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Schnellpreffendnlck von Ernst kitfaß, Adlerstraß« Nr. 6.
Und der Gärtner eilte durch eine Thür,
welche in das innere des Schlosses fiihrte.
„Ein guter Kerl, der Gärtner," — mur
melte der Graf für sich, den Gärtner nach
blickend. — „ Immer bescheiden^ kennt
Subcrdination... Soll auch auf Lebzeit
sein Brod bei mir haben.
(Fortsetzung folgt.)
Berliner Zeitung.
— Die am IO. Juli unter den Zetten abgehaltene
Volksversammlung iß von höchster Wichtigkeit für Preu
ßen und namentlich für Berlin.
Da« Volk, also die Arbeiter, wurden darauf auf
merksam gemacht, daß am 17. oder 18. dö M. ein Zu
sammenstoß mit ihnen und der Bnrgerwehr von Seiten
der Reaction vorbereitet werde; sie sollten sich aber nicht
verleiten lassen, zu irgend einer Ruhestörung, weil die
Absicht vorläge, nach einem Zusammenstoß die Bürgere
wehr zu entwaffnen. Ein Bataillon Bürgerwchr hörte
dies mit an und die Arbeiter nahmen cs sich ad notani.
Der Held bleibt ein Held der Helden gegen die nichts
würdigen Reactionairc. ' —sch.
— Nicht bloß „Stiefel muß sterben," sondern auch:
„Zopf muß sterben!" — Im März d I. starb näm
lich die aschgraue Wittwe des Feldmarschall-LieütenantS
von Zopf, und daS Adels-Diplom dieser alten freiherr-
lichen Familie wurde Nach diesem tragischen Vorfall der
Hyfkanzlei zu Wien zurückgegeben.
Der adlige Zopf wäre also mansctodt, nun fehlt nur
noch das Bcgräbniß des bürgerlichen Zopfes, der ein be
deutend zäheres Leben hat, denn man glaubte den letzten
feines Stammes am 22. März im Friedrichshain mit be
graben zu haben, aber hin und wieder kommt doch noch
einer zum Vorschein. * *
— Der Rector Müller soll, wie die Zeitungs-Halle
schreibt, die Zettel der Student.« abreißen und so die Rolle
eines. Zensors spielen. Kein Wunder; denn da die hie
sige» Studenten den Wienern nur nachtanzen, so muß
der Müller daS abgedroschene Zeug zermalen. Dr. L.
— Das 2. und 3. Bataillon des 12. Znfanterie-Regi-
mentS hat uns mit feinem Besuche beglückt, während daS
1. Bataillon, welches am 18. März uns Knallbonbon
gegeben, in Schleswig steht. Wir fürchten sehr, daß cs
hier so gehen wird wie bei der Eidere, der ein Stück an
wächst, so oft es ihr abgeschlagen wird, oder wie bei
per Hyder, der selbst ein neuer Kopf anwächst. 11,
— Die „Neue Berliner Zeitung" riecht zu sehr nach
dem allen Berlin und ist ein treues Kind der Berlinischen
Zeitung, wie sich die Vossischc nennt. Wir. glauben nicht,
daß fie alt werden wird. —l.
— Der Kultusminister RodbertuS ist nicht mehr -—
Kultusminister. Eine schnelle Carriere! Der-mißliche
Umstand ist nur der, daß RodbertuS die Carriere nicht
schnell gemacht, sondern schnell abgemacht hat. 11.
— Unser.altes jungfräuliches Germania fühlte feit ei
nigen dreißig Jahren Hoffnung erweckende Geburtswehen.
Mit diesem Frühjahr wurden dieselben lebhafter, als je
zuvor, und schon waren die zahlreichen Freunde in Frank
furt versammelt, um der Geburt des jungen Kindes, der
Freiheit beizuwohnen Abersiehe! eS kam nicht, und man
wagte den. Kaiserschnitt. Die Operation war schmerzhaft
und dennoch brachte der Schnitt nicht einen Kaiser, son
dern nur einen NcichSvcrweser an'ö Tageslicht. Das
Kmdlcin soll übrigens männlichen Geschlechts fein. .$'■
— Da so manche Spcculation mißlungen ist, so beab
sichtigt eine hohe Person nach vanssouci sich zurückzu
ziehen. Der Name Sanssouci klingt, wie fie meint, wie
eine Ironie. De. L.
— Der aus dem Ministerium zurückgetretene Abgeord
nete RodbertuS hat das Vierteljahrs-Gehalt eines Mini
sters vön 2500 Thaler, welches ihm die Regierung zu
schickte, wieder zurückgesandt, mit dem Bemerken, daß er
es in so kurzer Zeit »och nicht verdient habe und daß der
Staat es wo anders brauchen komme . . . DaS ist ein
Mann deS Volks!! 18-
— Die Russen gehen über die Moldau uüd Wallachai
nach Constantinopel, um dem Groß Herrn für die Nichtan
erkennung der französischen Republik ihren Dank persönlich
abzustatten. Von da kommen sie »ach Frankfurt a. M., um
den deutschen ReichSverweser zu bewillkommen,'also bekom
me» wir sie nicht in. Berlin zu sehen. O Schade ! 18,
1 1. :
Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich, und zwar Freitags oder Sonnabends, '2 Nummern Tert und als
GratiS-B-ilaae 1 Bogen des Romans von Eugen Sue: „Sieben Todsünden," und außerdem fnrDerlin
noch der „Kirchenzettel." Monatspreis für Berlin 3j Sgr.; für Auswärtige 12 Sgr. vierteljährlich. Alle Kö
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