Berliner Omnibus.
Zweiter ZAhrgÄrrg.
Zeitschrift
t ü r Leser aus a l l e n 'S t ä n - e n.
- Redacteur: Adolph Wolff.
Nummer
s.
Wöchentlich erscheinen 2 Nummern Tert und als Gratis - Beilage
t Bogen des Romans v. E. Suc: „Sieben Todsünden, und außer
dem für Berlin noch der „Wochenbericht." Monatepreis für Berlin
3'- Sgr.; für Auswärtige <2 Sgr. vierteljährlich. Alle Kvnigl. Post-
anstalten und Buchhandlungen nehmen Bestellungen darauf an.
April
1848.
Louis Philipp l,
König der Franzosen.
(Schluß.)
Bei der Nachricht von Napoleons Landung,
begaben sich der Herzog von Orleans und Graf
Artois zu dem Heere, welches 50,000 Mann stark,
zwischen Lion und Grenoble aufgestellt war. Aller
Widerstand war vergebens, die königliche Familie
und der Herzog von Orleans verließen am 19. und
20. März Paris. Den Oberbefehl in deni Nordde
partement übergab der Herzog an den Herzog von
Trevifo und begab sich nach England, wo er bis
zur Rückkehr nach Frankreich, im Monat Juli 1815,
in Twickenham lebte. Jedoch bald kehrte er dahin
zurück und verblieb bis zum Jahre 1817.
Seit Ludwig dcS XVIII. am 16. September
1824 erfolgten Tod, erhielt die Familie Orleans
von Kart X. mehr Beweise der Gunst, als dieses
bei der vorigen Regierung der Fall war.
Die politischen Mißstimmungen gegen die Re
gierung erreichten den höchsten Grad durch die
Ordonnanzen, welche am 26. Juli 1830 durch den
Moniteur veröffentiicht wurden. Am 27. Juli be
gann der bewaffnete Aufstand, Paris wurde in Be
lagerungszustand erklärt, der Kampf am 29. war
für die DolkSparthei günstig, und die Bourbons
wurden des Thrones für veriustig erklärt.
Der Herzog von Orleans, der von Neuilly nach
Paris gekommen, nahm die ihm am 31. Juii an
getragene General-Statthalterschaft des Königreichs
an, und nachdem Carl X. feine Verzichtleistung
auf den Thron übersandt, bestieg er durch allge
meinen Beschluß am 9. August im Pallast Bour
bon, als Ludwig Philipp I., König der Franzosen,
den Thron von Frankreich.
Ohngcachtet aller Schmähungen und Angriffe
gegen die neue Dynastie, scheiterten die Partheien
an der Festigkeit der Grundsätze des Königs, der
sich ganz den Regierungsgeschäften hingab und schlicht
jebte. Ohne Abänderungen in dem bisherigen Kö
niglichen Haushalt, wurde im folgenden Jahr die
Residenz ans dem Palais Royal nach den Tuillerien
veriegt.
Es erlaubt der Raum dieser wenigen Blätter
nicht, die politischen Wirren und Ministerwechsel
hier aufzuzählen, es sei nur erlaubt einiger Haupt-
ereignisse zu gedenken, als z. B. die Unruhen in
Lyon und Marseille im Jahre 1834, so wie auch
i» Paris in den Monaten Februar und April.
Am schrecklichsten tritt aber die Verschwörung
gegen das Leben des Königs hervor, welche am
28. Juli 1835, am Erinnerungsfeste der Julitage
bei der großen Heerschau ausbrach, welche so Vielen
den Tod gab. Der König war in der Nähe des
Jardiii Turc angekommen, als man ei» furchtbares
Krachen vernahm, dessen schreckliche Folgen sich so
gleich durch gefallene Menschen und Pferde zeigten,
Der Marschall Mortier, Herzog von Treviso, war
von einer Kugel tödklich getroffen, viele Offiziere,
Soldaten und Bürger waren tödklich verwundet.
Aus dem obersten Stock eines Hauses, dem Jardin
Turc gegenüber, sah inan Pulverdampf dringen,
die Maschine, welche die Explosion bewirkt, wurde
gefunden, und der Thäter Ficchi ergriffen. Die
Verhandlungen über diese That begannen erst im
folgenden Jahre, Fiechi mit drei seiner Mitschuldi«
gen: Peter Morel), Florenii» Pepin und Boireau
wurden am 15 Februar verurtheilt; die ersten Drei
wurden den 19. Februar hingerichtet und Boireau
war zu zwanzigjähriger Einsper.rung verurtheilt.
Einen großen Eindruck bewirkte diese, schreckliche
That nicht nur in Frankreich, sondern in ganz
Europa.
Es wurden bald darauf Gesetze über Presse und
Prcßvergeden in Vorschlag gebracht, welche später
unter dem Namen Septembergesetze bekanntgeworden.
Im Frühjahr des Jahres 1836 unternahmen
die Herzoge von Orleans und Nemour eine Reis^