Path:
Volume Januar

Full text: Berliner Omnibus (Public Domain) Issue2.1848 (Public Domain)

m 
V 
M i g f a tt i g es. 
• 
Unschuldiges Mittel zur Verbesserung des 
NothweinS. Man thue in eine Flasche Rothwein eine 
große oder zwei kleine recht fehlerfreie rothe Himbeeren, 
am liebsten Waldhimbeeren, korke sie dann wieder zu und 
lege sie in den Keller. Zn Jahresfrist wird man den 
Wein kaum wieder erkennen. Thut man aber, besonders 
wenn der Wein leicht ist, mehr als zwei Beeren hinein, 
so läuft man Gefahr, ihn ganz zu ve>derben. 
Räucherung deS Fleisches. Man soll dasselbe 
gleich nach dem Schlachten in einem Gemenge von 
t Theil Salpeter und 32 Theilen Kochsalz gehörig her 
umwälzen, dann mit Roggenkleie bestreuen, soviel hängen 
bleiben will, es darnach mit einer einfachen Lage Maku 
latur umgeben und in den Rauch hängen. Die Aufbe 
wahrung von geräuchertem Fleisch soll am besten durch 
Schlichtung und Bedeckung mit Heu, so daß alle Lücken 
gehörig mit Letzterem angefüllt find, bewirkt werden. 
idf*'*!-/ '-,1 ■ '.iV: 
Der alte treuherzige Schicht, ehemaliger Musikdi 
rektor in den beiden Hauptkirchen Leipzigs, war Anfangs 
gegen Beethoven eingenommen, und bezweifelte besonders 
dessen Befähigung für dramatische Musik. „Beethoven ist 
ein Esel mit seiner Opernmusik," pflegte er zu sagen. 
Nur mit Mühe brachte man ihn endlich dahin, einer Äuf- 
führung des Fidelis beizuwohnen. Nach der Vorstellung 
war kein Wort aus ihm herauszubringen, aber bei einer 
zweiten und dritten Aufführung sah man ihn abermals 
rin Theater. Zuletzt dringt man in ihn, sein Urtheil zu 
sagen. „Ja," antwortet er einfach, „die Sache ist um 
gekehrt ich war der Esel!" 
• :!: 2 Tii !r,'«,-.'tttz iiViKH.i»,!! 
Ein Gutsbesitzer ließ feistem Arzt 
in der Stadt melden,' daß er einen Knecht zu Ihm sen 
den wolle, der ein krankes Knie habe, er möge das Uebel 
untersuchen und ihm ein Mittel dagegen verordnen. Am 
nächsten Tage erscheint der Knecht zu Pferde bei dem 
Doktor. Dieser tritt vor die Hausthür, befühlt das kranke 
Knie und fragt? „Hinkst Du?" — „Nein, Herr," lau 
tete die Antwort. „Ich sage Dir, Du mußt hinken." 
„Ei nicht doch, Herr!" — „So steige einmal ab, ich 
muß mich überzeugen,"— „Ja so, das ist was anders," 
entgeanete treuherzig der Patient, „wenn ich gehe, hinke 
ich tüchtig, aber wenn ick reite, hinke ich nicht." 
Turniere. Die Turniere wurden vom Jahre 1066 
(nach Gesetzen geordnet^ immer zahlreicher. Im Jahre 
1177- kamen i» Sachsen 16 Ritter und. im Jahre 4241 
auf einem einzigen Turnier zu NupS 60 Ritter um'S 
Leben. Bisweilen starben einzelne nicht an Wunden, 
sondern erstickten vor Hitze in ihrer schweren Rüstung, 
odtt eS'eniständ' äüS Eifdrsitcht' ein ernstlicher Kampf. , 
So'zeigte die Gräfin von Clermont auf einem Turniere 
im Jahre 1S3t-Vorliebe für'den-Grasen Florenz von 
Holland,' Ihr Gemahl griff diesen an, sie tödteten sich 
wechselseitig und die Gräfin starb bald nachher an Gram 
und'Kränkung. Deshalb verboten die Päpste auf meh 
reren Ki'rcheyversgmmlnngen die Turniere. Das letzte 
Turnier war lSstg in Frankreich Kein im Turnier Um- 
getömmener erhielt eine Stätte mehr in geweihter Erde, 
jo daß Frauen wohl »ach Rom pilgerten, um vom Papste' 
Aufhebung dieses Gesetzes zu erflehen. 
