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Principien zu verlassen; Etwas, was bei den Schwemmkanälen nicht der Fall
ist. Die Reformen, deren diese in sich bedurften, haben sich lediglich auf
ihre Profilirung, ihre Grösse und ihr Gefalle bezogen und sind in der That bei
der Einfachheit des Objectes gross genug gewesen, um, wenn mit gleichem
Maasse gemessen werden soll, mindestens ebenso grossen Tadel wachzurufen,
wie der, welchen man über das System von Liernur ausgeschüttet hat. Es
liegt aber die Reformbedürftigkeit der Schwemmkanalisation zum grossen Theil
ausserhalb der Kanäle: auf der Seite des Wohin mit ihrem Inhalte. Und
da sehen wir selbst bei der, als die beste Art der Unterbringung des Kanal
inhaltes gepriesenen Rieselung, auch heute noch ein vollständiges Tappen
im Dunklen. Ganz zu geschweigen von den Beweisen dieses vollständigen
Tappen im Dunklen überall da, wo es sich darum handelt: offenbare Nach
theile der Schwemmkanäle zu bekämpfen. Die grosse Beschränkheit des Ac-
commodationsvermögens der Schwemmkanalisation zwingt diese denn auch
hinein in den circulus vitiosus: Verunreinigung der öffentlichen Wasserläufe
oder Rieselfelder, resp. Rieselfelder oder Verunreinigung der öffentlichen
Wasserläufe. Tertium non datur.
2) Das Liernur-System habe Kothverschluss statt Was
serverschluss, dieser Einwand ist unbegründet.
Ganz abgesehen davon, dass die Schwemmkanalisation in sehr, sehr
vielen Fällen, aus Nachlässigkeit der Benutzenden der Wasserklosete, factisch
auch nichts Anderes darbietet, als Kothverschlüsse; so kann man von
denen, die diesen Einwand erheben, nur sagen; sie haben nichts ver
gessen und nichts gelernt. Der Ko thverschluss bei Liernur ist längst
beseitigt und die Herstellung des Wasserverschlusses jetzt wie von Anfang an
ermöglicht, wie seine Einführung überhaupt nur eine Frage der technischen
Ausführung war, und mit dem Systeme, als solchem, Nichts zu thun hat.
3) Es sei bei dem Liernur-System das Entweichen von
schädlichen Gasen nicht gehindert. Diesen Einwand gestattet die
Oonstruction der Liernur’schen Abfallrohre nicht.
Dass aus nur oben offenen, unten aber für gewöhnlich geschlos
senen, oder, wenn nicht geschlossen, nur mit verdünnte Luft ent
haltenden Räumen in Verbindung stehenden, Leitungen schädliche Gase in
irgend bedenklicher Weise sich der Luft mittheilen sollten, erscheint sehr
zweifelhaft, ja unwahrscheinlich. Das Schädlichste der sich aus den Fäkalien
entwickelnden Gase ist unstreitig das Schwefelwasserstoffgas, von ihm sagt
das Gutachten der wissenschaftlichen Deputation vom 16. October 1867: „ das
Schwefelwasserstoffgas ist schwerer als atmosphärische Luft, und es bleibt
daher um so länger und vollständiger in den Abtrittsgruben, den Schlamm
fängen, Abzugskanälen (also auch den Liernur’schen Leitungen) je mehr die
selben vor dem Zugänge der atmosphärischen Luft geschützt sind.“ Es werde daher
wohl denjenigen, die in jene Orte selbst sich begeben, gefährlich, „aber
selbst dann, wenn grosse Mengen davon sich entwickelt haben, nicht den