoffe bis in die Elbe zu treiben.“ Er berichtet weiter — bezüglich der
Ablagerungen auf der städtischen Insel (Nicolai), welche wegen noch fehlenden
Anschlusses an das Hauptsielsystem, durch Spülung nicht bewältigt werden
können; „durch den beabsichtigten Anschluss hofft man auch dieses zu ver
meiden“ (1. c. p. 39). Ruft dies: „noch“ hinreichender Geschwindigkeit des
Wassers, um doch nur „den bei weitem grössten Theil“ der Sinkstoffe
bis in die Elbe zu fördern, und dies „hoffen“ durch den beabsichtigten An
schluss die in Rede stehenden Unzuträglichkeiten zu vermeiden, gewisse Zweifel
gegen die Wirksamkeit der Spülung wach, so werden diese Zweifel keineswegs
verringert durch das, was Wiebe 1. c. p. 39 von dem „zuweilen“ in den
Sielen zurückbleibenden Sande beibringt. Er sagt: „Aber auch dieser Sand
wird durch Spülung entfernt. Man schaufelt ihn in einzelne Haufen zu
sammen, welche von der nächsten Spülung vollständig fortgerissen werden.
In 400 bis 500 Fuss Entfernung lagert sich dieser Sand zwar
theilweise wieder ab, so dass das Zusammenbringen wiederholt
werden muss; indess erfolgt die endliche Entfernung mit verhältnissmässig
geringer Mühe und auf eine wenig kostspielige Weise.“ Für nothwendig
wird also hierdurch erklärt, dass der genannte Sinkstoff, Sand, von Strecke
zu Strecke durch Menschenhand oder Maschinenkraft in eine solche Form ge
bracht wird, welche dem „mit lebhafter Geschwindigkeit“ messenden Wasser
Angriffspunkte darbietet, welche ihm von dem allmählig sedimentirten Sande
mit seiner fast ebenen Oberfläche nicht geboten werden. Dass durch Wieder
holung einer solchen Procedur die „endliche Entfernung erfolgt“, hat nichts
Auffälliges, spricht aber nicht für die behauptete Wirksamkeit der Spülung
als solcher und ist doch im Wesentlichen nichts Anderes, als das Hin- und
Herziehen der Kette in den nicht besteigbaren Kanälen von Liverpool; nämlich;
fortgesetztes Aufrühren eventuell selbst Weiterschaffen der zu Boden gesun
kenen Stoffe. Dies aber hätte man längst wissen können, wenn Erfahrungen
Anderer, sowie die Geschichte überhaupt, für die meisten Menschen eine an