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Full text: Zur Städtereinigungs-Frage / Schultz, August Wilhelm Ferdinand (Public Domain)

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Principien zu verlassen; Etwas, was bei den Schwemmkanälen nicht der Fall 
ist. Die Reformen, deren diese in sich bedurften, haben sich lediglich auf 
ihre Profilirung, ihre Grösse und ihr Gefalle bezogen und sind in der That bei 
der Einfachheit des Objectes gross genug gewesen, um, wenn mit gleichem 
Maasse gemessen werden soll, mindestens ebenso grossen Tadel wachzurufen, 
wie der, welchen man über das System von Liernur ausgeschüttet hat. Es 
liegt aber die Reformbedürftigkeit der Schwemmkanalisation zum grossen Theil 
ausserhalb der Kanäle: auf der Seite des Wohin mit ihrem Inhalte. Und 
da sehen wir selbst bei der, als die beste Art der Unterbringung des Kanal 
inhaltes gepriesenen Rieselung, auch heute noch ein vollständiges Tappen 
im Dunklen. Ganz zu geschweigen von den Beweisen dieses vollständigen 
Tappen im Dunklen überall da, wo es sich darum handelt: offenbare Nach 
theile der Schwemmkanäle zu bekämpfen. Die grosse Beschränkheit des Ac- 
commodationsvermögens der Schwemmkanalisation zwingt diese denn auch 
hinein in den circulus vitiosus: Verunreinigung der öffentlichen Wasserläufe 
oder Rieselfelder, resp. Rieselfelder oder Verunreinigung der öffentlichen 
Wasserläufe. Tertium non datur. 
2) Das Liernur-System habe Kothverschluss statt Was 
serverschluss, dieser Einwand ist unbegründet. 
Ganz abgesehen davon, dass die Schwemmkanalisation in sehr, sehr 
vielen Fällen, aus Nachlässigkeit der Benutzenden der Wasserklosete, factisch 
auch nichts Anderes darbietet, als Kothverschlüsse; so kann man von 
denen, die diesen Einwand erheben, nur sagen; sie haben nichts ver 
gessen und nichts gelernt. Der Ko thverschluss bei Liernur ist längst 
beseitigt und die Herstellung des Wasserverschlusses jetzt wie von Anfang an 
ermöglicht, wie seine Einführung überhaupt nur eine Frage der technischen 
Ausführung war, und mit dem Systeme, als solchem, Nichts zu thun hat. 
3) Es sei bei dem Liernur-System das Entweichen von 
schädlichen Gasen nicht gehindert. Diesen Einwand gestattet die 
Oonstruction der Liernur’schen Abfallrohre nicht. 
Dass aus nur oben offenen, unten aber für gewöhnlich geschlos 
senen, oder, wenn nicht geschlossen, nur mit verdünnte Luft ent 
haltenden Räumen in Verbindung stehenden, Leitungen schädliche Gase in 
irgend bedenklicher Weise sich der Luft mittheilen sollten, erscheint sehr 
zweifelhaft, ja unwahrscheinlich. Das Schädlichste der sich aus den Fäkalien 
entwickelnden Gase ist unstreitig das Schwefelwasserstoffgas, von ihm sagt 
das Gutachten der wissenschaftlichen Deputation vom 16. October 1867: „ das 
Schwefelwasserstoffgas ist schwerer als atmosphärische Luft, und es bleibt 
daher um so länger und vollständiger in den Abtrittsgruben, den Schlamm 
fängen, Abzugskanälen (also auch den Liernur’schen Leitungen) je mehr die 
selben vor dem Zugänge der atmosphärischen Luft geschützt sind.“ Es werde daher 
wohl denjenigen, die in jene Orte selbst sich begeben, gefährlich, „aber 
selbst dann, wenn grosse Mengen davon sich entwickelt haben, nicht den
	        
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