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aufgeregter und tiefsinniger... Soll ich meiner
Ahnung Raum geben, so bin ich fest überzeugt,
daß dies Verhältniß einen sehr schlechten Aus-
gang haben muß und wird... Der alte Mar
schall sucht bis jetzt noch das Gleichgewicht zu
erhalten, und da er einsehen mag, daß seine
Tochter im Irrthum begriffen ist, so weiß er
auch die Gouvernante zu besänftigen, sonst wäre
sie längst nicht mehr bei den Kindern ... Ein
neuer Wahn von der Herzogin ist es, sich vom
Herzoge scheiden zu lassen...
— Und diesen Wahn — fiel Louis ins
Wort — scheint der Abbe Gallord hervorzu
rufen und zu erhalten.
— Ja, diese Pfaffen! — rief entrüstet der
Koch — Wo sie sich erst einschleichen, da ist
auch die Ruhe vertrieben, und der Hader zieht
ins Haus!
— Ich bedaurc den Herzog und die arme
Hcrzogiir, daß sie sich nicht verständigen können
— sagte die Kammerfrau — Aber es scheint,
als wenn der böse Geist unter sie gefahren ist.
— In der Person eines Priesters! — rief
selbstzufrieden über seine Bemerkung der Koch
— Ich gehe auch nicht mehr zur Beichte, seit
ich sie von einer solchen Seite habe keimen
lernen.
— ES giebt doch auch fast keine Familie
unter den Hohen, wo nicht etwas vorfiele —
sagte Mademoiselle Laura. — Ein Glück für
uns, daß wir uns keine Beispiele an den Skan
dalen unserer Gebieter nehmen; die Welt müßte
sonst in einen schrecklichen Wirrwarr gerathen.
— Nach vielen ähnlichen Besprechungen
über ihre Herrschaften trennten sich die Mit
glieder dieser Gesellschaft nach ein Uhr Nachts.
8.
Einige Monate nach der Zeit, wo die Zu
sammenkunft der Dienerschaft in dem Hotel
des Marschall Sebastian!, welches der Herzog
von Praslin bewohnte, stattgefunden hatte, er
eigneten sich Austritte ernsterer Art in dem Wohn
zimmer des Marschalls Sebastian!, wo wir den
Herzog von Praölin, Fräulein Deluzy und den
alten Marschall beisammen finden.
Bei ihrem Eintritt in diesen Salon, sagte
Mademoiselle Deluzy, nachdem sie sich ehrer
bietigst verbeugt, und erstaunt die Gegenwart
deS Herzogs von Praölin bemerkt hatte:
— Ich fühle mich glücklich, Sie hier zu
finden, gnädiger Herr, denn ich wollte Sie
eben aussuchen, um eine Klage, bei Ihnen an
zubringen... Vielleicht bin ich auch indersel-
ben Angelegenheit vom Herrn Marschall hier
her beschieden worden?
— Ich habe Sie herbitten lassen, mein
Fräulein, sagte der Marschall mit ziemlicher
Verlegenheit, um mit Ihnen ein Abkommen zu
treffen, welches die Ruhe meiner Tochter, der
Frau Herzogin von Praslin, und nicht minder
die Zufriedenheit deö Herzogs herstellen soll.
— Und ich füge mich gern diesem Plane
des würdigen Herrn Marschalls, wenn Sie
damit einverstanden sind, mein Fräulein, fügte
der Herzog von Praslin hinzu, indem er einen
bedeutungsvollen Blick auf Fräulein Deluzy
warf.
— Bevor ich mich in irgend ein Geschäft
oder, wie zu sagen beliebt wurde, in ein Ab
kommen einlassen kann, entgegnete die Gouver
nante der Kinder des Herzogs von Praslin,
Fräulein Deluzy, mit einiger Bitterkeit und mit
einem gewissen stolzen Gefühle, muß ich zu
vörderst über eine Zurücksetzung klagen, die mir
heute, wie früher, schon oft wiederfahren ist...
Sie, Herr Herzog, fuhr die junge Dame zu
Herrn von Praslin gewandt fort, haben mir
beim Antritt meiner Pflichten in Ihrem Hause
und später mehrmals, die Versicherung gegeben,
daß Sie mich gegen jede Beleidigung und ge
gen alle Intriguen schützen würden, die mir'
von Hausgenossen oder sonst Jemanden, na
mentlich von Ihrer Frau Gemahlin, verursacht
werden... ich habe Ihrem Ehrenworte ge
glaubt, und dennoch erlaubte sich gestern Abends
der Abbe Gallord mir anzukündigen, daß ich
Ihr Haus verlassen müsse... Ich finde diese
Art, mich aus meinen Verhältnissen zu ent
lassen , doch sehr entehrend für mich... das
glaube ich nicht verdient zu haben.
— Wenn dies geschehen ist, antwortete der
Herzog, so ist eS ohne meine Zustimmung er
folgt ... Es ist wahr, fügte er mit Verlegen
heit hinzu, indem er der Gouvernante wieder
einen bedeutungsvollen Blick zuwarf, wir hat
ten zur Ruhe der Frau Herzogin beschlossen...
— Erlauben Sie, unterbrach den Herzog
der Marschall Sebastiani, daß ich Fräulein
Deluzy Alles erkläre. . . es wird mir, einem
alten Manne, weniger übel genommen, wie
Ihnen... Zuvörderst, mein Fräulein, fuhr der
Marschall zu der Gouvernante fort, muß ich
meine eigene Tochter, die Herzogin von PraSlin
anklagen... Sie wissen es seit Jahren, wie
die liebe Dame mit Allen, die sie umgeben, so-