Path:
Volume Februar

Full text: Berliner Omnibus (Public Domain) Issue2.1848 (Public Domain)

24 
aufgeregter und tiefsinniger... Soll ich meiner 
Ahnung Raum geben, so bin ich fest überzeugt, 
daß dies Verhältniß einen sehr schlechten Aus- 
gang haben muß und wird... Der alte Mar 
schall sucht bis jetzt noch das Gleichgewicht zu 
erhalten, und da er einsehen mag, daß seine 
Tochter im Irrthum begriffen ist, so weiß er 
auch die Gouvernante zu besänftigen, sonst wäre 
sie längst nicht mehr bei den Kindern ... Ein 
neuer Wahn von der Herzogin ist es, sich vom 
Herzoge scheiden zu lassen... 
— Und diesen Wahn — fiel Louis ins 
Wort — scheint der Abbe Gallord hervorzu 
rufen und zu erhalten. 
— Ja, diese Pfaffen! — rief entrüstet der 
Koch — Wo sie sich erst einschleichen, da ist 
auch die Ruhe vertrieben, und der Hader zieht 
ins Haus! 
— Ich bedaurc den Herzog und die arme 
Hcrzogiir, daß sie sich nicht verständigen können 
— sagte die Kammerfrau — Aber es scheint, 
als wenn der böse Geist unter sie gefahren ist. 
— In der Person eines Priesters! — rief 
selbstzufrieden über seine Bemerkung der Koch 
— Ich gehe auch nicht mehr zur Beichte, seit 
ich sie von einer solchen Seite habe keimen 
lernen. 
— ES giebt doch auch fast keine Familie 
unter den Hohen, wo nicht etwas vorfiele — 
sagte Mademoiselle Laura. — Ein Glück für 
uns, daß wir uns keine Beispiele an den Skan 
dalen unserer Gebieter nehmen; die Welt müßte 
sonst in einen schrecklichen Wirrwarr gerathen. 
— Nach vielen ähnlichen Besprechungen 
über ihre Herrschaften trennten sich die Mit 
glieder dieser Gesellschaft nach ein Uhr Nachts. 
8. 
Einige Monate nach der Zeit, wo die Zu 
sammenkunft der Dienerschaft in dem Hotel 
des Marschall Sebastian!, welches der Herzog 
von Praslin bewohnte, stattgefunden hatte, er 
eigneten sich Austritte ernsterer Art in dem Wohn 
zimmer des Marschalls Sebastian!, wo wir den 
Herzog von Praölin, Fräulein Deluzy und den 
alten Marschall beisammen finden. 
Bei ihrem Eintritt in diesen Salon, sagte 
Mademoiselle Deluzy, nachdem sie sich ehrer 
bietigst verbeugt, und erstaunt die Gegenwart 
deS Herzogs von Praölin bemerkt hatte: 
— Ich fühle mich glücklich, Sie hier zu 
finden, gnädiger Herr, denn ich wollte Sie 
eben aussuchen, um eine Klage, bei Ihnen an 
zubringen... Vielleicht bin ich auch indersel- 
ben Angelegenheit vom Herrn Marschall hier 
her beschieden worden? 
— Ich habe Sie herbitten lassen, mein 
Fräulein, sagte der Marschall mit ziemlicher 
Verlegenheit, um mit Ihnen ein Abkommen zu 
treffen, welches die Ruhe meiner Tochter, der 
Frau Herzogin von Praslin, und nicht minder 
die Zufriedenheit deö Herzogs herstellen soll. 
— Und ich füge mich gern diesem Plane 
des würdigen Herrn Marschalls, wenn Sie 
damit einverstanden sind, mein Fräulein, fügte 
der Herzog von Praslin hinzu, indem er einen 
bedeutungsvollen Blick auf Fräulein Deluzy 
warf. 
— Bevor ich mich in irgend ein Geschäft 
oder, wie zu sagen beliebt wurde, in ein Ab 
kommen einlassen kann, entgegnete die Gouver 
nante der Kinder des Herzogs von Praslin, 
Fräulein Deluzy, mit einiger Bitterkeit und mit 
einem gewissen stolzen Gefühle, muß ich zu 
vörderst über eine Zurücksetzung klagen, die mir 
heute, wie früher, schon oft wiederfahren ist... 
Sie, Herr Herzog, fuhr die junge Dame zu 
Herrn von Praslin gewandt fort, haben mir 
beim Antritt meiner Pflichten in Ihrem Hause 
und später mehrmals, die Versicherung gegeben, 
daß Sie mich gegen jede Beleidigung und ge 
gen alle Intriguen schützen würden, die mir' 
von Hausgenossen oder sonst Jemanden, na 
mentlich von Ihrer Frau Gemahlin, verursacht 
werden... ich habe Ihrem Ehrenworte ge 
glaubt, und dennoch erlaubte sich gestern Abends 
der Abbe Gallord mir anzukündigen, daß ich 
Ihr Haus verlassen müsse... Ich finde diese 
Art, mich aus meinen Verhältnissen zu ent 
lassen , doch sehr entehrend für mich... das 
glaube ich nicht verdient zu haben. 
— Wenn dies geschehen ist, antwortete der 
Herzog, so ist eS ohne meine Zustimmung er 
folgt ... Es ist wahr, fügte er mit Verlegen 
heit hinzu, indem er der Gouvernante wieder 
einen bedeutungsvollen Blick zuwarf, wir hat 
ten zur Ruhe der Frau Herzogin beschlossen... 
— Erlauben Sie, unterbrach den Herzog 
der Marschall Sebastiani, daß ich Fräulein 
Deluzy Alles erkläre. . . es wird mir, einem 
alten Manne, weniger übel genommen, wie 
Ihnen... Zuvörderst, mein Fräulein, fuhr der 
Marschall zu der Gouvernante fort, muß ich 
meine eigene Tochter, die Herzogin von PraSlin 
anklagen... Sie wissen es seit Jahren, wie 
die liebe Dame mit Allen, die sie umgeben, so-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.