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Full text: Zur Städtereinigungs-Frage / Schultz, August Wilhelm Ferdinand (Public Domain)

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Wurzel für ein Genussmittel erklären; Jeder wird vielmehr die Kinder davon 
zurückhalten. Nicht weil er ihnen den ,,anfangs süsslichen Geschmack“ miss 
gönnt, sondern weil er die späteren Wirkungen dieser Wurzel kennt und mit 
Recht fürchtet. Und wenn der Schlemmer mit vollkommener Kenntniss der 
späteren, seine Gesundheit, selbst sein Lehen gefährdenden Wirkungen der 
Excesse in baccho et venere, sich dennoch diesen Excessen überlässt, weil der 
momentane Genuss ihm höher steht, als die Behütung vor späterer Gefahr, so 
mag man ihn allenfalls sich selber überlassen, weil Niemandem ein Recht 
zusteht, ihn davon abzuhalten. Personen aber, welche das Recht und die 
Pflicht haben, für das Wohl ihrer Mitmenschen zu sorgen, dürfen sicherlich 
nicht für Alle ihrer Sorgfalt anvertrauten Menschen Einrichtungen treffen, 
aufrechterhalten und ausdehnen, deren anerkennungswerthen guten Eigen 
schaften in die erste Kategorie derjenigen, welche den hier angeblich vor 
liegenden günstigen Erfahrungen zum Grunde liegenden, also in die der mo 
mentanen Bequemlichkeit und Annehmlichkeit dienenden, fallen; sie sind viel 
mehr für verpflichtet zu erachten; besonderen Werth auf die zweite Kategorie, 
auf die späteren Wirkungen ihrer Einrichtungen zu legen. 
Alle, die sich mit der Hygiene, mit der Sorge für die Erhal 
tung der Gesundheit ihrer Mitmenschen befasst haben, haben aller 
Orten und zu allen Zeiten an die Spitze ihrer Forderungen für die 
zum Bewohnen bestimmten Orte den Satz gestellt; 
„reiner Boden, reines Wasser, reine Luft.“ 
Zu diesem Grundsätze bekennen sich, dies Ziel anzustreben 
rühmen sich alle Systeme, welche für die Städtereinigung aufge 
stellt sind. 
Mau darf wohl annehmen, dass keins dieser Systeme mit wissentlicher 
und willentlicher Vernachlässigung jenes Fundamentalsatzes der Hygiene 
aufgestellt sei; ja ich meine, dass man im Allgemeinen die Annahme ablehnen 
müsse, als haben Architekten oder Ingenieure, mit Beiseitesetzung jenes Fun 
damentalsatzes, irgend ein Städtereinigungssystem befürwortet, weil sie dabei 
Beschäftigung fanden, oder zu finden hofften. Nicht ausgeschlossen ist hierbei 
die Möglichkeit des Irrthums; und auch die Möglichkeit kann nicht bestritten 
werden, dass auf etwaige Irrthümer einwirkt, nicht bloss mangelhafte Berück 
sichtigung aller concurrirenden Momente, sondern auch vorgefasste Meinung. 
Selbstverständlich ist es, dass kein Städtereinigungssystem er 
dacht werden kann, was allen Ansprüchen, die man stellen kann 
und muss, vollständig genügte. Jedes wird seine Mängel haben, 
weil es eben Menschenwerk ist. 
Man kann also nicht die Frage so stellen: ob dies oder jenes 
Städtercinigungssystem das beste sei; sondern nur so: ob dies oder 
jenes Städtereinigungssystem den Anforderungen der Hygiene und
	        
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