1596- Berlinische Zuschäuer.
Mit was für. einemzärflichen; und mitleibs-
-vollen Erbarmen eilet»der“ Erlöser 'derMet»
schen einer -sündhäften Welt entgegen! Er schau
et, von ienen seeligen Höhen, auf die Täler des
Jammers herab, und siehet- gänze Geschlechter
bereit, sich auf ewig, in den Abgrund des Ver-
derbens zu stürzen. Gerührt durch diesen An-
blick ; entrüstet, durch den Troß, mit welchen
das Reich der Finsterniß ihm Hohn spricht; ver-
lässet er den. ewigen Siß- seiner Gottheit;: nimmt
das. wichtige ,"von dem ganzen Heeye des Him-
mels bewunderete Werk der Erlösung auf fich;
und stehet schon“ im Begriffe, “sich bis zu den
niedrigen / Wohnungen“ der. Sterblichen / herabzus
lassen ; und, ach, „möchten ihm „unsere, Herzen
frop, und sehnsuchtsvoll “entgegen klopfen! Möch»-
fen diese 'veligen Tao* durch feine schwarze La
for entiwvoihet werden ! Aber, vergeblicher Wunsch?
das Auos%des- Christen [öset, “inder Stille, eis
nie flägende. Dhkäne ,- nat) der andeten fallen,
wenn es, fast wit iedem Blicke, neue Arten von
Lästern in der Christenheit “entdeeket; Und muß
man - nicht gerühret werden, “wenn. man, 'an
Statt der Warheit, verführende Irrtümer; an
Statt des-Glaubei85'den schändlichesten "Unglau-
ben; an Statt der Gemeinen währer Christen,
Sekten der- Spötter 3 an Statt der brüderlichen
Liebe, Erbitterungen des Einen, gegen den An-
deren; -än "Statt der Demuth , stolze Eigenlie-
b- an -Statt der Sätiftmuth , Zorn und Rach-
bezterde ; an Start des Mitleidens, Gtäiisame
eit;