Ä LtcknviK «ne hu fl. 
Ein schönes Bild des Lebens giebt uns die 
nordische Mythologie. Ein Baum, die Esche Hydrafill, 
wächst empor unter Leid und Noth. Die Nornen iSchick- 
salsgöttinnen) erhalten ihn grün und fördern sein Ge 
deihen. In seinen Zweigen sitzt ein Adler und zwischen 
dessen Augen ein Habicht; vier Hirsche laufen um die 
Esche her und naaen an den Knospen, und beißen sie ab; 
noch belebt den Baum ein Eichhörnchen, das auf- und 
abspringt, ohne Rast, ohne Ruhe. — Wollt ihr die Er 
klärung dcS Bildes? Sie ist leicht. Der Baum ist da- 
Leben, der Adler bezeichnet den Geist in seiner Hoheit, 
dem der Habicht beigegcben ist, als Lauscher und War 
ner, um den in sich versunkenen Geist zu warnen vor 
de» heranbrausenden Stürmen. Die vier Hirsche sind die 
Revräsentantcn der menschlichen Leidenschaften, der Sucht 
nach Macht und Ehre, nach Reichthum und sinnlichem 
Genuß, die wie gierige Raubvögel am Leben nagen und 
die beste Kraft verzehren. 
Ei» komischer Vorfall. Dieser Tage waren wir, 
erzählt der „Pesther Spiegel, Zeuge des folgenden pos 
sierlichen Vorfalles. Zwei Parteien eines Hauses ließen 
an einem und demselben Tage jede eine Klafter Holz 
führen, das, nachdem man cs auf der Straße in zwei 
nicht weit von einander entfernten Abtheilungen abgela 
den, von jeder Partei ihren eigenen dazu bestellten Holz- 
hackern zum Sägen und Spalten übergebe» wurde. Kaum 
hatten sich aber die Holzhacker der einen Parte! etwas 
entfernt, als die Holzhacker der andern Partei diesen 
günstigen Moment benützten, um — nicht etwa von je 
nem Holz zu stehlen — sondern vielmehr von ihrem 
Holze mehrere Scheiter zu der Abtheilung der anderen 
Partei zu werfen, in der löblichen Absicht einen Theil 
ihrer Arbeit den anderen Holzhackern aufzubürden. Aber 
diese waren kaum zurückgekehrt, als sic mit ihrem geübten 
Auge den unliebsamen Zuwachs wahrnähmen und gleich 
erriethen, woher die Bescherung kam. Alsoglcich ward 
unter obligaten Schimpfwörkern nicht nur die freigebige 
Spende mit Protest zurückgegeben, sondern noch reichliche 
Interessen dazu gefügt, so daß die ersteren Hclzhackcr 
viel mehr bekamen, als sie gaben. Diese ihrerseits re- 
tournirten wieder unter Lärmen und Poltern die wuche 
rische Zahlung und wohl noch eine tüchtige Portion 
darüber; jene blieben nichts schuldig und das Her- und 
Hinwerfen des Holzes nahm kein Ende, so daß bald 
zwischen den zwei Holzhaufen solch eine innige Vereini 
gung bestand, daß man unmöglich mehr eine Grenze un 
terscheiden konnte. Nun kamen, von dem Tumult herbei 
gezogen, die Eigenthümer des Holzes selbst auf den 
Schauplatz, und da ging erst der Spektakel recht loch 
da Niemand mehr wußte, was sein Eigenthum war und 
begreiflicherweise jeder Eigenthümer sich auf die Seite 
der fremden Holzhacker schlug. Nach langem Dispute, 
der schon in ernsten Hader auSzubrechen drohte, beschloß 
man in einem befonneren Augenblick den vereinigten 
Holzbausen' aufzuklaster», wo dann jeder sich 'feine Klaf 
ter nehmen konnte. 
’ inv;>y. ■ ■ : - h*d' >;,i. 
Rebus. 
X 
B 
— .8 .vK r'' 1 de naiii&cjrjlyitufy
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.